Kritisch betrachtet
von Vivienne – Juni 2001
Gleich und doch nicht gleich
Statistisch gesehen wird bereits mehr als jede dritte Ehe geschieden. Die Leidtragenden dieser Rosenkriege immerhin geht kaum eine Trennung ohne gröbere Wickel über die Bühne sind vor allem die Kinder. In der Regel bleiben diese bei der Mutter. In diesem Zusammenhang kann man immer wieder beobachten, wie die Volksmeinung noch immer und wir sind immerhin schon das dritte Jahrtausend angegangen die Aufgaben bei der Erziehung der Kinder verteilt.
Pappa ist schon ein guter Pappa, wenn er regelmäßig zahlt und seinen Nachwuchs so für ein Wochenende mal zu sich nimmt. Unabhängig davon, ob er gerade allein lebt oder seine Freundinnen so häufig wie die Socken wechselt. Anders bei einer (alleinerziehenden) Mutter: die kann sich keine wechselnden Männerbekanntschaften leisten ohne schief angesehen zu werden. Der darf es auch nicht einfallen, harmlosen Vergnügungen nach zu gehen und dann und wann eine Disco oder ein Beisel auf zu suchen: das Schlimmste, was man einer Frau vorwerfen kann, gerade wenn sie Kinder hat, ist, sie als lebenslustig zu bezeichnen. Eine Frau muß für ihre Kinder dasein. (?)
Wir leben zwar mittlerweile in einem Zeitalter, in dem eine Frau ihr eigenes Geld verdienen kann ohne notwendigerweise jeden Groschen beim Ehemann abliefern zu müssen. Wer einmal einen Blick in ein juristisches Handbuch aus den Fünfziger-Jahren riskierte, konnte sich auch informieren, daß es damals einem Mann noch gesetzlich erlaubt war, seine Frau jederzeit am Verlassen des Hauses oder der gemeinsamen Wohnung zu hindern, ja, sie wenn nötig (?) – dort auch einzusperren. Von solchen Untrieben haben wir uns Gott sei Dank entfernt, aber die Gesellschaft denkt nach wie vor in sehr eigenen Rollenbildern. Stichwort Scheidung. Ganz abgesehen davon, daß ein Kind für seine gesunde Entwicklung Zuwendung von Mutter und Vater gleichermaßen braucht: ist es nicht einigermaßen pervers, einer geschiedenen Frau aus verschrobenen Moralvorstellungen heraus das Recht ab zusprechen, sich nach einer neuen Beziehung um zu sehen, so sie das Bedürfnis danach hat aus Rücksicht auf die Kinder?. Ist es nicht ziemlich verrückt, einer berufstätigen Alleinerzieherin Schulprobleme des Sprößlings an zu lasten, derweil der Pappa sich vielleicht einmal im Monat beim Kleinen blicken läßt? Keine Zeit hat für Elternsprechtage und keine Minute mit dem Kind lernt?
John Lennon formulierte es in den 70er Jahren schon so treffend: Woman is the Nigger of the World. Entweder ist eine Mutter zu besitzergreifend, oder sie vernachlässigt die Kinder Sie ist immer die Schuldige bei etwaigen Problemen mit dem Nachwuchs, speziell nach einer Scheidung. Defacto hat sie keine Möglichkeit, ein Kind richtig erziehen zu können, außer sie heißt Uschi Glas und ist von Beruf Vorzeigefrau und Parademutter (und hat das nötige Kleingeld für die Kindermädchen). Als besonders schlimm an dieser Situation empfinde ich, daß es gerade Frauen selber sind, die sich über die Geschlechtsgenossinnen das Maul zerreißen. Immer auf der Hut, ja keinen Anlaß für solche Angriffe auf die eigene Person zu liefern. Mir fällt dazu eine Geschichte ein, die sich vor ein paar Jahren zutrug, als ich im Großhandel tätig war. Einer Kundschaft, einem Mann Mitte dreißig, war die Frau mit ihrem Liebhaber davon gelaufen. Wie ich so erfuhr, hatte sie im Familienbetrieb hart arbeiten müssen und war dazu der Schani der Schwiegereltern, die sie fast sklavisch ausnutzen. Ich konnte mir die Situation gut vorstellen und brachte ein gewisses Verständnis für die Frau auf. Aber da gab es ein kleines Detail am Rande: die Frau hatte nicht nur ihren Mann und die Schwiegereltern sondern auch ihren Sohn, einen Buben im Vorschulalter, sitzen lassen. Um es kurz zu machen: die Frau hatte unter meinen damaligen Kolleginnen, obwohl sie von denen keine je gekannt hat, eine Nachrede wie eine Verbrecherin…
Aber hat eigentlich jemand von den Leuten, die ach so moralisch urteilen, Einblick, wieviele Väter ihre Kinder im Stich lassen, oft schon bevor sie überhaupt geboren werden? (Fragen Sie einmal am Jugendamt nach…!) Gleich und doch nicht gleich….
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