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18.05.2005, © Vivienne

Ich bin, wie ich bin!

Xandl schlug dir Tür hinter sich zu.
Du kannst mich!
Demonstrativ warf er die Zigarettenkippe neben den Weg.
In den Rasen.
Emma ging ihm immer mehr auf den Geist!
Ihr Putzfimmel!
Und dauernd versuchte sie ihn zu ändern!
Ihn!
Seit 36 Jahren war er fertig.
Und er würde sich für niemanden ändern.
Auch nicht für sie.
Schon gar nicht für Emma!
Ihr ewiges Gekeppel!
Und nirgends mehr durfte er rauchen!
Ihn wollte sie in den Keller verbannen!
Wenn er Lust auf eine Zigarette hatte!
In seinem eigenen Haus!
Xandl griff sich auf den Kopf!
Und das vor allem wegen der Gardinen!
Sagte sie immer.
Wozu hatte sie denn eine Waschmaschine?
Hey?
Runter mit den Dingern!
Und fluggs sind sie gewaschen!
Dieses dumme Gerede von wegen vergilbter Gardinen!
Das konnte er einfach nicht mehr ernst nehmen!
Das war doch nur ein Vorwand!
Ihn zu bevormunden!
Ihn herum zu kommandieren!

Xandl visierte zielsicher sein Stammbeisel an.
Bestellte eine Halbe Bier.
Im verrauchten Lokal ging es ihm gleich besser.
Die Halbe tat ihr Übriges.
Er nickte einem Bekannten zu.
Der übte sich mit einem anderen im Wutzeln.
Xandl sah ihm interessiert zu.
Und musste doch wieder an Emma denken.
Was sie ihm nicht immer wieder an den Kopf warf!
Du lebst noch immer wie ein Junggeselle!
Kommst und gehst wann du willst!
Und ich muss zu deiner Verfügung stehen.
Kochen und Putzen!
Und im Bett!
Da kannst du nicht genug bekommen.
Nach zwei Minuten ist alles vorbei.
Und dir ist egal, ob es für mich toll war
!
Xandl schüttelte energisch den Kopf!
Diese Weiber!
Seine Mutter hätte es sich nicht gewagt seinem Vater zu widersprechen.
Nicht ein einziges Mal!
Aber heutzutage glaubten die Weiber alles umdrehen zu können.
Was sich ewige Zeiten als richtig erwiesen hatte.
Und als gut.
Er schlug mit der Faust auf den Tisch.

Zornig dämpfte er die Zigarette aus.
Man machte sich nur Schwierigkeiten mit einer Frau!
Emma war ein Musterbeispiel dafür!
Was war sie doch für ein geiles Weib gewesen!
Und wie fesch hatte sie ausgesehen!
Nun ja.
Ein fescher Has war sie noch immer.
Aber sie hatte sich geändert.
Total!
Er würde immer der gleiche bleiben!
Das hatte er ihr auch gesagt.
Nun ja.
Nicht direkt.
Aber er war nun mal wie er war.
Sollte er sich vielleicht das Rauchen abgewöhnen?
Oder auf seine Abende mit den Spezln verzichten?
Nach einem harten Arbeitstag?
Was hatte er denn sonst vom Leben!
Und Kino gehen interessierte ihn nun mal nicht.
Ganz am Anfang war er mit Emma öfter ins Kino gegangen.
Aber nur um sie herum zu kriegen.
Flach zu legen…
Xandl musste grinsen.
Was ihm dann auch geklungen war!

Aber dass er jetzt immer mit ihr ins Kino gehen würde –
Davon war keine Rede gewesen.
Nur Emma kapierte das nicht!
Xandl spürte eine Hand auf seiner Schulter.
Drehte sich um.
Hey, da Lois!
Grüß dich!
Die nächste Runde Bier wurde geordert.
Xandl verdrängte die Gedanken an Emma.
Nicht jetzt.
Jetzt wollte er sich amüsieren.
Ihr Keppeln würde er ihr schon noch abgewöhnen.
Spät in der Nacht machte sich Xandl auf den Heimweg.
Er schwankte.
Sein Schritt war unsicher.
Vor der Haustür kramte er minutenlang in der Tasche.
Erst dann fand er den Schlüssel.
Im Haus war es still.
Xandl war überrascht.
Dass Emma schon schlief?
Er machte Licht im Gang.
Kein Essen in der Küche.
Das Schlafzimmer war leer.
Im Wohnzimmer lag ein Zettel am Tisch.
Xandl strengte seine Augen an.
Minuten verschwammen die Buchstaben vor seinen Augen.
Dann fluchte er.
Warf den Zettel zu Boden!
Blöde Sau!
Ich brauche dich nicht!
Brauchst ned glauben, dass ich dich zurücknehme…!
Xandl ging Richtung Schlafzimmer.
Und stürzte mit einem lauten Knall.
Stöhnend richtet er sich wieder auf.
Das hatte ihm noch gefehlt…

Vivienne

 

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