Wer ist das wert? – Lillys Gedanken zu Auswüchsen der Liebe

Heute wieder zu lesen.
Über die Astronautin im Liebeswahn.
Sie erinnern sich vielleicht.
Sie fuhr 1500 km in Windeln.
Um die Kontrahentin zu entführen.
Die Rivalin um die Gunst eines Mannes.
Eines anderen Astronauten.
Ein Versuch, der scheiterte.
Und die Frau um Ehre und Karriere brachte.
Und sie wahrscheinlich ins Gefängnis.
Vielleicht für sehr lange Zeit.
Eine Geschichte zum Kopfschütteln.
Liebe kann der Himmel sein.
Aber bisweilen auch die Hölle.
Mir stellt sich dazu die Frage.
Darf man für die Liebe zum Verbrecher werden?
Oder zur Verbrecherin?
Ist das irgendjemand Wert?

Ich war oft verliebt.
Selten genug wirklich glücklich.
Aber ich bin auch sehr stolz.
Zwar machte ich mich immer wieder zum Narren.
Für so manchen Mann.
Aber mich an einer Rivalin schadlos halten…
Sie büßen zu lassen.
Weil er mit uns beiden spielte.
Das wäre mir nie im Traum eingefallen.
Weil mir schon relativ früh bewusst wurde.
Kein Mann ist das Wert.
Dass ich mich ins Unrecht setze.
Weil er sich nicht entscheiden kann.
Oder festlegen möchte.
Nicht die andere Frau trifft die Schuld.
Sondern ihn allein.
Ihn.
Dem das Rückgrad für eine anständige Beziehung fehlt.
Der wohl für sich argumentiert.
Warum auf eine verzichten?
Ich kann doch beide haben!
Im Extremfall auch noch mehr…

Zurück zur Astronautin.
Am 24. September beginnt ihr Prozess.
Ich frage mich, was sie denkt.
Wenn sie in ihrer Zelle sitzt.
Ob sie einsichtig ist?
Ob sie begriffen hat, dass ihr Tun falsch war?
Dass sie das nie versuchen hätte dürfen?
Dass sie zu weit gegangen ist?
Dass sie sich ruiniert hat?
Oder ärgert sie sich viel mehr?
Weil sie Pech gehabt hat?
Weil der tolle Plan gescheitert ist?
Dass sie viel lieber jetzt mit ihrem Liebsten beisammen wäre?
Ohne Rivalin?
Ob sie noch an seine Liebe glaubt?
Oder ob ihr die Augen geöffnet wurden?
Brutal und hart?
Ihr Fehler ist nicht mehr wieder gut zu machen…
So oder so.
Ein guter Anwalt wird ihr zu einer niedrigen Strafe verhelfen.
Unter Umständen.
Aber ihr Leben ist gelaufen.
Geopfert einem Mann.
Der nicht stark genug war ehrlich zu ihr zu sein…

Wir laufen oft Wunschträumen hinter her.
Wir glauben an Menschen.
An ihre Liebe.
An ihre Treue.
Und werden doch enttäuscht.
Immer wieder.
Eine Kunst des Lebens besteht darin.
Solches abzuhaken.
Wir dürfen weinen und schreien deswegen.
Und uns selbst leid tun.
Aber einmal sind wir darüber hinweg.
Und wir sollten nicht Amok laufen.
Weil wir meinen.
Wir müssten der Liebe ein wenig nachhelfen.
Unbedingt.
Nicht nur wegen der anderen.
Vor allem auch wegen uns selbst.

DAS ist kein Mensch Wert.
Dass wir seinetwegen unser Leben verpfuschen…

Vivienne/Lilly

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