Neue Bohnen Zeitung


Kritisch betrachtet
von Vivienne  –  Mai 2001



Jugendwahn in der Job-Politik

Österreich ein Land  der Frühpensionisten. Mehr als die Hälfte von ihnen wechselt direkt von der Arbeitslosigkeit oder aus dem Krankenstand ins Rentnerdasein. Betrachtet man in Österreich Statistiken über die  Erwerbstätigkeit in den Jahren vor der Pension, so nehmen wir einen EU-weit betrachtet einen sehr dürftigen Platz ein.

Wahr ist aber auch, daß aber die meisten dieser Frühpensionisten, so keine schwerwiegenden gesundheitlichen Probleme vorliegen, eigentlich gerne wieder arbeiten gehen würden. In vielen Fällen geht einer solchen „zwangsweisen“ Frühpensionierung eine jahrelange Arbeitslosigkeit voraus, in dem man oder frau den Stempel „unvermittelbar“ aufgesetzt bekam. Meistens ein frustrierender, demütigender Prozeß.

Woran liegt das? Wer sich Stellen-Anzeigen in den Zeitungen liest, wird schnell feststellen, daß in vielen Berufen ein maximales Alter von 35, 40 Jahren vorausgesetzt wird. Der oder die Gesuchte soll über eine maximale Berufserfahrung verfügen dabei aber vor allem möglichst jung sein. Ein Anachronismus. Jugendwahn in einer Gesellschaft, in der es kein größeres Manko gibt als nicht mehr jung zu sein. Die alten Vorurteile: Ältere Arbeitnehmer kosten zuviel, sind ständig im Krankenstand, nicht mehr so flexibel und lernfähig, haben Hemmschwellen gegenüber der EDV, sind nicht mehr so belastbar.

Dabei stellt sich die Frage, ob man auf die Erfahrung dieser Leute wirklich verzichten kann. Fachleute prophezeien für die kommenden Jahre einen eklatanten Fachkräftemangel. Logisch, so viele erfahrene Arbeitnehmer werden ja auf den „Altenteil“ abgeschoben, obwohl sie in der Wirtschaft oder Industrie eigentlich unersetzbar sind. Ihr Wissen, ihre Seriosität und das nötige Know-How liegen brach, weil sie gegen „jugendliche Dynamik“ den kürzeren ziehen. Besonders Frauen haben mit den (optischen) Ansprüchen an eine Arbeitskraft zu kämpfen, bei denen sie ab einem gewissen Alter  kaum eine mehr Chance haben. „Schönheit“ vor Erfahrung lautet die Devise in vielen Büros.

Das Peverse an dieser Jobpolitk ist, daß Jugend ja an sich kein Privileg ist, das man sich „verdient“ oder erwirbt sondern jeder von uns einmal alt wird. Jeder altert, mit den üblichen „Wehwehchen“, mit dem Verlust der sogenannten Schönheit Was ist das eigentlich für eine Gesellschaft, in der wir leben? Eine ziemlich kranke.

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