Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  März 2004



Unerwiderte Gefühle

Nicht immer finden sich zwei Menschen, wenn die Liebe trifft.
Oft genug steht einer allein da.
Mit einem Übermaß an Gefühlen in seinem Innersten.
Und muss erkennen:
Ich werde nicht geliebt.
Nicht im gleichen Maß.
Vielleicht auch überhaupt nicht.
Am schlimmsten ist es, wenn man nicht einmal einen Grund dafür erfährt.
Aber kaum weniger leicht ist es zu ertragen, wenn man einen Rivalen hat.
Mit dem man nicht rivalisieren kann.
Denn der wird geliebt…

Man kommt sich so klein vor.
So mickrig.
Und minderwertig.
Oft möchte man an der Welt verzweifeln.
Manchmal möchte man sterben.
Obwohl bisweilen später klar wird, warum es gut war so.
Dass man ihn oder sie nicht bekommen hat.
Manchmal ist es eine aufrechte neue Liebe, die einen diese Erkenntnis lehrt.
Ein anders Mal bringt einem ein veränderter Blickwinkel Klarheit.
Klarheit, über einen vermeintlich geliebten Menschen.
Einen Menschen, der dieser Liebe nie würdig war.

Im Augenblick des tiefsten seelischen Chaos fehlt einem oft der Durchblick.
Wenn man hofft und bangt um jemandes Liebe hat man für nichts sonst Augen und Ohren.
Als für diesen einen.
Oder diese eine.
Ob es nun für Außenstehende sinnhaftig erscheint oder nicht.
So wie man selber einen geschärften Blick für die Probleme eines Freundes hat.
Steckt man selber in diesen seelischen Nöten, versagt der Durchblick.
Die tiefen Gefühle trüben das rationelle Denken.
So als würde eine Lasur ein Bild verwässern.
Es wird unscharf…

Kann man einem unglücklich Verliebten helfen?
Ich bezweifle das.
Ich weiß es von mir selber.
Selbst wenn einem noch so viele Freunde zuhören.
Man sich aussprechen kann.
Das Leid bleibt immer dasselbe.
Es wird nicht anders.
Und es ist aussichtslos.
Auch wenn man es lange nicht wahrhaben will.
Irgendwann sickert die Wahrheit bis ins Innerste.
Je länger man sich dagegen wehrt, um so mehr schmerzt es.
Man kann ein Pflaster am Arm auf zwei Arten abreißen.
Einfach schnell.
Das schmerzt kurz und intensiv.
Dann ist es vorbei.
Oder man löst das Pflaster langsam.
Millimeter um Millimeter.
Weil man sich nicht traut, fester anzureißen.
Das tut vielleicht zuerst nicht ganz so weh.
Aber der Schmerz dauert viel, viel länger.
Jeder muss für sich selbst wissen, wie er sich befreit.
Leicht ist keine Methode…
Aber zur ersten, zur schnellen gehört sehr viel Mut.

Wie erkennt man es, wenn eine Liebe aussichtslos ist?
Hundertprozentig kann man es nie sagen.
Jeder Mensch reagiert anders.
Jeder offenbart sich anders.
Gefühle müssen nicht immer umsonst sein.
Auch wenn es anderen so scheint.
Vor allem dann nicht, wenn die Ablehnung nie wirklich ausgesprochen wird.
Oder irgendwelche Gründe.
Hoffnung hilft oft über die schlimmste Zeit hinweg.
Und sie soll auch immer gegenwärtig sein.
Auch wenn die eine Liebe sich doch nie erfüllt.
Die Hoffnung, die bleibt, sollte die auf eine neue Liebe sein.

Manchmal soll es einfach nicht sein.
Trotzdem kommen andere Zeiten.
Bessere Zeiten.
Und die Hoffnung auf eine neue Liebe.
Und erwiderte Gefühle…

Vivienne

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