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18.07.2005, © Vivienne
Im Schatten der Krone
Prinz Albert von Monaco hat letzte Woche offiziell die Krone von Monaco übernommen. In einem symbolischen Akt, in dem er die Schlüssel erhielt und traditionell auf eine normale Krönung verzichtet wurde, trat Albert Grimaldi endgültig aus dem Schatten seines Vaters Rainier heraus, in dem der 47jährige Zeit seines Lebens nicht groß oder bedeutsam werden konnte. Rainier, obwohl alt, gesundheitlich schwer angeschlagen und demzufolge seit Jahren nicht mehr auf der Höhe, weigerte sich beständig, seinem Sohn zumindest etwas mehr als nur repräsentierende Funktionen zuzugestehen. Wie schwer es für manchen ganz oben ist, Abschied von seiner Macht und seinem Einfluss zu nehmen, habe ich schon an anderer Stelle in Beiträgen aus der Bunten Welt nachhaltig beschrieben (Vom Loslassen können Teil1, Teil2, Teil3).
Albert hatte das Pech als Sohn eines echten Patriarchen geboren zu worden zu sein, der auch seiner Frau keinerlei Freiheiten zugestand, bis sie durch ihren Tod erst eine Möglichkeit fand aus dem goldenen Käfig zu entfliehen. Was mich berührt an Alberts ersten Aktionen als Monarch, ist, dass er bereit ist, zu seinen außerehelichen Kindern zu stehen. Kindern wie dem kleinen Sohn mit einer farbigen Flugbegleiterin, außerdem hat er durchklingen lassen, dass es nicht bei dieser einen offiziellen Erklärung bleiben würde Rainier dürfte sicher mehr oder weniger detailliert vom unerwünschten Nachwuchs seines einzigen Sohnes gewusst haben, legte aber keinen Wert darauf, ihm die gebührende Anerkennung zuzugestehen im Gegensatz zu den Kindern seiner beiden Töchter. Wobei gerade Stephanie bei der Wahl ihrer Männer und den Vätern ihrer Kinder keine glückliche Hand bewiesen hatte.
Albert hat aber so viel Rückgrad, das nachzuholen, was ihm sein Vater verwehrte. Da er auch kein junger Mann mehr ist und bis dato zwar oft mit den Schönen der High Society gesichtet wurde, aber nie heiratete, stand Albert auch immer ein wenig im Verdacht homosexuell zu sein. Diese Überlegungen dürfte er jetzt wohl endgültig ausgeräumt haben, fraglich ist, ob Albert in seinem Alter tatsächlich noch eine Familie gründen wird. Oder kann: Er müsste sein Leben wohl völlig umstellen, aber flexibler wird man mit den Jahren auch nicht. Albert ist wohl ein Musterbeispiel für eine charakterliche Entwicklung, wenn ein Elternteil zu dominant agiert und die eigene Persönlichkeit dabei auf der Strecke bleibt.
Ich bin davon überzeugt: Prinz Charles wäre in der Sache wohl ein idealer Gesprächspartner für den neuen monegassischen Herrscher, wenn auch in Charles Fall die Mutter, Elizabeth II, die Zügel so straff hält und ihn nicht hochkommen lässt. Der Prince of Wales hatte wenige Möglichkeiten aufblitzen zu lassen, welch geistvoller und engagierter Kopf in ihm steckt. In Erinnerung behalten werden ihn trotzdem sehr viele vorrangig als den Mann, der die arme Lady Diana so unglücklich gemacht hat und der ihr die hässliche Camilla mit dem Pferdegesicht vorzog. Dabei ist Charles durchaus ein Mann, in dem viele soziale wie alternative Ideen stecken, die er unter einer wenig eisernen Mutter leichter verwirklichen hätte können. So blieb ihm nur die Möglichkeit als wohl erzogener Sohn das auszuführen, was man ihm zum Wohle des Landes und der Windsors anordnete. Doch selbst das fiel ihm auf den Kopf, wie gerade das Beispiel mit seiner ersten Frau Diana zeigt.
Dominante Eltern können viel anrichten bei der Entwicklung ihres Nachwuchses, ohne das auch nur im Geringsten zu begreifen. Im Leben der Normalsterblichen genauso, doch bei einer hochwohlgeborenen Familie wird halt noch eher offensichtlich, welche grobe Fehler und Schäden da begangen und angerichtet werden. Begriffe wie Tradition und lebenslange Verpflichtung werden vorgeschoben, um zu bemänteln, dass man sich nicht mehr von der Macht lösen kann, die man sein halbes Leben ausübte. Im Falle Rainiers und der britischen Queen, so verschieden die beiden Charaktere auch sonst sein mögen, wird das besonders offenbar. Albert von Monaco wird es schwer haben, die Altlasten seines Vaters völlig abzuschütteln, aber zumindest zeigt er sich zu Änderungen bereit. Auch in seinem Leben.
Charles hingegen muss noch zuwarten, unter Umständen wird er nie den Thron besteigen, weil seine Mutter sicher bis zuletzt die Fäden zieht und durchaus auch seinen ältesten Sohn William auf den Thron hieven könnte. Durch seine Heirat mit Camilla hat er sicher nicht ihr Wohlwollen ihm gegenüber verstärkt, aber ich denke, dass Charles sich längst damit abgefunden hat, in seinem Leben immer nur die zweite Geige zu spielen. Für ihn, der auf mich wie ein freundlicher, älterer Landadeliger wirkt und der eine sehr abgeklärte Haltung einnimmt, haben mittlerweile andere Dinge eine weitaus größere Bedeutung. Das späte Glück mit Camille etwa, das ihm seine Mutter nun nicht mehr vermiesen kann
Vivienne
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