Seit knapp einem Jahr verkaufe ich Samen in ebay, um von zu Hause aus etwas Geld dazuzuverdienen, zumal Pflanzen ohnehin mein Hobby sind.
Man kann sich vielleicht vorstellen, dass nicht viel Geld für viel Arbeit rausschaut. Es beginnt schon damit, die (hauptsächlich) Stauden, aber auch 1-jährige Blumen, Gemüse und Kräuter, sowie wenige Sträucher und Bäume, in möglichst vorteilhafter ‚Pose‘ zu fotografieren (Fotos aus dem Internet für eigene Zwecke wieder öffentlich zu verwenden ist verboten und strafbar), möglichst täglich die Samenentwicklung zu beobachten, um diese rechtzeitig abzunehmen, bevor sie am Erdreich verstreut sind, und zum Trocknen aufzubewahren.
Manche Pflanzen braucht man nur zu schütteln, damit sie großzügig ihre Samen preisgeben, während andere schon fast mit Gewalt aus ihrer Samenhülle einzeln gepuhlt werden müssen. Die einen Samen sind groß und handlich, sprich einen halben cm und größer, während die kleinsten weniger als einen Millimeter messen. Die trockenen Samen müssen entsprechend aufbewahrt werden. Dann müssen Artikelbeschreibungen für ebay formuliert werden, damit die Samen eingestellt und dabei gut präsentiert werden können. Eventuell muss man dafür im Internet recherchieren.
Die ‚Wartung‘ der ebay-Konten muss nebenbei geschehen, also Fragen beantworten, Zahlungsinformationen senden, Bankkonto prüfen, ‚bezahlt‘ und ‚verschickt‘ markieren, Artikel wiedereinstellen und dergleichen.
Nebenbei gesagt hatte ich in ebay selber schon öfter Samen gekauft und dabei eine Person kennengelernt, die mich dazu ermutigt und mir Tipps gegeben hat, bis ich mich endgültig dazu entschließen konnte.
Bei einem Euro Startpreis (was in ca. 95 % der Fälle auch der Verkaufspreis ist) darf man in ebay bis zu 100 Artikel kostenlos einstellen, also dass man auch nichts zahlen muss, wenn man nichts verkauft hat. Die Verkaufsprovision beläuft sich auf 9 %, als bei 1 Euro knapp ein Zehntel des Erlöses. Als Versandkosten, unversichert, gebe ich 1 Euro an, wobei zum tatsächlichen Porto ein paar Cent bleiben, die ich getrost als Kosten für Strom, Druckerpatronen, Kuvert, Arbeitsaufwand – oder eben ebay-Gebühr ‚verbuchen‘ kann. Dafür bleiben aber die Versandkosten beim Kauf von 4 bzw. 3 Artikeln (Ausland) noch gleich.
Nachdem nun die ersten paar Samen verkauft waren (in der Regel 10 % der eingestellten Artikel), galt es, selber Samenpäckchen zu basteln, um dabei nicht mehr Kosten als Einnahmen zu haben. Am Anfang nahm ich Kopierpapier, während ich später auf alle möglichen Zettel umstieg, die nur einseitig bedruckt waren und keine persönlichen Daten enthielten, also zum Teil Werbung aus Postausendungen, aber auch persönliche Ausdrucke, die nicht mehr benötigt wurden. Diese entsprechend gefaltet, geschnitten und zusammengeklebt ergeben kleine Papiertütchen.
Also werden die Samen grob abgezählt (eher etwas mehr), die Packerl beschriftet, in ein Kuvert gesteckt, frankiert, und bei der Post abgegeben. Dann fehlt nur noch die Bewertung in ebay, die ich anfangs sofort nach Versand abgab, um bei den Käufern zu punkten, da ich ja als Verkäufer ohnehin nur die Zahlung bewerten kann (Seit einiger Zeit dürfen Verkäufer ohnehin nur mehr positiv bewerten, um ‚Rachebewertungen‘ zu verhindern, was ich aufgrund von eigenen Erfahrungen durchaus nachvollziehen konnte. Andererseits kann man damit auch nicht mehr negativ und auch nicht neutral bewerten, wenn ein Käufer sehr spät oder gar nicht bezahlt. Und man kann sich eben auch nicht ‚rächen‘ für ‚ungerechtfertigte‘ erhaltene Negativbewertungen.)
Anfangs ersuchte ich die Käufer noch höflich um Gegenbewertungen, wenn diese nach Wochen noch nicht erfolgt waren, später beließ ich es dabei, sofort nach Erhalt einer Bewertung meine Gegenbewertung abzugeben. Diese und viele weitere Erfahrungen musste ich sammeln, um da zu stehen, wo ich heute bin. So entdeckte ich erst später, dass ich per Einstellung extra dafür sorgen muss, dass ebay-Mitglieder aus Deutschland bei ihrer Suche auch auf meine Samenangebote stoßen. Diese haben nicht nur 10 x so viele Einwohner wie Österreich, sondern etwa auch 10 x so viel interessierte Käufer!
Anfangs stellte ich die Samen immer an einem bestimmten Wochentag ein, und zwar für 7 Tage, damit ich mich auch nur an einem bestimmten Tag um die Verkäufe kümmern musste. Das gab ich aber bald auf, da ich entdeckte, dass ich so erstens mehr der 100 Gratisartikel beim Einstellen verbrauchte, als wenn ich die Samen für 10 Tage einstellte. Weiters witterte ich mehr Chancen für einen Verkauf, wenn ich an mehreren Tagen der Woche Artikel auslaufen ließ. Das deshalb, weil die Konkurrenz sehr groß ist, sprich das ganze Jahr über zwischen 13.000 und 15.000 Samenartikel (!) im deutschsprachigen Raum eingestellt sind. Das macht es potentiellen Käufern sehr schwer bzw. unmöglich, alle Angebote durchzusehen, selbst wenn man selektiert, etwa nach Preis und Versandkosten sowie spezieller Pflanzenart. So ergibt es sich, dass man die Produkte, die als erstes auslaufen, noch eher ansieht. Das bedeutet, dass man leichter überhaupt ‚gesehen‘ wird, wenn man nahezu täglich Artikel auslaufen lässt.
Dann hat ebay zusätzlich gerne im Schnitt 1 x im Monat Wochenendaktionen, wo man an 2 bestimmten Tagen zusätzlich 100 Artikel kostenlos einstellen kann. Meist sind diese jedoch beschränkt auf einen Mindestpreis von mehr als 1 Euro. So nutzte ich das gerne, um meine Artikel öfter einstellen zu können, indem ich den Samenpreis auf 1,01 Euro erhöhte. Nur kam es hier zu zusätzlichen ungeahnten Fehlerquellen: erstens wenn ich nach dieser Aktion vergaß, den Preis zurückzustellen auf 1 Euro, dann fielen Einstellgebühren an. Ebenso, als ich bei den 1 Euro-Artikeln ein kostenloses Galeriebild hinzugefügt hatte – das bei ÜBER 1 Euro Startpreis gebührenpflichtig war!
Man sollte meinen, die Gebühren fallen auf, wenn man einen Artikel einstellt. Die Problematik liegt aber darin, dass es sehr zeitintensiv ist, alle Artikel immer wieder einzeln einzustellen. So gibt es in ebay dafür eine Sammelfunktion, wo jedoch der Haken ist, dass IMMER reguläre Gebühren angezeigt werden und diese auch bestätigt werden müssen. Erst DANACH werden die tatsächlichen Einstellgebühren (die ja null sein sollten) angezeigt. Das ist der Grund, warum man Fehler zu spät bemerkt. Ebay hat dieses Problem leider trotz vieler Interventionen noch nicht in den Griff bekommen. Vermutlich wäre es zu aufwendig, während Verkäufer ja die Möglichkeit haben, im Zweifelsfall alles EINZELN einzustellen.
Es stellte sich aber bald heraus, dass das nicht die einzigen Probleme sein würden, mit denen man sich dabei herumschlagen muss:
Ich schätze die Deutschen als gute Käufer, jedoch bin ich für sie ein Ausländer, was beim Überweisen von Geld eine Rolle spielt – man benötigt anstatt Kontonummer und Bankleitzahlt IBAN und BIC. Das übersehen leider sehr viele, sodass es regelmäßige Anfragen gibt, dass meine Bankleitzahl falsch wäre oder überwiesenes Geld zum Kunden zurückgeht, sodass sehr häufig eine entsprechende leidige Kommunikation vonnöten ist, bis ich zu meinem Geld komme.
Weiters schätzen immer mehr Käufer die Zahlungsweise PayPal, eine Art Zwischenstation für Überweisungen, wodurch Zahlungen nahezu in Echtzeit beim Empfänger ankommen. Diese kann ich aber nicht anbieten, da die – zumal sie auch von etwas leben müssen – von einem Euro für Samen nahezu die Hälfte als Gebühren einbehalten.
Nebenbei erwähnt, hat ebay im letzten Jahr zuerst versuchsweise für neue Mitglieder – die davor bis 50 erhaltene Bewertungspunkte gezwungen waren, als Verkäufer PayPal anzubieten! – die Zahlungsweise umgestellt auf Zahlung an ebay, während man selber das Geld etwas später bekam, und ebay auch PayPal anbot, ohne dass dem Verkäufer Kosten entstanden wären. Somit kümmerte sich also ebay auch um Mahnungen – und das leidige Problem mit der ‚falschen Bankleitzahl‘ war gelöst. Es gab aber auch Nachteile, wo zum Beispiel Käufer gemahnt wurden, werden sie noch auf andere Artikel boten und dabei auf Kombizahlung warten wollten. Oder wo Käufer irrtümlich eine falsche Zahlungsweise an ebay bestätigt hatten und diese nicht mehr änderbar war, usw. Es stellte sich jedoch heraus, dass ebay dafür, das Geld anstatt der Verkäufer einkassieren zu dürfen, eine Lizenz benötigt. So wurden alle Mitgliedskonten auf Zahlung an den Verkäufer umgestellt. Für 2013 ist in Planung, ALLE Konten auf ebay-Zahlung umzustellen.
Unangenehm wird es aber immer, wenn Ware gekauft, und von mir vorbereitet wurde und nach 1 Woche noch keine Zahlung eingelangt ist. Nun muss man vorsichtig nachfragen, was denn los ist, und wenn das noch immer ignoriert wird (manche haben einfach vergessen, oder ‚die Bankleitzahl stimmte nicht‘…), ist man gezwungen, in ebay (für jeden einzelnen Artikel) einen Fall aufzumachen. Das heißt, dass ebay nachhakt, warum nicht gezahlt wird, an die bindenden Pflichten eines Einkaufes in ebay erinnert, und mit Konsequenzen in Form eines Vermerkes droht. Im Detail betrachtet ist jedoch der Vermerk relativ harmlos, da er nicht einmal von anderen Mitgliedern einsehbar ist. Es gibt lediglich für Verkäufer die Möglichkeit, seinen potentiellen Käuferkreis einzuschränken, und zwar Mitglieder mit mehr als 2 solchen Vermerken binnen eines Monats nicht bieten zu lassen – ein recht schwacher Trost! Jedenfalls, etwa die Hälfte der Käufer fühlt sich dadurch eingeschüchtert und zahlt nun doch. Für die anderen muss man jeden Fall innerhalb einer gewissen Zeit wieder schließen, damit man die Verkaufsprovision zurückerhält. Die vorbereitete Ware (um nach Zahlungserhalt schnell versenden zu können) kann man sich dann wo hin schieben…
Mit den ‚Highlights‘ besonders problematischer Vorkommnisse möchte ich Sie demnächst – und hoffentlich trotzdem möglichst selten! – unterhalten.