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06.10.2005, © Vivienne

James Bond mit Gummi?

Manche Tage beginnen mit einem Lächeln, liebe Leser, manche sogar mit einem schallenden Lachen. So wie heute, als ich kurz vor 6:00 Uhr morgens schlaftrunken die Zeitung aufschlug. Australische Mediziner haben sich die Mühe gemacht, die beliebtesten Streifen der letzten zwanzig Jahre auszuwerten (Warum eigentlich?) und haben dabei die interessante Tatsache herausgefiltert, dass nur etwa ein Viertel dieser Streifen ganz ohne Alkohol, Drogen, Zigaretten oder ungeschützten Sex auskommen würde. Einmal ganz abgesehen davon, dass ich schon viel früher auf ein ähnliches Ergebnis gekommen bin ohne dabei über die Möglichkeiten jener Wissenschafter zu verfügen: das sind nun mal Dinge, die bei den potentiellen Zusehern ankommen, vor allem letzteres. Und der erhobene Zeigefinger der Mediziner, die nun mehr vor den Folgen des übermäßigen Genusses von Nikotin und Alkohol oder Sex ohne Latex hinweisen, wirkt auf mich ehrlich gesagt zum Schießen komisch. 

Hat auf dieser Welt schon irgendwann einmal irgendjemand irgendetwas nicht gemacht, nur weil es nicht gesund oder sogar sehr schädlich ist? Höchstens eine verschwindende Minderheit, sind wir doch ehrlich. Aber die nächste Forderung der australischen Wissenschafter schießt für mich den Vogel ab. In Hinkunft sollen Filmhelden wie James Bond nämlich „im Einsatz“ ein (oder besser gesagt wohl etliche) Kondome verwenden. Ich bin vor Lachen fast explodiert! Gerade stelle ich mir James Bond vor, wie er vor einem neuen schweren Auftrag, die Welt zu retten neben raffinierten technischen Spielereien und Waffen von „Q“ auch mit einer Box mit Kondomen in Superqualität ausgestattet wird, elegant im Hosenbein versteckt vielleicht oder im Sakko – jederzeit einsatzbereit selbstverständlich.

Ich denke, wenn Sie meine Beiträge regelmäßig lesen, wissen Sie, dass ich schon des Öfteren (und im Übrigen sehr ironisch) bekrittelt habe, dass Männer allgemein ein etwas „gestörtes“ Verhältnis zum Gummi haben. Nicht, dass mich das um meinen Schlaf bringt, ich habe sicher andere Sorgen, aber angesichts des Vormarsches von Aids und anderen Geschlechtskrankheiten ist dieser Trend etwas bedenklich. Nur das Kondom bietet ausreichend Schutz, nicht die Pille, nicht Diafragma, Scheidenzäpfchen oder andere Verhütungsmittel, die vorzugsweise von Frauen angewandt werden. Trotzdem verhüten in den meisten Fällen aber die Frauen, und so lange sie sich diese Last aufbürden lassen (womöglich, weil ja sie schwanger werden können und nicht der Mann) und die männliche Spezies nicht dazu lernt (nicht alle, das möchte ich schon betonen, aber doch sehr viele), wird das auch so bleiben. Ein Frauenproblem… leider.

Aber nun James Bond sozusagen als Trendsetter im Dienste Ihrer Majestät jetzt zusätzlich mit dem Kondom ausrüsten – für das Vaterland und die Königin? Tut mir leid, der Gedanke ist zu köstlich! Ich habe die meisten James-Bond-Streifen selber gesehen, bin bekanntermaßen ein Fan von Sean Connery, aber dass ein Agent 007 Latex benutzt, bevor er die russische Doppelagentin oder die mysteriöse asiatische „Verbindungsfrau“ (im Sinne der Gleichberechtigung!) flachlegt, scheint mir so unrealistisch wie eine Niederlage von Bond selber. Ich bin davon überzeugt: würde man den Agenten 007 in Hinkunft vor dem unumgänglichen Beischlaf zum Gummi greifen sehen, wäre das das Ende des unantastbaren Nymbus von James Bond. So wie die Film-Ehe von „Zwischen-Bond“ George Lazenby, die dessen Intermezzo als Agent mit der Lizenz zum Töten schnell beendete. So wollen die Fans Bond nicht sehen. Und ganz sicher auch nicht mit Verhütungsfragen beschäftigt.

Es reichen schon die vielen Bösewichte und die kurvenreichen Gespielinnen… James Bond wird in diesem heiklen Bereich also nie ein Vorreiter sein. Schon deshalb, weil die Lockerheit und Unverkrampftheit der Bettszenen dadurch verloren gehen würde. Die doch jeder Fan, geben wir es ruhig zu, im Grunde bewundert. Im normalen Leben ist Sex längst nicht immer so unkompliziert. Welcher Action-Fan möchte schon sein wie Bond, wenn der vor dem „Nahkampf“ erstmal wieder ein Kondom „überwerfen“ muss? Ich gebe zu, dass es im Grunde sicher bedauerlich ist, aber so eine Szene würde doch fast lächerlich wirken, gerade bei jemandem, der doch „unbesiegbar“ ist, so wie 007. So eine intime Szene beinhaltet doch fast einen Hauch von Schwäche, und darum würde das auch nicht funktionieren: James Bond – ein Zugpferd der Aids-Kampagne? Zur Zeit ganz sicher nicht!

Netter Gedanke von den Wissenschaftern in Sidney, Australien. Wirklich nett gedacht, aber James Bond wird ihnen mit Sicherheit etwas husten…

Vivienne

 

 

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