Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  September 2004



Im Vergleich

Zwei Diven der guten alten Filmwelt feiern dieser Tage ihren 70. Geburtstag. So gegensätzlich wie sie sich schon seinerzeit vom Typ her in ihren Filmen präsentierten, verlief auch das weitere Leben der beiden Stars. Die eine, Sophia Loren, lachte schon vor einer Woche von der Titelseite aller wichtigen Gazetten. Gab es doch nicht nur den 70er sondern auch die Hochzeit des Sohnes zwei Tage zuvor zu feiern. Fast makellos noch immer das Aussehen der zweifachen Oscarpreisträgerin, an der die Zeit fast spurlos vorübergegangen zu sein scheint. Aber eben nur fast, denn dass ein paar namhafte Schönheitschirurgen einiges dazu beigetragen haben, dass „Bella Sophia“ noch immer anerkennende Blicke als eine sehr attraktive Frau erntet, ist ein offenes Geheimnis. Außerdem gab es kaum Skandale im Leben der dunkelhaarigen, glutäugigen Italienerin.

Die Liebe zum Langzeitehemann Carlo Ponti, dem sie im Wesentlichen ihre große Karriere zu verdanken hat, war einer davon. Aber wer erinnert sich heute noch, dass Sophia lange Jahre auf die Scheidung von Ponti, der in Trennung lebte, warten musste um die gemeinsame, „sündige“ Beziehung legalisieren zu können? In den 50er Jahren war – man glaubt es kaum – Scheidung im Land des Papstes tatsächlich noch verpönt. Erst als das alte Gesetz fiel, durfte die Loren Ponti endlich heiraten. Fast vergessen auch ein Steuerskandal in den 70er Jahren, durch den der Filmstar sogar einige Tage ins Gefängnis musste. Mittlerweile redet keiner mehr davon, das Ehepaar Loren-Ponti zahlt seine Steuern wieder brav in der Heimat und Sophia präsentiert sich immer wieder gerne als heimatververbundene Italienerin, die Spaghetti liebt und der Nationalspeise auch ihre Schönheit zu verdanken hat (sieht man eben von diversen Operationen ab…).

Die Loren war bis weit in die 70er Jahre hinein ein großer Star, nicht nur in Bella Italia sondern auch in Hollywood. Sie spielte mit allen großen (männlichen) Stars ihrer Zeit: von Gary Grant (der sie angeblich sogar heiraten wollte) bis Gregory Peck, von Richard Burton bis Charlton Heston. Dennoch hatte die Familie für die Diva immer Vorrang, versuchte sie doch verzweifelt einige Jahre Kinder zu bekommen. Die Filmschöne erlitt einige tragische Fehlgeburten bis die beiden Söhne doch geboren wurden. Mittlerweile ist Sophia Loren ein Denkmal, an dem niemand mehr zu rütteln wagt und noch immer Aufputz so mancher großer Gala. Sie war es, die vor einigen Jahren ihrem Kollegen Roberto Benigni den Oscar für die männliche Hauptrolle in „Das Leben ist schon“ überreichte.

Fast auf den Tag genau so alt wie Bella Sophia, vor vielen Jahren eben so berühmt und wunderschön, und trotzdem ein ganz anderes Leben: das ist Brigitte Bardot. Einmal Femme fatale, ein anders Mal das „Gänseblümchen, das entblättert wurde“. Mit ihrem berühmten Schmollmund war die Blondine speziell in Europa ein gefeierter Star. Selbstverständlich drehte sie auch in Hollywood, konnte sich aber dort nicht so nachhaltig in Szene setzen wie ihre dunkle Gegenspielerin aus Italien. Auch kein Oscarregen für die schöne Französin, die privat zahllose Affären pflegte, immer rastlos getrieben schien, Drogen- und Alkoholexzesse feierte und auch einen Selbstmordversuch überlebte. Brigitte bekam auch einen Sohn mit dem sie keine positiven Erinnerungen verbindet. Der Vater des Buben zwang sie zum Behalten des Kindes, das sie nie wollte, gestand sie einmal völlig verbittert. Die Liebe, die sie ihrem einzigen Kind vorenthielt, schenkte sie dafür überreich den Tieren.

Die Bardot mutierte nämlich nach ihrer Karriere zur militanten Tierschützerin, die auch mit Negativschlagzeilen anderer Art auffiel. Die einstige Schönheit, die von Curd Jürgens bis Roger Vadim die schönsten und interessantesten europäischen Filmstars becircen durfte, ruinierte mehr und mehr mit rassistischen Äußerungen ihren früheren Status. Während die gleichaltrige Loren beizeiten anfing, an der Schönheit zu arbeiten (oder arbeiten zu lassen), alterte Brigitte Bardot fast schon schmerzhaft in den Augen ihrer einstigen Bewunderer. Auf den Titelbildern der Zeitungen durfte man zum ihrem jetzigen Geburtstag eine Frau erkennen, die keinen Tag jünger aussieht als sie ist. Jede Eskapade, jeder Fehltritt, jeder Exzess – er ist in ihrem Gesicht gefangen. Die Bardot kommt natürlich sehr viel authentischer herüber als die mehrfach geliftete Sophia Loren, dennoch stimmt der Vergleich traurig. Nicht wegen der vielen Falten der einstmals so schönen, bezaubernden Französin – die Verbitterung und Härte in ihren Zügen belegt, dass sie nie wirklich glücklich war. Trotz all ihres Ruhms…

Vivienne

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