Neue Bohnen Zeitung


Kritisch betrachtet
von Vivienne  –  Juni 2001


Lauf, Hase, lauf!

Wer des Abends öfter spazieren geht oder sonst wie unterwegs ist, dem ist es bestimmt schon aufgefallen: seit dem das Thermometer Plusgrade anzeigt, trifft man wieder häufig laufende Menschen an. Allein, in kleineren oder größeren Gruppen, Frauen und Männer, in langen oder kurzen Hosen, in allen Altersklassen, aber allesamt sehr motiviert.

Laufen ist ein Trendsport geworden. Selbsternannte Fitness-Gurus und Motivationsgenies predigen das Laufen. Wie gesund es ist, welche körperliche und mentale Kraft man daraus schöpfen kann, um den inneren Schweinehund zu besiegen, und vieles mehr. Die Laufapostel treten in teuren Seminaren auf, locken dabei Scharen zahlender Interessierter an, und das alles ist ein toller Treibstoff für einen Motor, der diesen Leuten Cash Ende nie beschert. Bücher überschwemmen den Markt, Bücher über das Laufen, in der Folge auch über gesunde Ernährung und all den Nutzen, den mensch daraus ziehen kann. Ganz besonders aber jene Leute, die auf diesen Trend aufgesprungen sind und damit das Geld für ein sorgenfreies Leben in Luxus verdienen. Nach deren Seminaren und Büchern enorme Nachfrage besteht.

Mensch möge mich nicht mißverstehen. Laufen ist wirklich gesund, stärkt den Kreislauf, die Muskulatur, hilft beim Abspecken. Das alles ist lang bekannt. Vor ein paar Jahren schon waren vereinzelt Läufer unterwegs und aber die  wurden damals durchwegs belächelt. Heute hat eine „Laufbewegung“ um sich gegriffen, die sich damals nicht erahnen ließ. Was mir an dieser momentanen Laufbegeisterung sauer aufstößt, ist die Tatsache, daß einige wenige geschäftstüchtige Leute diesen Trend unterstützen und sich damit dumm und dämlich verdienen. Daß jemand hergeht und sagt: Leute lauft, ich habe zu laufen begonnen, ich habe zu rauchen aufgehört, ich ernähre mich biologisch und bin ein anderer Mensch dadurch geworden. Und dabei leuchtet das Dollarzeichen in seinem Auge…

Leute, Ihr könnt laufen soviel Ihr wollt. Ernährt Euch gesund, laßt Nikotin, Alkohol, was immer an schlechten Gewohnheiten, sein. Und Ihr werdet mit Sicherheit besser fahren damit. Vor allem, wenn Ihr selbst davon überzeugt seid. Aber paßt dabei auf, daß Ihr Euch nicht vor einen Karren spannen laßt, der in erster Linie die Bankkonten diverser Geschäftemacher füllt. Huldigt nicht einer Philosophie, die grundsätzlich gar nicht schlecht ist, aber für die Ihr diese Gurus und ihre Ratschläge eigentlich nicht braucht. Lauft für Euch selbst!

 

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