Sonntag 1. Oktober. Wir stehen quasi kurz vor knapp vor einer mit größter Spannung erwarteten Wahl in Österreich und gekämpft wird nicht nur mit höchstem Einsatz sondern auch untergriffig und bis deutlich unter die Gürtellinie. Vorläufige Prognosen der bekannten Meinungsforschungsinstitute werden einer genauen Prüfung unterzogen und heftig diskutiert, aber einen möglichen Ausgang der Wahl wagt keiner wirklich vorherzusagen, bei all der Schmutzwäsche, die gewaschen wurde und bei all den Haxeln des politischen Gegners, in die sich verbissen wurde.
Ich bin selber kein Meinungsforscher, auch wenn ich einmal in einem Meinungsforschungsinstitut gearbeitet habe und dabei ein wenig Einblick in die Arbeit erhielt – zumindest wurde mir, ohne in Details zu gehen, bewusst, dass man in der Branche auch nur mit Wasser kocht, zumindest teilweise. Am Wahlerfolg der ÖVP möchte ich an sich nicht rütteln, auch wenn fraglich ist, ob er so triumphal ausfallen wird wie vor vier Jahren. Mit jenem Erdrutschsieg hatte kein Wahlforscher gerechnet, die Zeichen standen damals eher für ein Head to Head zwischen Schwarz und Rot, aber „Wer, wenn nicht er?“ erwies sich als genialer Wahlkampfslogan und die Linken mussten hilflos zusehen, wie die Konservativen in Regionen vorstießen, die ihnen selber schon viele Jahre verborgen geblieben waren.
Dass es heuer nicht unbedingt wieder nach einem derartigen Triumph für die Volkspartei aussieht, heißt also nichts, allerdings muss man anmerken, dass die Roten das ÖGB-BAWAG-Debakel recht gut verkraftet haben, wie auch Gusenbauer in der direkten Konfrontation mit Schüssel deutlich machte. Ungewiss hingegen, wie Österreich den Pflegenotstand im Hause des Kanzlers aufnimmt, da dessen Schwägerin für die Schwiegermutter eine ostländische Billig-Pflegerin engagierte. Diese Aktion passt nicht so unbedingt zur Strategie des Kanzlers alles schön zu reden, an dem seine Regierung Anteil hat. Aber ob wahlentscheident oder nicht bei anscheinend noch immer über 30% unentschlossener Wähler, mag man dahingestellt lassen…
Die Grünen, möglicher neuer Koalitionspartner der ÖVP, stagnieren anscheinend weiter und müssen der unter Ex-Dentist Strache wieder erstarkten FPÖ was den dritten Platz an der Sonne betrifft erst einmal Paroli bieten. Strache, der meiner Meinung nach nur mit negativen Gefühlen und Ängsten die Leute auf seine Seite zu ziehen versucht und eine regelrechte hetzerische Schlammschlacht initiiert hat, gibt sich als Volksfreund, ganz im Stile seines früheren Parteigenossen Haider, dem er aber mittlerweile deutlich enteilt ist. Alexander van der Bellen kann da mit seiner ruhigen, ansprechenden, intellektuellen Art wenig dagegensetzen – ich fürchte, Position 3 gehört schon wie „in alten Zeiten“ der FPÖ und damit hat sich ein neuer Koalitionsanwärter ins Spiel gebracht, mit dem man vor dem Sommer nicht unbedingt gerechnet hat.
Ich habe mir erlaubt, die Spitzenkandidaten auch ein wenig unter astrologischen Aspekten zu beleuchten. Gute Karten hat zweifellos wieder Kanzler Schüssel als Zwillinggeborener, während sein direkter Opponent Gusenbauer (übrigens genauso wie Jörg Haider) als Wassermann Saturn gegen sich hat. Strache, ebenfalls Zwilling, könnte am Wahlkampf durchaus auch die Sonne scheinen, Van der Bellen und Westenthaler (Steinbock bzw. Jungfrau) sind von Jupiter gut aspektiert, allerdings nur mehr bis Ende November. Aus diesen Fakten klare Trends und Entwicklungen herauszulesen ist nicht einfach (ich kenne keine Geburtstunde), aber ich denke dass sowohl Schüssel als auch Strache von den momentanen astralen Gegebenheiten am meisten profitieren können – der Wähler wird wohl auch noch ein Wörtchen mitreden, und die Art und Weise wie er die Politiker und ihren Wahlkampf einschätzt…
Wissen Sie schon, wen Sie wählen werden, liebe Leser? Laut Statistik trifft so mancher Österreicher erst in der Wahlurne spontan seine Entscheidung und es kann durchaus sein, dass diese umkämpfte Wahl womöglich erst wirklich im Wahllokal entschieden wird. Gerade aus dem Grund sitzen die Herren und Frauen Kommunalpolitiker dort adrett angezogen und versuchen mit freundlichem Gruß und gewinnendem Grinsen die Sympathien noch einmal auf sich und auf die repräsentierte Partei zu ziehen… Wer weiß schon, welcher unter ihnen (oder gar wie viele von Ihnen) nicht doch nur „Wolf im Schafspelz“ ist bzw. sind und nur mit Akribie um das Wohlwollen des Augenblicks buhlen und nicht die berechtigten Interessen der Wählerschaft in den Vordergrund stellen…
© Vivienne