Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  März 2004



Die leidige Sache mit dem Kirchenbeitrag

So wie die Frühjahrsmüdigkeit kommt sie alle Jahre wieder, die höfliche Aufforderung, den Kirchenbeitrag einzubezahlen. Die einen finden ihn schon im Frühling in der Post, weil er vom Vorjahr noch offen ist, die anderen müssen sich im Laufe der Monate damit auseinandersetzen. Spätestens dann gegen Ende des Jahres. Jeder „Gläubige“ wird zur Kasse gebeten, samt Familie, denn der Staat hat den gesetzlichen Rahmen geschaffen, dass sich die Kirche holen darf, was ihr zusteht.

… was ihr zusteht. Hm – steht das der Kirche eigentlich zu? Diese Frage hat sich für mich immer, seit ich selber dieser Regelung unterworfen bin, gestellt. Je nach Einkommen wird mir ein gewisser Prozentsatz jährlich abverlangt, außer ich trete aus der Kirche aus. Wenn wir die Geschichte des Kirchenbeitrages verfolgen, geht er auf das unselige „dritte Reich“ zurück, in dem die „Gläubigen“ (unter Hitlers Regime wurde nur zwischen gläubig und nicht gläubig unterschieden), die kein übermäßig hohes Ansehen besaßen, ein wenig geschröpft wurden.

In der zweiten Republik wurde diese Regelung etwas befremdlicherweise beibehalten, wobei aber die Einkünfte daraus der jeweiligen Kirche zukommen. Ich will hier nicht gegen die gesetzliche Regelung wettern oder diese in Frage stellen – das hieße gegen Windmühlen ankämpfen. Ich möchte an dieser Stelle eher an einer anderen Position ansetzen und von der moralischen Warte aus fragen: Steht der Kirche dieses Geld überhaupt zu? Es ist im Grunde genommen Sache jedes Christen selber zu entscheiden, ob und wie viel Geld er gibt.

Es liegt mir fern, nun all das Grundvermögen der Kirche anzuprangern, auch in Österreich, und damit begründen, dass der Kirchenbeitrag im Grunde eine bodenlose Frechheit darstellt. Das ist eine Milchmädchenrechung, die zwar gern bemüht, aber keiner näheren Untersuchung standhält. Den einzelnen Pfarren in Österreich geht es nicht gut. Wenn Reparaturen an den Kirchegebäuden oder an den Orgeln anfallen, verlangen diese Opfer von allen engagierten Freiwilligen. Ich weiß das, weil in unserer Pfarre selber erst vor ein paar Jahren Renovierungen vorgenommen werden mussten.

Mit dem Geld, das einer Pfarre jährlich zur Verfügung steht, muss sehr sorgfältig gewirtschaftet werden. Keine Frage, dass die Katholische Kirche zum Beispiel dankbar ist, für das Geld, das an Kirchenbeiträgen hereinkommt. Vor allem kann sie es sich gar nicht leisten, darauf zu verzichten. Trotz unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit, trotz Basaren, Pfarrcafes und -festen, etc., Anlässe – bei denen im Grunde noch immer viel zu wenig hereinkommt.

Ebenso gehört das Gerücht in die Märchenstunde, dass die Alimentezahlungen von Priestern, die das Zölibat offenbar nicht so ernst nehmen, vom Kirchenbeitrag bezahlt werden. Solche Ausgaben müssen die „gefallenen“ Schafe noch immer aus ihrem eigenen Einkommen bestreiten. Der Kirchenbeitrag hat schon in gewisser Weise seine Berechtigung, weil die Pfarren in Österreich sonst noch schwieriger zurecht kommen würden. Ähnlich wie in Organisationen wie dem Roten Kreuz oder dem Arbeitersamariterbund wäre die Existenz so mancher Pfarre ernsthaft bedroht, wenn es keine ehrenamtliche Arbeit oder keine Spenden geben würde.

Aber genau da möchte ich auch einhaken: Bei einer Spende kann ich selber frei entscheiden, wann ich wie viel zur Verfügung stelle. Freiwilligkeit – sie kann psychologisch Wunder bewirken. So weiß ich von einem Ehepaar, das im Jahr mehr einer internationalen Hilfsorganisation spendet, als es Kirchenbeitrag zahlt. Weil es angerufen wurde, nett von einer freundlichen Person betreut wurde und selber bestimmen konnte, wie viel es bereit war, monatlich vom Bankkonto abbuchen zu lassen. Verstehen Sie, was ich meine? Es ist diese Verpflichtung, die viele Leute so wie mich wurmt, und nicht die Tatsache selber, dass die Kirche Geld braucht.

Öffentlichkeitsarbeit Note 5 ist man da fast gemüßigt sagen. Die Kirche verkauft sich viel zu schlecht, man möchte sagen: noch immer mit Höllenfeuer und Gottes Blitz. Und das wäre absolut nicht nötig, wenn man sich nur ein Gehör bei den Leuten verschafft und auf die dringenden Anliegen etwa in den Pfarren hinweist. Und die fast lächerliche Verpflichtung bis hin zur Exekution streicht. Die Leute, die nicht spenden wollen, werden ohnedies nie was hergeben. Aber sie werden auch nicht in Scharen von der Kirche austreten. Und das wird der Amtskirche auch nicht unrecht sein.

Abschließend sei noch bemerkt: ich bin kein großer Kirchengänger. Nur zu speziellen Anlässen findet man mich in der Kirche und ich würde mich nicht unbedingt als einen übermäßig gläubigen Menschen im herkömmlichen Sinn bezeichnen. Ich möchte hier auch kein Plädoyer für die Katholische Kirche an sich halten. Davon bin ich weit entfernt. Dazu auch einmal mehr an anderer Stelle. Meine Gedanken hier sollen lediglich verdeutlichen, dass die Kirche eigentlich ihre Mittel viel besser ausnützen könnte um ihren Schäfchen notwendige Übel zu erklären…

Vivienne

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