KRITISCH BETRACHTET
von Vivienne – Juli 2003
Der Sturm um’s Wasserglas
Kürzlich ich hatte Urlaub und war in der Linzer Innenstadt auf Einkaufstour schlenderte ich voll bepackt an einigen Stühlen und Tischen eines bekannten Linzer Eissalons vorbei, die mich zum Verbleiben und zur Abkühlung bei einer Portion Eis einluden. Ich ließ mich gerne verführen, orderte bei der hektischen Serviererin einen köstlichen Erdbeereisbecher und ein Glas Wasser und genoss vorerst im Sitzen ein paar Momente in der Fußgängerzone, in denen der Schweißfluss auf meinem Gesicht und meinem Körper ein wenig zum Stillstand kam. Die Vorfreude auf meinen Eisbecher schwand jedoch schnell die sichtlich überforderte Serviererin brachte mein Eis zuerst einem anderen Gast, einer Dame, die schon am Weggehen war, und auf mein Glas Wasser musste ich überhaupt vergeblich warten die Servierkraft bracht es mir nämlich trotz mehrmaliger Aufforderung nicht.
Jedes Jahr also speziell um diese Jahreszeit derselbe Aufreger: manche Lokalitäten weigern sich beharrlich, ihren Gästen ein Glas Leitungswasser zu servieren wie eben jener oben erwähnte, bekannte Linzer Eissalon, bei dem ich mit Sicherheit kein Eis mehr konsumieren werde. In anderen Lokalitäten werden wieder Wucherpreise (z.Bsp. für ein 0,2l Glas Leitungswasser 1,5 Euro! kein Schmäh!) verrechnet und diese Vorgehensweise wird mehr als fadenscheinig mit dem Mehraufwand begründet: das Glas müsse gewaschen und abgetrocknet werden, der Gast nutze die Räumlichkeiten, etc. Zudem muss man aber auch jene Lokale, Gasthäuser und Cafés lobend hervorheben, in denen man selbstverständlich und anstandslos etwa zum Verlängerten ein Glas Wasser kostenlos dazubekommt (Das ist leider nicht selbstverständlich!) oder die Kinder ohne viel Federlesens zum Essen auch mal Wasser ohne extra Verrechnung trinken dürfen.
Das ist die eine Seite der Medaille, es gibt auch eine andere. Da muss man jene Spezies von Gästen erwähnen, die bei einer Billigtour durchs Land zwar die Sitzgelegenheit und den kühlenden Schatten im Wirtshaus nutzen wollen, dann aber nur einen Krug Wasser ordern, den sie im Extremfall noch mit mitgebrachtem Sirup verfeinern und dann aber nicht vorhaben, dafür auch nur einen Schilling auszugeben oder etwas zu konsumieren, das separat zu bezahlen wäre. Nebenbei werden noch die mitgebrachten Brote und Snacks in den Räumlichkeiten des Wirtshauses verzehrt und womöglich auch noch zahlungswilligen Gästen (zu denen diese erwähnten Personen ganz offensichtlich nicht gehören!) der Platz weggenommen. Hier sei ein deutliches Wort angebracht: Solche Gäste haben in einem Lokal oder einem Wirtshaus nichts verloren!
Wer nichts ausgeben will, dem steht es natürlich frei,
es sich mit einer Decke auf einer Wiese bequem zu machen. Picknicken hat doch auch seinen Reiz! Eine Gaststätte sucht man nämlich nicht auf, wenn man sich nur ausruhen möchte. Um ehrlich zu sein, mir käme so eine Unverfrorenheit anders kann man dieses Verhalten nicht bezeichnen – nie in den Sinn, auch wenn die Zeiten zugegebenermaßen nicht leicht sind, gerade wenn man Kinder hat. Der nächste ordert womöglich noch Teller und Besteck beim Wirt um die mitgebrachte Speckjause zu verzehren. Wo soll man da die Grenzen ziehen? Wer ein wenig informiert ist, weiß, dass es die Gastronomie in Österreich allgemein nicht leicht hat, dass jährlich allein in Oberösterreich etliche Lokalitäten schließen müssen, weil sich ein Offenhalten nicht mehr rentiert. Ich kann dadurch gut nachvollziehen, dass Wirtsleute angesichts solcher von mir beschriebener Gäste entweder gleich frustriert das Handtuch werfen oder eben zur Praxis übergehen, auch für Trinkwasser Geld zu verrechnen, und das manchmal nicht zu knapp, wie etliche Beispiele immer wieder beweisen.
Ich weiß nicht, welche Erfahrungen Sie selber diesbezüglich schon gemacht haben. Mein obig angeführtes Erlebnis im renommierten Linzer Eissalon, wo mir das Wasser einfach verweigert wurde, war das bisher Krasseste. Mir ist es aber auch schon passiert, dass mir in einem Café in der Landstraße, das übrigens vor ein paar Jahren einem Textil-Diskont weichen musste, das Glaserl Wasser zum Häferlkaffee zum Preis für Mineralwasser verrechnet worden ist. Es scheint nicht nur, dass jedes Lokal willkürlich entscheidet, ob es Leitungswasser gibt und wenn ja, wie viel es kostet es ist wirklich so. Und da liegt der Hase im Pfeffer: es gibt bei uns in Österreich nicht ansatzweise eine verbindliche Gesetzesregelung. Nicht einmal bundesländerweit sind sich die Gaststätten einig und im Grunde entscheidet jeder Wirt oder Café-Besitzer, wie er mag. Daher auch der allgemeine Unmut über besonders extreme Auswüchse.
Und ich persönlich finde, genau da gehört angesetzt. Seit so vielen Jahren gibt es gerade um die Urlaubszeit jedes Jahr dieselben Diskussionen über Vorfälle wie die von mir beschriebenen. Zwar tendiert die Vertretung der Gastronomie in den Kammern dem Vernehmen nach eher in die Richtung, man möge das Glas Wasser den Gästen nicht verrechnen, andererseits sollte man durchaus jenen Sitzern, die nur zum Ausrasten und Wasser trinken kommen, auch einen Riegel vorschieben, denke ich. Kostenloses Wasser, ja, aber normalerweise nur in Verbindung mit anderer, bezahlter Konsumation aus dem Lokal (Sonder- oder Notfälle natürlich ausgenommen!). Mehr verlange ich nicht, und die Gastwirte wollen auch leben, mit Recht. Deshalb a
ppeliere ich an unsere Gesetzgeber, mit einer einheitlichen, österreichweiten Linie dem Zank und dem Ärger rund ums Wasserglas endlich ein Ende zu bereiten. Im Sinne von uns allen, meint
Vivienne
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