Über mich selbst

Jeder Leser macht sich sein eigenes Bild über mich und das, was, wie und worüber ich schreibe. Kaum ein Autor, der seine mehr oder weniger große Leserschaft hat, ist von einer derartigen Entwicklung ausgenommen. Bitter kann das sein, wenn man einen Beitrag, eine Geschichte mit bestimmten Ambitionen geschrieben hat, aber die Message nicht ankommt oder über unwichtige Teilaspekte diskutiert wird. Das ist mir erst kürzlich wieder passiert. Derartiges lässt sich nicht beeinflussen, entweder man hört zu schreiben auf oder man akzeptiert es. Andere Möglichkeiten bleiben nicht. Und als ein so genannter Fan mir neulich mailte, meine erotischen Gedichte begeistert lobte und schließlich sogar Teil solcher Fantasien werden wollte (obwohl verheiratet und Enkelkinder!), nahm ich es mit relativem Gleichmut hin. Zwar las ich dem Mann die Leviten und verweigerte jedes „Erotisieren“, aber im Gegensatz zu früher bleibe ich zwar konsequent, aber ich rege mich nicht mehr auf.

Müßig, Sie alle, meine Leser, darauf hinzuweisen, dass ich keine Femme fatale bin sondern eine Durchschnittsfrau mit einer ausgeprägten Fantasie, eben auch auf dem erotischen Gebiet. Im Grunde, darauf möchte ich trotzdem hinweisen, bin ich teilweise eine durchaus einfach gestrickte Frau, die zwar eine vehemente Gegnerin der Ehe ist, aber auch eine Verfechterin der Monogamie und keine wechselnden Sexbekanntschaften wünscht – auch nicht virtuell. Wer mich persönlich kennt, weiß das auch, aber die Fantasie so manchen Lesers wird durch meine bildhaften Erzählungen und Verse in die Irre geführt – und das nicht das erste Mal. Fälle wie mit dem oben genannten Herrn wird es wohl auch in Zukunft weiter geben, das werde ich auch mit ehrlichen Erzählungen über mich und mein Leben nicht ändern können. Man sieht, was man sehen will… Genau so wenig wie, dass sich selbst ernannte Nymphchen auf der Bohne oder meiner eigenen HP bedienen und Erotik heraus kopieren um sie auf ihren Homepages als eigene Werke veröffentlichen. Um sich dann von Fans fragwürdig huldigen zu lassen… Auch diese Verletzungen des Copyrights passieren, man kann sie nicht alle verhindern oder aufdecken.

All das gehört zum täglich Brot eines Hobbydichters wie mir, kann aber die Freude an der Arbeit kaum schmälern – meine besseren Beiträge, das möchte ich ganz ehrlich sagen, finden sich in anderen Themen und Bereichen: durchaus melancholisch, schwermütig und nachdenklich. Aber das liest sich auch nicht so gefällig und darum stellen sich die Surfer im Web lieber bei jenen Beiträgen an, die das Blut in Wallung bringen. Der Mensch ist doch letztlich sehr simpel gestrickt… Zurück zu mir, dieser vielschichtigen Persönlichkeit, deren Leben im „krassen Gegensatz“ zu ihrem „literarischen Werk“ zu stehen scheint. Es gab sogar schon Leute, die ernsthaft bezweifelten, dass ich diese erotischen Beiträge selbst verfasst haben könnte. Das mag verschiedene Gründe haben, mit Sicherheit bin ich keine Sexbombe und wie schon erwähnt ist mir ein ausschweifendes Sexualleben einfach zuwider. Was aber bestimmt keinen Gegensatz zu der Sinnlichkeit darstellt, die zweifellos in mir lebt, ich habe nur meine eigenen Vorstellungen, wie ich diese auslebe und gestalte. Und ich ermutige niemanden zum virtuellen Ehebruch mit mir und ich pflege keine Bekanntschaften zu Menschen im Web, die vorwiegend meine erotischen Gedichte und Geschichten lesen. Ich bin nämlich der Meinung, dass diese keine Ahnung haben wer ich wirklich bin – nicht einmal annähernd!

Die Erotik in meiner Lyrik und Prosa wird gemeinhin enorm überbewertet. Dagegen muss ich mich immer wieder wehren und dabei bin ich leider nicht immer erfolgreich. Weil sich die Leser das Bild von mir und meinen Beiträgen machen, das sie wollen. Ein Phänomen: die Dinge verselbständigen sich und bekommen eine eigene Dimension. Eingreifen kann ich nur, wo sich wieder einer meldet und den eindimensionalen Austausch wünscht – über eines: Sex. Dem kann ich forsch entgegentreten und ihm gegebenenfalls auch verbal den Kopf waschen. Denn das muss nun wirklich nicht sein! Wer ich jetzt wirklich bin? Das weiß ich selber auch nicht ganz genau. Als Philosoph sehe ich unser Leben als eine Reihe von Entwicklungsschritten, die uns weiter helfen, immer mehr die oder der zu werden, die/der man werden soll. Schreiben ist einer dieser Wege, die für mich vorbestimmt waren, und die mich in den letzten Jahren geprägt und verändert haben. Ohne das Schreiben hätte ich vieles nicht so verarbeitet oder wäre über manche menschliche Enttäuschung nicht so halbwegs gut hinweggekommen.

Ich habe aber mit den Jahren auch meinen Schreibstil verändert und verbessert – im Vergleich mit alten Beiträgen fällt mir das enorm auf, aber auch im Vergleich der Themen und Bereiche, die ich wähle. Zu Beginn der „Bohne-Ära“ hätte ich wohl nicht gedacht, dass ich oft so persönlich schreiben könnte, aber genauso wenig, dass ich einmal Erotik so locker und doch so „sauber“ von der Leber weg verfassen könnte. Man wird reifer, man lernt dazu und die Dinge fliegen einem zu, die einem vorbestimmt sind. Das ist der Lauf des Lebens. Wie ich schon an anderer Stelle anklingen habe lassen: ich werde auf das Schreiben sicher nicht mehr verzichten, ich lebe dafür und ich würde es für NIEMANDEN aufgeben. Wer das von mir verlangt, will mir nichts Gutes, das weiß ich mit Bestimmtheit. Ich lebe mein Leben und nicht das anderer Leute: Haushalt, Familie und eine gewisse „Biedermeierlichkeit“ sind mir nun mal nicht vorbestimmt, genauso wenig wie das einer Kurtisane oder einer quasi Web-Prostituierten. Ich bin ich, ein Freigeist und Einzelgänger, das ist halt die andere Seite von mir: das bringt Nachteile, birgt aber für mich auch unglaubliche Möglichkeiten – und wer mich daran hindern würde, würde mich zerbrechen…

In diesen Tagen jährt sich meine Zugehörigkeit zur Bohne zum achten Mal. Ich kann mich noch gut an die Anfänge erinnern und ich bin stolz, auf das, was ich in den folgenden Jahren geleistet habe. Und das lasse ich mir von niemandem wegnehmen. Nicht von Leuten, die mich auf Erotik reduzieren und nicht von denen, die meinen, mein „Geschreibsel“ wäre ohnehin nichts wert…

© Vivienne

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