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12.07.2005, © Vivienne
Aus dem Nähkästchen der Standesbeamten geplaudert
Kürzlich schockten die aktuellen Scheidungszahlen Österreich und auch ich konnte an dem Fiasko in Sachen Beziehungsfähigkeit nicht spurlos vorübergehen, wie Sie in einem meiner Beiträge nachlesen konnten (Verlernt, miteinander zu reden). Betrüblich, dass die Institution Ehe mehr und mehr ins Wanken gerät, aber ein Standesbeamter hat Gott sei Dank noch mit mehr zu tun als nur mit gescheiterten Ehen. Da ich eine unbezahlbare Quelle in die Geheimarchive der Standesbeamten erschlossen habe, kann ich Ihnen heute einmal einen kritischen Beitrag mit einem Hauch von Humor und sanfter Ironie präsentieren, der auch Sie zum Schmunzeln bringen wird
Wer hält die Rekorde in Sachen Eheschließung? Nun im abgelaufenen Jahr standen tatsächlich zwei Männer vor dem Standesamt (natürlich nicht miteinander!), die bereits sage und schreibe jeweils sieben mal vorher den Bund fürs Leben geschlossen hatten leider ohne bemerkenswerten Erfolg, wie am achten Versuch ersichtlich wird. Kurios ist in der Tat auch, wie früh bzw. wie spät Herr und Frau Österreicher den Bund der Ehe wagen. Die jüngste Braut ist in der Tat erst 15 und nicht weniger als drei Burschen mit je 16 Jahren teilen sich den etwas fragwürdigen Titel des jüngsten Bräutigams. Pikantes Detail am Rande: zwei der Burschen hatten schon strammen Nachwuchs gezeugt und beim dritten darf man wohl auch davon ausgehen, dass ebenfalls ein Sprössling unterwegs war.
Alter schützt vor Torheit nicht, möchte man ausrufen, wenn man sich die älteste Braut und den ältesten Bräutigam ansieht: die Braut ist keusche 88, der Bräutigam ist jugendliche 97! Soll mal einer sagen, dass man sich in diesem Fällen mit der Entscheidung nicht schon fast zu lange Zeit genommen hat! Auch der Altersunterschied hat es bei Österreichs Paaren in sich. Eine Frau ehelichte einen Mann, der 51 Jahre älter war als sie. Nichts im Vergleich aber zu jenem mutigen Herrn, der seine 44 Jahre ältere Braut zum Altar führte! Wo die Liebe hinfällt ! Unglaublicherweise gab es aber im Jahr 2004 nicht weniger als 14 Eheschließungen, bei denen Braut und Bräutigam auf den Tag genau gleich alt waren. So ein relativ gehäuftes Kuriosum hätte ich wieder nicht erwartet !
Dass das Jahr 2004 zwei frühe sechzehnjährige Väter sah, habe ich weiter oben schon erwähnt. Die beiden jüngsten Mütter lassen die beiden aber im wahrsten Sinn des Wortes alt aussehen: 13 sind die beiden Mädel, selber noch mehr Kind als alles andere was auch durchaus Rückschlüsse zulässt, in welchem Alter Österreichs Nachwuchs seine ersten sexuellen Erfahrungen sammelt. Wenn ich nun die Statistik weitergehe, möchte ich fast erbleichen angesichts der ältesten Mutter, die im gesegneten Alter Zwillinge geboren hat wohl mit ärztlicher Kunst und hormoneller Mithilfe. Wie lange man erfolgreich Sex praktizieren kann, lässt Österreichs ältester Vater aus dem Vorjahr vermuten stolze 76 ist der Mann, und vielleicht fragen Sie sich auch: Mit oder ohne Viagra?
Auch Geburten müssen bekannterweise am Standesamt gemeldet werden und da ist mir in der Statistik aufgefallen, dass eine Österreicherin immerhin schon ihr 15. Kind im Vorjahr zur Welt gebracht hat. In unserer Gesellschaft schon ein Novum Bei einer anderen Mutter lagen zwischen dem vorletzten und letzten Kind immerhin auch unglaubliche 27 Jahre das ältere Kind könnte problemlos Mutter oder Vater des Nachzüglers sein. Unter Umständen, möchte ich mal vorsichtig vermuten, war dieses eine späte Kind nicht unbedingt geplant Immerhin konnte man im letzten Jahr auch nicht wenige als 25 Drillingsgeburten verzeichnen. Bleibt noch die letzte traurige Pflicht des Standesbeamten, der sozusagen von der Wiege bis zur Bahre immer an der Seite der Menschen unterwegs ist.
Die älteste Frau starb 2004 mit 108 Jahren, der älteste Mann mit 105, also drei Jahre jünger. Ein Blick auf die Lebenserwartungen bringt noch recht Erfreuliches zu Tage, denn noch kaum wurden die Österreicher so alt wie jetzt. Frauen sterben im Schnitt mit 82,2 Jahren, Männer liegen noch etwas dahinter mit 76,4 Jahren. Geben Sie mir da auch Recht, dass wir alle unsere besten Jahre noch vor uns haben? Ich hoffe, Sie haben diesem Spaziergang mit mir durch Österreichs Standesämter genau so genossen wie ich und öfter lauthals gelacht!
Vivienne
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