KRITISCH BETRACHTET
von Vivienne – Dezember 2003
Die Millionenshow
Das Geheimnis des Erfolgs
In grauen Vorzeiten der Television, dunkel kann ich mich als kleines Kind noch dran erinnern, war das bekannte Quiz 21 der Straßenfeger der Nation. Kandidaten durften nach der Beantwortung der Fragen mit vergleichsweise mickrigen Gewinnen nach Hause gehen und als die großen Abendshows Einzug hielten in die TV-Apparate und damit in die Wohnzimmer der Zuseher, starb Quiz 21 schnell. Das Publikum wollte spektakuläre Einlagen und Stars sehen, ein simples Frage-Antwort-Spiel reizte die Leute in der Folge nicht mehr. Nicht mehr… bis vor ein paar Jahren. Seither feiert die alte Quizshow im neuen Kleid fröhliche Urständ.
Günther Jauch im deutschen Fernsehen (RTL) und bei uns, als dritter Moderator nach Rainhard Fendrich und Barbara Stöckl, Armin Assinger, Ex-Skifahrer und Sport-Co-Moderator, locken ein Millionenpublikum vor die Fernsehgeräte. Ich habs erst gestern wieder erlebt, als ich mit einem Freund und einer Freundin abends vor dem Fernsehgerät saß man kann sich der Faszination fast nicht entziehen. Mitraten, Miträtseln, dem Gehirn auf die Sprünge helfen, vor allem wenn man nicht allein vor der Flimmerkiste hockt sondern mit anderen gemeinsam die richtige Lösung überlegen kann, macht Spaß, wirkt im höchsten Grad ansteckend.
Was ist nun das Geheimnis des Erfolges von diesen Quizshows im neuen Kleid? Nun, natürlich wurde die Show neu verpackt, mit Musik, etc. wird Spannung erzeugt. Ein guter Moderator, ein Fragensteller ist das Um und Auf für gute Quoten. Assinger versteht es sehr geschickt, den Dialog mit den Kandidaten zu führen. Er ist ein gstandnes Mannsbild wie man so sagt, sein sympathischer Kärntner Dialekt, den er gar nicht verleugnet oder zu kaschieren versucht, tut sein Übriges. Als guter Psychologie versteht er es natürlich auch, Unsicherheiten bei den Leuten auszumachen und versucht dann auch immer recht erfolgreich, diese aufs Glatteis zu führen im Sinne seines Brötchengebers, des ORF.
Ein weiterer wichtiger Anreiz bei den Quizshows dieser Art bildet natürlich das Geld. Ein Herr und ein paar Damen durften schon den Hochstuhl mit einer Million Euro verlassen, und auch sonst sind die Gewinne sind wir ehrlich: 15.000 Euro sind doch auch nicht zu verachten! nicht schlecht. Mitfiebern mit einem persönlichen Favoriten, ob nun beim Sport, bei einer Wette (Wetten, dass) oder eben einem Quiz wer tut das nicht? Die Moderatoren schaffen durch Zwischenfragen an die Kandidaten über deren Beruf, Privatleben, etc. eine fast intime Atmosphäre, der Zuschauer meint die Kandidaten selber zu kennen, wenn ihnen der Schweiß von der Stirn rinnt oder vor Nervosität gar an den Nägeln gekaut wird. Das Publikum braucht Menschen zum Anfassen, Leute wie du und ich, mit denen es sich identifizieren kann oder auch um Schadenfreude zu verspüren und da bleiben die Fernsehsender von der Präsentation her nichts schuldig.
Könnten Sie sich selber vorstellen, einmal in einem Kölner Fernsehstudio um eine größere Summe zu raten? So unter den Augen der Öffentlichkeit zu agieren erhöht nicht nur unbedingt Puls und Blutdruck sondern unterdrückt auch die Logik und die Gelassenheit. Weiß man überhaupt, worauf man sich da einlässt? Es ist sicher keine leichte Aufgabe, auf dem Hochstuhl gegenüber von Armin Assinger oder Günther Jauch Platz zu nehmen. Ich mache mich über niemanden lustig, auch wenn er nur mit 500 Euro auf seinen Platz zurückkehrt. Selber trau ich es mir an einem guten Tag durchaus zu, passable Figur in der Millionenshow zu machen, auch wenn mir klar ist, dass es wohl nicht der ganz große Erfolg sein dürfte…
Dürfte hätte ich nur erst einmal die Chance, ins Casting zu kommen. Trotz mehrfacher Bewerbung im Internet konnte ich mich bisher noch nicht über den Anruf vom ORF freuen. Aber ich gebe nicht auf und hoffe auf ein wenig Glück: Glück ermittelt zu werden, das Casting zu überstehen und dann auch bei der Show selber bei einer der Fragen, die mich auf den Hochstuhl führt, der Schnellste zu sein. Und dann bräuchte ich noch das Glück, dass keine fiese Geographiefrage kommt, die mich schnell aus dem Bewerb wirft… Moment, die Millionenshow sollte doch in erster Linie auch ein Wissensquiz sein. Ganz sicher ist sie das auch, aber eines, bei dem man zusätzlich sehr viel Glück braucht, um überhaupt Teiletappen bis zur eigentlichen Sendung zu schaffen. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum auch Universitätsprofessoren und andere Leute, die sicher klüger sind als ich, schon mit leeren Händen oder dem Minimum von 500 Euro heimgekehrt sind.
Vielleicht lieben die Fernsehzuseher diese Quizshows auch deshalb, weil Wissen eben doch nicht der einzige Faktor ist, der zum Tragen kommt. Und dass man selber auch ein wenig mit dem großen Gewinn spekulieren kann, wenn einem Fortuna hold ist, wenn einmal alles zusammenstimmt an einem Tag und das Taktieren mit den Jokern auch aufgeht. Deshalb hoffe auch ich weiter auf den Tag x, an dem der Anruf aus Wien kommt: Sie sind unsere Kandidatin…
Link: Alle Beiträge von Vivienne