Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  März 2004



Vergebung

Und vergib uns unsere Schuld.
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…

Vergebung ist ein Gebot der Nächstenliebe.
Und der Christlichkeit.
Vergeben ist aber nicht immer leicht.
Manchmal unmöglich.
Wie sollen Eltern je dem Autofahrer vergeben, der ihr Kind fahrlässig überfahren hat?
Vor allem, wenn dieser keine Reue verspürt?
Das ist der Punkt:
Vergebung setzt Reue voraus.
Tätige Reue.
Es tut mir leid.
Es war mein Fehler.
Mea culpa, mea maxima culpa.

Wie jemandem vergeben, der sich darüber erhaben fühlt?

Kein Mensch kann behaupten, er müsste nicht im Lauf e seines Lebens Schläge einstecken.
Körperliche.
Seelische.
Keiner kann mir erzählen, dass er diese leichten Herzens hinnimmt.
Manches kann man mit sich ausmachen.
Vor allem auch, wenn der andere sein Unrecht erkennt.
Und zugibt.
Das sind aber wenige.
Viel zu wenige.

So mancher überspielt seine Schuld.
Tut, als wäre nie etwas gewesen.
Vor allem in Beziehungen ein Problem.
Irgendwann wachsen diese verdrängten Streitpunkte himmelhoch.
Und lassen die Liebe irgendwann wie ein Kartenhaus zusammenstürzen.
Vor lauter Sprachlosigkeit.
Vor lauter Feigheit.

Wieder andere machen sich mit ihrer Schuld aus dem Staub.
Scheuen die Konfrontation völlig.
Wie ein Vampir das helle Tageslicht.
Wie der Teufel das Weihwasser.
Leider sind das oft gerade diejenigen, die das schlimmste Unrecht auf sich geladen haben.
Und diese sind es, die uns dann wie ein Stein auf der Seele liegen.
Der Hass frisst einen auf.
Und man fühlt sich schuldig.
Weil man nicht vergeben kann.

Sinnlos…

Jene Leute werden nie begreifen, was sie einem angetan haben.
Seelisch verkrüppelt vor penetranter Selbstgerechtigkeit.
Die ihre Schuld nicht begreifen.
Erkläre einem Blinden die Farbe Grün.
Zeig einem Tauben, was Musik ist.
Es wird vergeblich sein.

Mit jenen Menschen, die uns so wehgetan haben ist es ähnlich.
Es wäre vergebliche Liebesmühe ihnen zu vergeben.
Warum ihnen vergeben?
Um menschliche Größe zu demonstrieren?
Was ist das für eine Größe?
Eine Größe die dich erdrückt, weil sie dich Kraft kostet?
Eine Größe vielleicht, die gar nicht aus dem Herzen kommt?
Sondern aus dem äußeren Umfeld.
Gib dir einen Ruck.
Mach Frieden mit ihnen.

Mach Frieden mit ihnen?
Sinnlos.
Mach Frieden mit dir selbst.
Vergib dir selbst.
Das ist das Wichtigste.
Der Hass darf dich nicht klein kriegen.
Genau so wenig sollst du aber deine Energie verschwenden.
Und so tun, als würdest du vergeben.
Dich abmühen, obwohl du nicht kannst.
Schau auf dich.
Und auf niemand anderen.
Dir muss es gut gehen.
Der Schmerz wird verblassen.
Die Erinnerung bleibt.
Und das ist gut so.
Eine Warnung.
Und ein Wegweiser.
 

Die Zeit heilt.
Und teilt für jeden Neues aus.
Frische Farbe kommt auf die Wand.
Das Leben siegt immer.
Wenn du auf dich achtest.

Vivienne

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