Meine erste Begegnung mit dem Finanzministerium

In „Die seltsamen Gebaren des Finanzamtes“ habe ich Ihnen, liebe Leser, sehr ausführlich am Beispiel meines Vaters geschildert, wie kleine Pensionisten von der Finanz geradezu geschröpft werden, wenn sie eine kleine Zusatzpension aus dem Ausland beziehen. Bei einem Bagatellbetrag von etwa € 160,00 im Monat hatte mein Vater heuer schon fast € 350,00 € an das Finanzamt abzuführen. Ich schilderte Ihnen neulich meine Sicht der Dinge dazu, und darf zunächst einmal vermelden, dass ich mit einem zugegeben sehr kooperativen Finanzbeamten wenigstens Ratenzahlungen ausmachen konnte.

Allerdings ist jetzt im August, ganz knapp vor der Abbezahlung der dritten Rate, die Zahlungsaufforderung für den zweiten Betrag, fast € 380,00, ins Haus geflattert. Dieser Betrag, den ich für eine Vorauszahlung für das Jahr 2007 hielt, stellt natürlich meine Eltern erneut vor ein finanzielles Problem. Da ich mir am besagten Tag, als der Brief von der Finanz kam, zufällig frei genommen hatte, kam ich auf die Idee mich via Email an eine Servicestelle des Finanzamtes zu wenden. Ich schilderte darin den Status Quo und wies darauf hin, dass es irgendwie nicht einzusehen sei, dass nach dem Erstbetrag nun schon wieder eine Zahlung fällig sei. Beredt wies ich auf die etwas angespannte finanzielle Situation meiner Eltern hin und erhoffte mir ehrlich gesagt bei einiger Kooperation eine Verschiebung des Zahlungstermins ins nächste Jahr.

Vorab, schon eine Stunde nach dem ich die Mail verschickt hatte, wurden wir von einer Mitarbeiterin des Finanzministeriums angerufen, nennen wir sie der Einfachheit halber Frau S. Frau S. empfing mich mit einem Schwall an Worten, der darin gipfelte, dass sie mir versicherte, ich würde die Dinge dramatischer sehen, als sie wären. Es folgte eine Lehrstunde, in der die Dame mir in weit schweifenden Worten erklärte, dass es sich bei dem zweiten Betrag „um die Vorauszahlung für das dritte Quartal handelt, die dann bei der zu erwartenden Vorausschreibung für 2007 angerechnet werden würde.“ Meine Fragen dazwischen erstickte die Frau immer wieder mit dem Satz „Lassen Sie mich ausreden!“

Ich hörte mir diesen Monolog also gewissermaßen zwangsweise schweigend an, bis ich endlich Gelegenheit fand, meine Sicht der Dinge einzuwerfen. „Es ist völlig unerheblich, ob dieser Betrag eine Vorausschreibung für das Jahr 2007 oder eine für das dritte Quartal 2006 darstellt. In diesem Jahr werden meinem Vater vom Finanzamt umgerechnet 10.000 S vorgeschrieben, und meine Eltern haben das Geld einfach nicht. Darum geht es.“ Frau S. die offenbar der irrigen Meinung gewesen war, mit der kosmetischen Verbrämung der Vorausschreibung wäre für uns das Problem flux geregelt, schwieg nun, um schließlich zuzugeben, da könne sie auch nichts tun. Natürlich, sehe ich, weise geworden, ein, was das Finanzamt bzw. auf Umwegen das Finanzministerium, zu erhalten hat, darauf wird nicht verzichtet. Und anzunehmen, man könne kleinen Pensionisten die Möglichkeit zu geben, so einen Betrag erst 2007 zahlen, war wohl pure Vermessenheit von mir.

Was mir Frau S. noch etwas kleinlaut riet, waren Hilfestellungen die mir ohne den Anruf der Dame auch bewusst gewesen waren. Wichtig war ihr noch, von mir bestätigt zu bekommen, dass die Sache erledigt wäre, was sie für mich auch war, aber anders, als sich das die Mitarbeiterin des Finanzministeriums wohl vorgestellt hat. Diese Email von mir hat im Grunde nicht das Geringste gebracht und stünden meine Eltern vor dem finanziellen Ruin, würde ihnen das Finanzministerium auch nicht entgegenkommen. That’s life, und deshalb habe ich auch heute wieder den netten, kooperativen Beamten am zuständigen Finanzamt angerufen und es war kein Problem, mit ihm auch für den zweiten fälligen Betrag Ratenzahlung zu vereinbaren.

Zur Sicherheit gab er mir gleich seine Durchwahl, und ich bin davon überzeugt, ich werde in der nächsten Zeit noch öfter mit ihm telefonieren werden. Diese Möglichkeit bleibt mir in jedem Fall, auch wenn es bisweilen nervt, mich in solchen Angelegenheiten zum Bittsteller degradiert zu sehen. Vom Finanzministerium selber erwarte ich mir mit Sicherheit nichts mehr, der Sinn der Servicestelle scheint mir im Verborgenen zu liegen, denn nur zu erklären statt aktiv zu helfen, wage ich als etwas dürftig einzuschätzen, wobei ich den Redeschwall der Frau S. schon lieber als Belehrung betrachten möchte, gepaart mit etwas Arroganz – besonders im Hinblick auf ihre Sichtweise, ich würde die Dinge dramatischer sehen, als sie wären… Diese Annahme war entweder sehr optimistisch oder Frau S. hatte einfach meine Email nur sehr flüchtig gelesen.

© Vivienne

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