Neue Bohnen Zeitung


KRITISCH BETRACHTET
von Vivienne  –  Dezember 2003


Wenn Promi-Ehen scheitern…

… fliegen die Geschoße tief. Im Duell der Streithähne, die einst ein liebendes Paar waren, wird auf den guten Geschmack gepfiffen und mit Hilfe der Medien von Print bis TV wird keine Möglichkeit ausgelassen, dem oder der anderen eins auszuwischen. Man braucht sich nur an das kurzzeitige Traumpaar Verona und Dieter erinnern: ganz Deutschland weiß nicht nur, dass Strahlemann Dieter seine Verona geprügelt hat, Verona ließ auch Telefonate der beiden aufzeichnen, die dann auch im Fernsehen allerorts liefen.

Bei uns hat’s nun auch die Fendrichs erwischt. Aus und vorbei. Zwei Jahre haben die beiden schon der Öffentlichkeit was vorgemacht, es gab bei Urlauben gestellte Fotos für die Presse und jedermann staunte über die Langlebigkeit wenigstens dieses einen Promi-Paares, als schließlich im Zuge des Fendrich-Musicals „Wake Up“ doch ruchbar wurde, dass sich Österreichs Austro-Popper Nummer 1 (oder doch nicht?) sehr intensiv mit einer Dame beschäftigt hatte. Ein Song von Fendrich aus seinem Top-Album „Männersache“ – „Ich liebe dich nicht mehr“ – schien die Trennung im Nachhinein betrachtet schon vorweggenommen zu haben.

Trotzdem wollten die Fendrichs in Frieden auseinander gehen, bis vor kurzem jedenfalls. Denn Reinhard Fendrich überlegte es sich nach 25 gemeinsamen Ehejahren und drei Kindern (eine Tochter starb ganz klein am plötzlichen Kindstod) anders und reichte die Scheidung ein. Außerdem ließ er die Bildzeitung wissen, dass ihn das Management seiner Frau an den Rand des Ruins geführt hätte. Andrea Fendrich wiederum war fassungslos, das alles aus den Medien zu erfahren. Die Schlammschlacht ist jedenfalls eröffnet, es gehört ja zu einer „guten“ Tradition, über konkurrierende Printmedien den Kampf gegen den oder die Ex zu führen.

Was diesen Psychokrieg über Zeitungen wie die „Bild“ betrifft könnte Fendrich im Bedarfsfall sicher von der Erfahrung Klaus-Jürgen Wussows profitieren. Wussow, einstiger Burgtheater-Star und lange Zeit Deutschlands liebster TV-Arzt, weiß ja wie kein anderer darüber Beschied, wie man einen schmutzigen Scheidungskrieg in der Öffentlichkeit führt. Hat er doch nun schon die zweite Ehe mit Querschüssen über die Medien beendet. Erinnern Sie sich noch? Das erste Mal führte Wussow, gerade als Brinkmann geadelt, den Medienkrieg gegen seine erste Frau, Ida Krottendorf, Wiener Schauspielerin und Mutter seiner Kinder Barbara und Sascha.

Das Niveau dieser medialen Schlammschlacht war unglaublich tief, ohne jetzt für eine der beiden Seiten Partei ergreifen zu wollen, aber Wussow ließ tatsächlich nichts aus, um Krottendorf zu demütigen. Schließlich wollte er die Scheidung um jeden Preis, er hatte die bildschöne Journalistin Yvonne Viehhöfer erobert, dreißig Jahre jünger als seine Noch-Ehefrau, die rechtfertigte die Wahl der Mittel auf jeden Fall. Während Wussow gemeinsam mit seiner jungen Frau noch einen Sohn, Benjamin, in die Welt setzte, grämte sich Ida Krottendorf so sehr, dass sie seelisch und gesundheitlich völlig aus dem Tritt geriet. Sie erlitt einen Herzinfarkt und erlag später einem schweren Krebsleiden – angeblich versöhnt mit dem geliebten Mann. Die Trennung von ihm hatte sie anscheinend nie überwunden.

Wussow wurde allerdings zum Wiederholungstäter was Medienkriege nach gescheiterten Ehen betrifft. Die Beziehung zu Yvonne Viehhöfer war anscheinend auch nicht für die Ewigkeit geschlossen worden. Was man zwischen den beiden einstmals so verliebten  Menschen beobachten konnte, glich in vielen Parallelen Wussows Strategie einige Jahre zuvor. Jedenfalls blieben sich die beiden nichts schuldig, warfen sich hässliche Dinge vor und nutzten alle Wege, um die Fehler des jeweils anderen publik zu machen. Mittlerweile ist auch diese Ehe geschieden, Wussow hat eine neue reiche Frau und ich frage mich nur, ob er mit der auch in Zank und Hader auseinander gehen wird… alle schlechten Dinge sind drei ?!

Woran liegt das, frage ich mich, dass Promis sich nicht mehr normal trennen können sondern ihre Streitereien im Wohnzimmer der Öffentlichkeit austragen müssen? Ich fürchte, dass wohl die Streitkultur allgemein in unserer Gesellschaft sehr tief angesiedelt ist, das kann man nicht nur bei den Ehen der Stars sondern auch in den Ehen der Normal-Sterblichen beobachten. Ein Streit, eine Auseinadersetzung wird wie ein Krieg geführt und da gibt es nur einen Sieger und einen Besiegten. Dementsprechend verlaufen dann auch Dispute und Meinungsverschiedenheiten, und des Öfteren fliegen die Watschen tief – siehe Dieter Bohlen, siehe Bobby Brown, Noch-Ehemann von Whitney Houston.

Dazu kommt, dass es in Promi-Ehen meist auch um sehr viel Geld geht, um Eheverträge, natürlich auch um gemeinsame Kinder und gemeinsames Gut. Und der Unterschied bei solchen Promi-Scheidungen ist, dass man halt praktischerweise über den direkten Draht zu den Medien verfügt. Nach dem Motto: Anruf genügt. Wer von dieser Waffe, die ja einem Normalbürger nicht zur Verfügung steht, einmal Gebrauch gemacht hat, wird sie immer wieder benutzen. Mangels eigener Argumente, mangels Niveau, mangels Ehrgefühl und  mangels Bedürfnis, hinter eine gescheiterte Beziehung einen sauberen, glatten Schlussstrich zu ziehen. „Ich hab ja doch das letzte Wort!“

Eine gescheiterte Ehe bei diversen VIP’s kann zweifelsfrei einen hohen Unterhaltungswert haben, auf jeden Fall sind die Leute begierig darauf und reißen sich die Gazetten fast aus den Händen, um sich zu informieren. Die Flut der Frauenzeitschriften lebt davon, wahre wie falsche Gerüchte über scheiternde oder auflebende Beziehungen zu publizieren. Schade um das Papier. Schade aber auch um die Betroffenen, die so wenig Kultur haben, dass sie Zwistigkeiten und Trennung nicht mehr still untereinander ausmachen können.

Vivienne

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