Wann machen Staaten pleite?

Können Staaten oder Volkswirtschaften eigentlich pleite gehen? Na klar, würde jeder sagen, der das Beispiel Island kennt. Hier hatte der ungezügelte Optimismus der Bevölkerung dieser Insel kurz vor dem Nordpol dazu geführt, dass sich beinahe jeder der 350.000 Bewohner mit den Luxusgütern der Zeit ausstaffierte und die Firmenbosse der kleinsten Klitsche am Langjökull, dem größten Gletscher auf der nördlichen Halbkugel, sich in der ganzen Welt durch Auf- und Einkäufe ein gutes Image verschafften.
Auf „Kucki“ natürlich!
Also mittels Krediten, die ihnen scheinbar, bar jeder Kontrolle durch irgendwelche staatlichen oder internationalen Institutionen, praktisch hinterher geworfen wurden.

Erschwerend kam im Falle Islands dazu, dass die überwiegende Zahl der Kredite in Fremdwährung zurückgezahlt werden muss. Ein Staat, der nun nach der Verstaatlichung der drei größten Banken, sein beinahe ganzes Bruttosozialprodukt zum Erwerb von Devisen ausgeben muss, hat keinerlei Möglichkeit mehr seine Währung zu schützen.
Island ist jeder Inflationsneigung absolut schutzlos ausgeliefert.
Solches ist gleichbedeutend mit einem Konkurs!
Es wird auf unabsehbare Zeit niemanden mehr geben, der sein gutes Geld in Isländischen Staatsanleihen anlegen wird!
Es sei den…, Island verspricht horrende Zinssätze!
Solche Zins-Politik erschwert nun der Isländischen Wirtschaft, in Zukunft Gewinne zu machen, wenn für jeden Kredit und sei er noch so klein, riesige Zinsleistungen zu erbringen ist.

Wie kann es soweit kommen und was folgert daraus?
Zunächst muss man mal darüber nachdenken, was eigentlich solche Entwicklungen befördert hat.

Also Länder die im Rating durch zum Beispiel Standard&Poors auf, wie im Beispiel Griechenland auf A- gesetzt werden, bekommen kaum noch Kredit, müssen also selber Staatsanleihen auflegen die in der effektiven Verzinsung um mindest drei Prozentpunkte über den üblichen Sätzen sind. Hierdurch erhöht sich der Kapitalbedarf dieses Landes ganz gewaltig, was wiederum zu noch höheren Zinsversprechen gegenüber dem umworbenen Anleger führt.
Eine Spirale, beinahe ohne Ende!

Im Beispiel Ungarn hatte der IWF im Verein mit der EG im Oktober etwa 20 Milliarden springen lassen und so stillschweigend die Notbremse gezogen, oder realistischer ausgedrückt einen Rettungsanker ausgeworfen.
Ungarn schien gerettet!

Nun stand die Ukraine vor dem Aus. Hauptexportartikel Stahl nach China, stagnierte. Die Ukraine hatte von allen Staaten des ehemaligen roten Zarenreiches die besten Schulnoten bekommen und daher die meisten internationalen Investoren angelockt.

Lettland stand dann auch kurz danach vor dem Aus!

Im Augenblick fahren Schnäppchenjäger schnell mal nach England, weil das Pfund versackt ist und die Preise daher weit unter Europäischem Niveau liegen.

Im Augenblick munkeln die Schlaumeier vom IWF, dass sogar die Eidgenossen, also die Schweizer, den Löffel abgeben könnten! Wer hat`s erfunden?

Was könnte der kleine Mann dagegen tun?

Nun, nehmen wir mal an, ich hätte zehn Tausender auf dem Konto und ich überlegte mir, wo anlegen.

Einen maroden Staat stützen, indem ich Staatsanleihen zeichne, die ich schon in der nächsten Woche billiger bekäme, oder was noch schlimmer ist, in der übernächsten Woche nur noch mit Verlust losschlagen könnte, weil ich möglicherweise höchstselbst inliquide würde? Also Bargeldbedarf hätte.

Auf der Bank liegen lassen, weil Frau Merkel uns versprach, der Kleinsparer würde nicht geschröpft? Oder besser abheben und unter der Matratze verstecken?

Meine Sorgen möchte ich haben.

Die Auguren der Wirtschaftlichkeit dagegen leiern die immer gleichen Beruhigungen, wie: „Wenn es hart auf hart kommt, wird man marode Länder nicht fallen lassen!“

Fragt man, wie solches wohl aussähe, bekommt man ein Achselzucken als Antwort.

Auf Nachfrage wird dann höchst zögerlich erklärt, dass solche Szenarien noch nicht einmal in den Unis durchgespielt wurden, weil Vergleichbares bisher noch nicht vorgekommen ist.

Sehr beruhigend in der Tat.

Also sicher ist nur, dass, wenn alle ihre Guthaben abheben oder wie im Falle der Industriekonzerne „Stille Reserven“ aktivieren würden, also zum Beispiel Aktien oder Grundstücke verkaufen, die Zinsen steigen und damit die Inflation befeuert würde.

Gleichzeitig würden die Immobilienpreise versacken, was dann natürlich wiederum für erhöhten Kreditbedarf bei weiterhin steigenden Zinsen bedeutete.

Also Kohle da lassen wo sie ist. Soviel für den Privatmann.

Ich würde, wenn ich sie denn hätte, die überflüssigen zehn Tausender, einfach Aktien kaufen!

Da ich sie nicht habe, die zehn Tausender, gehe ich gleich morgen zur Bank und frage mal nach, ob ich nicht vielleicht auf „Kucki“ gute Werte mit sehr guten Zukunftsprognosen kaufen kann. Diese dürften ja bald wieder gefragt sein, wenn möglichst viele meinem Beispiel folgen. Denn der Handel mit Aktien dürfte schon sehr bald wieder die effizienteste Form der Kapitalvermehrung sein. Wetten?

Ach ja, wie war sie noch mal, die Eingangsfrage? Können Staaten eigentlich Pleite machen?

Schaun mer mal!

Gruß Antoine Susini 30.Jänner 09

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