Bedenkliche Charaktere – Ansichtssache

Schon einmal, im Sommer dieses Jahres, habe ich mich in meiner Kolumne unter dem Titel „Miesmacherei aus Leidenschaft“ zu meiner klaren Abneigung gegenüber jeglicher Miesmacherei bekannt. Diese hat auch schon dazu geführt, das ich eine langjährige Freundschaft beenden musste.

Georg und ich hatten uns bereits in der Schulzeit angefreundet und in meiner Teenagerzeit waren wir bestimmt gute Freunde. Nach der Schulzeit arbeite Georg im elterlichen Kleinhandelsunternehmen, welches er einige Jahre später übernehmen durfte. Unsere Wege entzweiten sich ein wenig, etwa alle 14 Tage fanden wir aber Zeit für ein abendliches Treffen in unserem Stammlokal. Es war ein typischer kleiner Stammtisch, an dem man persönliche Probleme, Gedanken und Weltanschauungen diskutierte. Ich glaube und hoffe ein ganz guter Zuhörer sein zu können und so hörte ich mir die Probleme von Georg gerne an und versuchte zu helfen wo ich konnte.

Wir beide hatten allmählich verschiedene Freundeskreise aufgebaut. Während er sich nun als Jungunternehmer pseudomässig mehr der vermeintlich besseren Gesellschaft zuwenden wollte, war es mir wichtiger den Charakter der Menschen zu beleuchten. Selbst hatte ich mich zu seinem neuen Freundeskreis niemals geäußert, wenngleich dieser bestimmt nicht immer meine Wellenlänge getroffen hätte.

Vorerst hatte dieser Unterschied auch noch keine allzu tiefgehenden Auswirkung auf unsere Freundschaft. Aber es fiel mir immer mehr auf, dass ich meine unterstützende Haltung ihm gegenüber kaum umgekehrt erwarten dürfe. Nein, im Gegenteil, wann immer ich von Freunden erzählte, wurde diese Person, ohne sie zu kennen, umgehend miesgeredet. Dabei wurden zumeist Details zu der Person, die ich selbst erzählt hatte benutzt um diese zu diskreditieren. Dieser Umstand führte vermehrt zu Streitigkeiten und automatisch vermied ich es ab dann, gegenüber Georg allzu große Details über meinen Freundeskreis preiszugeben.

Natürlich konnte dies nicht so weiter gehen. Denn letztendlich hatte ich nichts mehr von den abendlichen Treffen, musste vielmehr aufpassen, nichts zu sagen was zu einer Provokation Georgs führen könnte, über die ich mich dann wieder maßlos ärgern würde. Nach einer weiteren ähnlichen Auseinandersetzung verließ ich damals den Stammtisch wortlos. Auch durch Vermittlungsversuche von gemeinsamen Bekannten ließ ich mich nicht dazu bewegen  die ohnehin nicht mehr existentee Freundschaft mit Georg fortzusetzen. Seit mittlerweile fünf Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und ich bin sehr froh darüber.

Ich weiß nicht, wie sich andere Menschen in einer solchen Situation verhalten würden – wahrscheinlich würden sie die Freundschaft sogar weit schneller an den Nagel hängen als ich es getan habe. Meine Entscheidung nur mehr möglichst wenig zu erzählen, um keine Angriffsflächen zu bieten, entsprach wohl kaum einer zielführenden Strategie. Jedenfalls ist es für mich keinesfalls zu akzeptieren, dass ich zulassen soll wenn mir nahestehende Menschen von anderen Bekannten schlechtgeredet werden.

Pedro

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