von Vivienne – Februar 2004
Recht oder Verwerflichkeit?
Unser Arni hat es nicht leicht. Vor kurzem erst musst er sein erstes Todesurteil unterzeichnen (das allerdings bis jetzt nicht vollstreckt wurde), und nun kämpft er gegen Initiativen von Homosexuellen, die sich bemühen, in seinem heiligen Bundesstaat Kalifornien die Möglichkeit von Eheschließungen zwischen Homosexuellen durchzusetzen. Ungeheuerlich. Da muss doch Gottes Blitz dazwischen fahren, meinen viele, nicht nur Arnie himself. Aber der oberste Gerichtshof zeigt bislang wenig Verständnis für unseren geplagten Gouvernator, der als Zugeständnis plant, gleichgeschlechtlichen Beziehungen mehr Rechte einzuräumen.
Wie verwerflich ist nun wirklich eine Ehe oder eine eheähnliche Beziehung zwischen Personen gleichen Geschlechts? Darf der Pfarrer Gottes Segen wirklich nur für Mann und Frau erbitten, weil alles andere nur als ungehörig oder gar moralisch zu tiefst verwerflich zu betrachten ist? Um das zu klären, muss man wohl auch seine Haltung zur Homosexualität an sich einmal überdenken. Von mir selber kann ich sagen, dass ich eine sehr neutrale Haltung dazu entwickelt habe. Meine Sympathien zu Homosexuellen verteilen sich wie halt zu anderen Leuten auch. Einer meiner besten Freunde ist schwul und ich möchte nie mehr auf seine Freundschaft verzichten. Ein anderer, ein früherer Arbeitskollege, war mir einfach sehr unsympathisch, seine ganze Art lag mir nicht, was aber nicht an seinem Privatleben lag, das mir natürlich bekannt war, sondern an der mangelnden Chemie zwischen uns.
Ich wage also zu behaupten, Schwule beiderlei Geschlechts sind nichts anders wie Menschen wie du und ich. Mit Empfindungen und Problemen wie jeder Hetero auch. Homosexualität ist auch nichts Anstößiges, das durch emanzipierte Frauen gefördert wird sondern war schon in der Antike bei den alten Griechen und Römern bekannt, wie durch eindeutige Darstellungen auf Gemälden und Skulpturen überliefert ist. Homosexualität ist einfach ein Teil der Menschlichkeit, eine Facette seiner Möglichkeiten. Und daran ist nichts Schmutziges. Denn in der Liebe an sich ist nichts Verwerfliches. Gleichgültig welchem Geschlecht diese zwei Menschen angehören.
Dass es nach wie vor in fast allen zivilisierten oder westlichen Demokratien Widerstände gegen die Legalisierung von Beziehungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern gibt, beziehungsweise Probleme, rechtliche Wege zu schaffen, diese Partnerschaften den normalen, Ehen rechtlich und gesellschaftspolitisch gleichzustellen, ist kein Ruhmesblatt für eine moderne Welt im 21. Jahrhundert. Diese Widerstände resultieren wohl auch aus einer gewissen Verlogenheit unserer Gesellschaft, die gerade in Österreich maßgeblich geprägt ist durch die Politik einer Kirche, die teilweise verstaubter predigt als Christus vor über 2000 Jahren.
Dabei bin ich wahrscheinlich nicht einmal die richtige Person für die Homosexuellenehe einzutreten. Ich hab als Hetero-Frau schon für die Ehe an sich zwischen Mann und Frau nicht viel übrig. Diese Form, in der sie momentan zelebriert wird um Kinder zu haben, um als Frau den Schutz und die Absicherung einer Ehe zu genießen – kommt meinem Selbstverständnis als Frau nicht entgegen. Ob ich je Kinder haben werde, weiß ich nicht, und ich bin stolz darauf, mich immer selber versorgt zu haben. Die Vorstellung vom Heimchen hinterm Herd könnte mich in die Flucht jagen, wogegen ein solider Ehe- oder Beziehungsvertrag meine volle Zustimmung findet. Die Liebe ist – vielleicht eine Himmelsmacht, aber das Leben spielt sich nicht nur im Himmel ab, sondern ziemlich reell auf der Erde. Und dafür muss man in einer Partnerschaft gewappnet sein
Wenn ich also Arnold Schwarzenegger mit Ironie beträufle, dann liegt das weniger an meiner positiven Haltung zur Ehe von Homosexuellen an sich sondern an meiner Skepsis am Heiligen Stand der Ehe an sich. Eine fundierte Beziehung fußt nicht am Segen des Pfarrers oder des Standesbeamten sondern neben den ehrlichen Gefühlen füreinander, ganz klar auf einer gesunden und praktischen Einstellung zueinander. Liebe ist eine Sache, eine Beziehung miteinander wieder eine andere. Wenn man beides in eine solide Relation zueinander bringt, braucht man keinen Trauschein sondern nur einen Rechtsanwalt, der die Dinge fair regelt.
Und zwar für alle Paare, die sich gefunden haben
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