Kein Mittel gegen Schüssel?

Der ÖGB-BAWAG-Skandal hat Alfred Gusenbauers sehnsüchtigen Ambitionen auf die Kanzlerkrone wie von mir prophezeit das Genick gebrochen. Offiziell werden nun die Ergebnisse einer aktuellen Meinungsumfrage präsentiert, die der ÖVP erstmals seit längerer Zeit wieder deutliches Oberwasser bescheinigen. Die Roten liegen in der Wählergunst deutlich hinter Schwarz, und es müsste schon ein riesengroßes Wunder passieren, wenn Gusenbauer das Ruder noch einmal herum reißen könnte. Wenn ich ehrlich bin, dann fühle ich mich nur in meinen persönlichen Erfahrungen in der Vergangenheit bestätigt. Mögen auch die hehren wie sozialen Ziele und Ambitionen der SPÖ in ihren Programmen nach außen hin noch so edel und unantastbar in den Ohren klingeln – im Endeffekt sind sie und ihre Gefolgsleute (die eine oder andere Ausnahme ausgeschlossen) um keinen Deut besser als jede andere Partei auch.

Nur was Scheinheiligkeit betrifft könnte „Rot“ – nach dem was ich so alles vor einigen Jahren so mitbekommen habe – teilweise durchaus noch den Vogel abschießen. Ein Gewerkschaftsboss residiert im teuren Penthouse? Macht ein tolles Bild für jeden kleinen Arbeiter, der mit nicht einmal tausend Euro im Monat auskommen muss. Verstehen Sie, was ich meine, liebe Leser? Man wirkt nicht besonders glaubwürdig im Kampf für die arbeitende Masse, wenn man selber fast fürstlich wohnen kann. Was ja nicht heißen soll, dass man als Gewerkschaftsboss jetzt deshalb unbedingt in einer kleinen Drei-Zimmer-Wohnung substandard hausen muss wie so mancher „kleine Mann von der Straße“, aber es muss alles in einer gewissen Relation stehen. Gerade dann, wenn man sich die näheren Umstände betrachtet, mit der im Falle des besagten Herren alles über die Bühne gegangen ist.

Mit meiner Skepsis in Sachen AK und Gewerkschaft halte ich, wie Sie wissen, schon länger nicht hinter dem Berg. Als kleiner Angestellter in der Privatwirtschaft wirst du ohnedies nicht angemessen repräsentiert, von keiner dieser Organisationen, und die Doppelmoral, auf die ich in anderen Beiträgen schon in sehr anschaulichen Beispielen hingewiesen habe, fällt halt auf Dauer nicht nur mir auf. Oder anders gesagt: die Leute lassen sich viel gefallen, aber wenn das Maß voll ist, schlägt die Meinung radikal um. Wenn ich also am Beginn meines Kommentars provokant frage: Kein Mittel gegen Schüssel? dann möchte ich eigentlich auf etwas ganz anderes hinweisen: Die Pleiten und Reinfälle der Roten in den letzen Jahren sind hausgemacht.

Das hat nicht vorrangig mit Schüssel selber zu tun, dass sich die SPÖ selber zu Fall bringt. Man hat den Kontakt zu den kleinen Leuten verloren und ein wenig erinnert mich die Causa um die ÖGB auch an einen lange Jahre zurückliegenden Fall der Arbeiterkammer um einen gewissen Herrn Rechberger. Der Fall wirbelte seinerzeit viel Staub auf, Rechberger musste auch nach langem Kampf gehen (Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen!), aber wie auch im aktuellen Fall ist das nur die Spitze des Eisberges. Ob sich in der SPÖ und in der Folge auch in der Gewerkschaft und in der AK etwas zum Positiven verändern wird, bezweifle ich doch sehr stark. Zu sehr haben sich da lieb gewordene, „wohl erworbene Rechte“ unter den Genossen eingebürgert, auf die keiner mehr verzichten will. Nur um die Leute, die man eigentlich repräsentiert und betreuen soll, geht es schon lange nicht mehr.

Schüssel hat – wenn ihm das Schicksal so einen ausgesprochenen „Glücksfall“ wie den Fall um die BAWAG in die Hände spielt – leichtes Spiel. Natürlich ist er alles andere als dumm, und er weiß genau, wie vielen und welcher Worte es bedarf, um der „Lawine“ noch mehr Zug zu geben, auf der SPÖ, Gewerkschaft und BAWAG rasend schnell zu Tal fahren. Dazu tun muss er da selber wenig, das wäre nur „zu viel des Guten“. Nicht dass der Kanzler jetzt der perfekte Repräsentant des kleinen Mannes und seiner Bedürfnisse wäre – ganz im Gegenteil: ich habe vor längerer Zeit etwa darüber gespottet, dass Schüssel auf „teurem“ Fuß lebt und handgefertigtes Schuhwerk um 60, 70 € pro Paar liebt („Auf Kanzlers Rappen“).

Aber eines muss man dem Mann lassen: er versteht es nun mehr geraume Zeit, sich im Ausland den Nimbus zu verschaffen, er wäre der Mann der Österreichs Wirtschaft wieder auf die Beine hilft und mit Grasser das Budgetdefizit in den Griff bekommen hat. Und schön langsam glaubt man ihm das bei allen harten Beschlüssen und sozialen Einschränkungen auch in Österreich verstärkt. Auch wenn ich mich von ihm sicher nicht repräsentiert fühle – die Mehrheit in Österreich tut es mittlerweile, und angesichts der enormen Versäumnisse und Altlasten der Linken erstaunt mich das gar nicht mehr. Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht… Das sind die wahren Gründe des erneuten, bevorstehenden Scheiterns der Linken bei der kommenden Wahl, und nicht etwa der „allmächtige“ Schüssel…

© Vivienne

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