von Vivienne – Jänner 2004
Rund, na und?!?
Die Österreicher werden, wenn man verschiedenen Statistiken trauen darf, immer dicker, ein Phänomen, dass man in allen westlichen Industriestaaten beobachten kann, speziell in den USA aber natürlich auch im westlichen Europa, obwohl uns die Regierungen sinnigerweise ein Sparpaket nach dem anderen schnüren. Der Österreicher isst trotz allem gern, Schweinsbraten mit Sauerkraut und eine halbe Bier, das schmeckt und macht halt auch dick, keine Frage. Und wenn unsereins die Köstlichkeiten in diversen Konditoreien und Bäckereien durch das Schaufenster begutachtet, nehme nicht nur ich allein vom Hinschauen schon wieder ein Kilo zu.
Ja, muss man mit Stoßseufzer feststellen, alles was schmeckt, macht dick, ist ungesund oder stört während des Verdauungsprozesses das körperliche Wohlbefinden. Dabei darf man aber nicht außer Acht lassen, dass fette, kalorienreiche Nahrung nicht der einzige Grund ist, dass man mehr zunimmt als man möchte. Bei vielen Menschen, speziell bei Frauen, hat es auch seelische Gründe, dass die Rundungen überhand nehmen. Psychologen beschreiben das so, dass man sich eine Fettschicht anisst, um nicht mehr so verletzbar zu sein, sich also unbewusst mit Frustessen eine Schutzschicht verpasst. Ich hab das selbst an mir beobachtet, als ich es nach einer großen zwischenmenschlichen Enttäuschung relativ rasch geschafft habe, meinen Hüftspeck um einiges zu erweitern.
Und wenn der Speck sich mal wo angesetzt hat, ist es drei Mal so schwierig, ihn wieder loszuwerden. Wem erzähl ich das! Ein paar Anläufe später in den letzten Jahren, bin ich wieder am Ausgangspunkt. Aber Neujahr habe ich den Vorsatz, wieder abzunehmen, endlich in die Tat umgesetzt. Wie Sie, liebe Leser, ja im Forum teilweise mitverfolgen konnten, habe ich ein Programm für mich entwickelt, mit dem ich den überflüssigen Kilos den Kampf angesagt habe: Süßigkeiten und Mehlspeisen hab ich vorläufig völlig gestrichen und die übrigen Mahlzeiten offen gesagt auf etwa ein Drittel reduziert. Klingt aber härter als es ist: nach den ersten Entzugserscheinungen auch Essen kann eine Art Sucht sein die etwa einige Tage anhielten, stellt es zur Zeit kein Problem mehr für mich dar. Es geht also, wenn man will.
Sie werden sich sicher fragen: Warum tut sich das die Vivienne an? Natürlich könnte ich dann etwas boshaft antworten, dass das nur jemand fragen kann, der mich noch nie gesehen hat. Wenn Sie mich kennen, wissen Sie ja wo meine Problemzonen liegen. Und diese Problemzonen werde ich auch dann haben, wenn ich erfolgreich meine vorerst anvisierten 20 Kilo abgespeckt habe. Mein Hüftreifen, wie ich ihn nennen möchte, ist ein hormonelles Problem, behandelbar nur durch Hormoncremes oder eine Fettabsaugung.
Und das ist ziemlich schwierig, weil ich die Krebsgefahr durch Hormone, auch örtlich durch Cremes angebracht, wirklich scheue und Langzeitfolgen nicht absehbar sind. Wegen einer Fettabsaugung habe ich ehrlich gesagt vor Jahren schon überlegt. Dabei geht es mir nicht einmal vorrangig um das optische Problem, schlimm ist eher, passende Hosen zu finden, die man tragen kann, weil ich in keine gängige Konfektionsgröße wirklich hineinfinde und unmöglich ist es deshalb auch, figurschmeichelnde Kleider zu entdecken. Der Punkt ist nicht, dass ich aussehen möchte wie ein Modell, der Punkt ist, dass ich gerne etwas harmonischere Körperformen zueinander hätte etwas, womit viele Frauen kämpfen.
Natürlich ist es gerade für eine junge Frau oder eine Frau, die sich jung, lebenslustig und aktiv fühlt, schwierig mit Gewichtsproblemen zu kämpfen, wenn sie gerne wieder jemanden kennen lernen möchte, seis zum Flirten oder für etwas Ernsteres. Mann (selbstverständlich im umgekehrten Fall auch frau…) kann in so einem Fall sehr oberflächlich sein, auf eine verletzende Art und Weise. Trotzdem darf jede/r, der abnehmen möchte und eine größere Gewichtsabnahme ins Auge fasst, nie vergessen, dass er oder sie durch eine bessere Figur, die naturgemäß mit einer größeren Attraktivität verbunden ist, kein anderer Mensch wird. 20, 25 Kilo weniger sind toll, aber man hat noch immer die gleichen Komplexe und Schwächen, man wird kein besserer Mensch dadurch. Schon deshalb hab ich meine Radikalkur ja weniger deshalb ins Auge gefasst, um meine Liste durch ein paar Eroberungen zu erweitern (obwohl ich das als Nebeneffekt nicht ablehnen würde…), als viel mehr aus gesundheitlichen Gründen.
Der Blutdruck (und damit die Nieren), die Wirbelsäule, das Herz-Kreislauf-System und in der Folge auch die Verdauung leiden unter ungesunder Ernährung und das Leben ist einfach beschwerlicher, wenn man sich beispielsweise in meiner Körpergröße jenseits der 80-Kilo-Marke bewegt. Ehrlich gesagt, ich hab es auch schon bei mir bemerkt, obwohl ich robust und widerstandsfähig bin und nie geraucht habe. Außerdem hab ich mich im Sommer und Herbst neu eingekleidet, und schön langsam hege ich auch die Befürchtung, dass mir in ein paar Monaten bei gleich bleibenden Essgewohnheiten nicht mehr alles passt, und das wäre echt schade. Aber wie gesagt, der Anfang ist gemacht, und es geht mir nach anfänglichem Muskelkater gut dabei.
Die schlimmste Beleidigung wegen meines Übergewichtes musste ich übrigens vor Jahren durch eine Kollegin erfahren. Elke, völlig geistlos und spezialisiert auf Fettnäpfchen, meinte auf meine Überlegungen wegen der xten Diät ohne das geringste Gespür: Aber geh, ich kann mich dich doch anders gar nicht vorstellen… Ich bin davon überzeugt, liebe Leute, dass Elke mir im Grunde etwas Nettes damit sagen hatte wollen, aber weil sie selten mehr als ein paar Zentimeter über ihren Horizont hinaussieht, war ihr in keinster Weise bewusst, dass sie mich schubladisiert hatte und mir mehr oder weniger völlig absprach, dünner werden zu können zumindest in ihrem Vorstellungsvermögen.
Solche Leute wie diese Ex-Kollegin bleiben einem leider nie erspart, wenn man wie ich abspecken will oder allgemein mal was Neues in Angriff nehmen möchte. Wir sollten uns durch sie nicht entmutigen lassen, bei welchen Plänen auch immer und uns auf unsere Stärken besinnen – die wir diesen Leuten jedenfalls voraushaben. Rund, na und? Ehrlich, ich bin nicht gerne dick, war es auch nie. Ich bin auch nie ein gemütlicherer Mensch durch meine Rundungen gewesen, wieder so ein Vorurteil auch Ottfried Fischer kann ganz schön ruppig sein, wie man so hört. Wir mehr oder weniger dicke Menschen haben genau so unsere Bedürfnisse und Schwächen, wie jeder andere auch. Ja, wahrscheinlich sind wir sogar noch um einiges sensibler, sonst hätten wir es nicht nötig uns eine Schutzschicht anzuessen, das möge man sich immer vor Augen halten! Eine wichtige Erkenntnis aber ist es, die jeden begleiten sollte, der abspecken möchte: Ich bin es mir wert, eine bessere Figur, mehr Attraktivität und mehr Lebensqualität zu erreichen! Vielleicht klappt es dann zwar nicht mit dem Nachbarn, aber mit dem Abnehmen ganz sicher viel leichter!
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