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17.04.2005, © Vivienne
Abschied vom Operettenfürsten
Fürst Rainier von Monaco, seines Zeichens Fürst von Monaco aus dem Geschlecht der Grimaldi, ist verstorben und wurde genau eine Woche nach einem anderen Staatsoberhaupt, Papst Johannes Paul II, beerdigt. Schreiberlinge der Regenbogenpresse werden diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen haben lassen um wieder die alten Geschichten auszupacken um den Fluch der angeblich auf dem Geschlecht der Grimaldi liegt. Immerhin rang Rainiers Schwiegersohn Ernst August von Hannover, cholerischer wie standesgemäßer Gatte seiner ältesten Tochter Caroline, wegen einer schweren akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung mit dem Tod. Mittlerweile geht es ihm aber wieder besser
Monaco hatte für mich immer etwas von einem Operettenstaat an sich. Traumhaft an der Riviera gelegen, wo sich die Reichen und Schönen ein Stelldichein gaben. Filmstars und -sternchen, Sportgrößen (auch Thomas Muster und Gerhard Berger hatten hier einige Zeit ihren offiziellen Wohnsitz um Steuern zu sparen) das kleine, reiche Land übte eine faszinierende Anziehung auf schillernde Persönlichkeiten aus. Kein Wunder, dass Fürst Rainier sich einen Weltstar als Fürstin zur Seite holte. Grace Kelly, blonde Schönheit aus bekannten Hitchcock-Filmen (Das Fenster zum Hof) und gerade erst mit dem Oscar ausgezeichnet (für Country Girl) war bereit, die Rolle ihres Lebens zu übernehmen. Ein Märchen schien wahr zu werden zumindest für die Boulevardpresse.
Von Liebe war allerdings nie die Rede, wie im Nachhinein so nach und nach an die Öffentlichkeit drang. Rainier war ein bekannter Frauenheld gewesen, und Grace Kelly, später Gracia Patricia, ließ vor der Ehe auch nichts anbrennen. Die meisten ihrer Filmpartner wie William Holden oder Bing Crosby hatten auch das Bett mit ihr geteilt. Den Jungferntest, der ihr wie den meisten angehenden Gefährtinnen von Fürsten und Königen bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts auch auferlegt wurde, umging sie geschickt: Ihre Jungfräulichkeit sei beim Hockey spielen verloren gegangen, beteuerte sie erfolgreich. Niemand erhob Einspruch, die Traumhochzeit, bei der angeblich der Trauring der jungen Fürstin fast nicht gepasst haben soll, fügte sich perfekt in das Image von Monaco und erhöhte seine Popularität.
Rainier und Gracia hatten drei Kinder (Caroline, Albert und Stephanie), ein viertes verlor die bildschöne Fürstin. Der lebenslustige Nachwuchs wessen Gene da jetzt mehr durchschlugen, lässt sich schwer sagen – begann früh über die Stränge zu schlagen. Caroline heiratete blutjung und unüberlegt einen Playboy, Phillip Junot, aber die Ehe scheiterte bald. Viel schlimmer der schwere Unfall in den die Fürstin und die jüngste Tochter Stephanie später verwickelt wurden. Die Fürstin wurde so schwer verletzt, dass sie starb und bis heute halten sich Gerüchte, dass Stephanie den Wagen gelenkt haben soll. Bestätigt wurden sie nie, denn der Fürst hatte kein Interesse, sein Nesthäkchen länger im Mittelpunkt von polizeilichen Untersuchungen zu sehen.
Fest dürfte nur eines stehen: Gracia war in der Ehe mit Rainier schon lange nicht mehr glücklich, sie soll sich eingeengt gefühlt haben, und unfrei. Wie in einem sprichwörtlichen goldenen Käfig Rainiers Wort galt, er hielt das Land und die Familie mit harter Hand zusammen. Und trotzdem gelang nicht alles so, wie sich dass der alternde Monarch vorgestellt haben mag. Albert, sein einziger Sohn, ist heute 47 und bislang unverheiratet. Er wird immer wieder mit unterschiedlichen Damen des Jet Set gesichtet, dennoch halten sich aber auch Gerüchte, er wäre in Wirklichkeit schwul. Selber litt er sehr unter der Rolle des Sohnes eines mehr als nur dominanten Vaters, wie er kurz vor dem Tod seines Vaters wieder zitiert wurde.
Während Caroline, selber durch den tragischen Unfalltod des zweiten Mannes und den Wutausbrüchen ihrer jetzigen besseren Hälfte Ernst August, vom Schicksal nicht immer mit Samthandschuhen angefasst, mehr und mehr in die repräsentierende Rolle ihrer Mutter hineinwuchs, schlug und schlägt Stephanie von Monaco eine Eskapade nach der anderen. Auch vor dem Personal des Vaters macht(e) das schwarze Schaf der Grimaldis, früher Model, Kurzzeitpopsternchen und Boxenluder, bisweilen nicht halt. Der Tod des Vaters hat sie wieder alle geeint an sein Totenbett gerufen. Eine Ära geht zu Ende, der Operettenstaat hat große finanzielle Probleme und vieles wird sich in Monaco ändern, ändern müssen, weil Rainier manche Fassade nur mehr Kraft seiner Persönlichkeit zusammengehalten hat.
Albert wird kein leichtes Erbe antreten, ein Erbe, auf das er nie vorbereitet war, weil er nur Sohn sein durfte, und bei allem, was er anders anpacken wird als sein Vater, wird ihn herbe Kritik treffen. Ob er doch noch selber für einen Erben sorgen wird, oder doch einer der beiden Söhne Carolines längerfristig betrachtet die Geschicke des Staates leiten werden, scheint momentan noch völlig offen. In jedem Fall wird der Schatten Rainiers der ständige Begleiter seines Erben sein, und sein Tun wird am Vorgänger gemessen – wenn es nach der Regenbogenpresse geht, ganz sicher!
Vivienne
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