von Vivienne – August 2004
Ein Volk von Sammlern…
Der eine hat eine ansehnliche Münzsammlung daheim, der andere nennt Porzellanhäferl aus aller Herren Länder sein eigen. Und das Haus des nächsten säumt eine ganze Riege von Gartenzwergen in allen Größen, Farben und Posen. Hand aufs Herz: Sie sammeln doch auch irgendetwas, Porzellanpuppen vielleicht, Teddybären oder Figuren aus den Kinderüberraschungseiern. Es gibt nichts, was man nicht sammeln kann. Meine (jüngere) Schwester und Kollegin, Sarkastika, hat mir diese Leidenschaft lange vorausgehabt. Während ich selber nach einer (kleinen) Sammlung diverser Schundheftl wie Bessy oder Sigurd im Volksschulalter das Sammeln wieder bleiben ließ, legte sie mit Akribie schon früh eine tolle Sammlung von Briefmarken an, fast nebenbei häuften sich ihre Servietten, da wir ihr von jedem Ausflug oder Mittagessen im Wirtshaus welche mitbrachten.
Ich selber kam also erst relativ spät wieder zum Sammeln. Im reifen Alter von gerade Dreißig begann ich zunächst einmal Zitate, Sprüche und Aphorismen zu sammeln, nichts ahnend, dass ich diese Jahre später in meinen Beiträgen für die Bohne so gut verwenden würde können. Noch ein paar Jahre darauf entwickelte sich aus meiner Leidenschaft für Halbedelsteine der Drang, auch hier ganz gezielt eine Sammlung anzulegen. Klein aber fein und mit teilweise herrlichen Exemplaren. Parfümflacons nehmen schön langsam auch überhand in meinen Räumlichkeiten und von den Verpackungen kann ich mich auch nicht mehr trennen. Zu guter letzt hab ich vor einigen Monaten begonnen, geschliffene Glasfiguren aus Bleikristall zu sammeln. Ich nenne zwar erst drei mein Eigentum, aber das Hobby ist auch nicht gerade billig
Und da sind wir beim Thema. Egal, was man sammelt, es geht ins Geld und man braucht viel Platz. Regale, Alben. Vitrinen, Setzkästen, etc. müssen herhalten, manchmal auch der ehelich Friede, denn dem Partner oder der Partnerin gefällt nicht immer das, was das Herz des (ehelichen) Gespons erfreut. Schon Ehen sollen daran zerbrochen sein, dass so mancher mehr Zeit für seine Bierkrüge aus der ganzen Welt aufbrachte als für seine Angetraute. Ich kann mir schon vorstellen, dass nicht jedes Familienbudget große Ausgaben in punkto Sammelleidenschaft verträgt. Wie mir meine Schwester Sarcastika verriet, kosten Briefmarkensonderdrucke zum Beispiel gar nicht wenig Geld. Daraus hat sich längst ein nettes Zusatzgeschäft der Post entwickelt. Auch Matchbox-Autos oder Barbiepuppen werden einem nicht (immer) beim Trödler für wenig Geld nachgeworfen.
Meine Parfümflacons benötigen mittlerweile nicht nur jede Menge Platz, der meine Vitrine bald sprengen dürfte. Parfüms sind außerdem eher teuer, trotz Douglas Card, die ich mittlerweile mein Eigen nenne. Dazu kommt, dass die teilweise originell bis bizarr geformten Fläschchen unglaubliche Staubfänger sind. Im Grund müsste man jeden Tag fast Staubwischen, aber das tut der Freude keinen Abbruch. Wer mit Feuereifer sammelt, dem ist kein Aufwand zu groß! Und so werde ich auch eine Lösung finden, wenn meine Glasvitrine einmal aus allen Nähten zu platzen droht. Es gibt aber Sammler, die nicht nur ständig auf der Suche nach neuen Objekten sind, nein, teilweise wird auch gleich restauriert, etwa von Teddybärensammlern. Mancher Bär sieht nämlich nach seinem langen Dasein schon etwas mitgenommen aus und bedarf dringender Fürsorge.
Warum sammelt man? Ich weiß es nicht genau. Wie ich anklingen ließ, bin ich erst relativ spät dazu gekommen, aber es hängt wohl auch mit einer gewissen Freude am Schönen bzw. an den schönen Künsten zusammen. Ich glaube behaupten zu können, dass jeder, der bereit und offen ist für die angenehmen und schönen Seiten des Lebens ist, sich auch gerne mit schönen Dingen umgibt bzw. dies zu sammeln beginnt. Eine Bekannte, mit der ich vor Jahren einmal zu tun hatte, versuchte mir zu erklären, dass das Sammeln ein Wesenszug speziell aller Stiergeborenen sei. Selber esoterischen Belangen nicht abgeneigt, muss ich diese Aussage allerdings mehr als nur in Frage stellen. In meinem Horoskop befindet sich kein einziger Planet im Stier, Sammeln gehört einfach so oder so auch zu einer wesentlichen Charaktereigenschaft vieler Menschen. Das scheint logischer als jedwede astrologische Deutung.
Wie auch immer, wo gesammelt wird, gibt es also Geld für die Wirtschaft zu holen, und das wird auch weidlich ausgenutzt. Unzählige Barbies sind seit deren Geburt 1959 im Umlauf, von der (teuren) Sissi bis zur Popstar-Barbie. Besonders viel Geld lässt sich besonders mit den Figuren aus den Kinderüberraschungseiern machen. Da gibt es ganze Sammelgruppen (Herr der Ringe), die natürlich jeder Fan vollständig beisammen haben möchte. Und dafür Schoko-Ei um Schoko-Ei kauft, ob er dann die Schokolade auch wirklich isst oder entsorgt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Aber auf der Jagd nach diversen Objekten der Begierde spielen solche Kleinigkeiten keine Rolle! Die Sammelgegenstände werden sich wohl im Laufe der kommenden Jahre ändern, und der eine oder andere sammelt ja angeblich schon alte Handymodelle. Unerschöpflich also die Möglichkeiten und ich denke: Solange es Menschen gibt, werden diese auch sammeln.
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