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12.06.2005, © Vivienne

Die Ausländer müssen oft herhalten

Wer mich kennt und meine Beiträge regelmäßig liest, weiß, wie oft ich es schon kritisiert habe, wenn ein paar linkslinke Besserwisser vorschnell von Ausländerfeindlichkeit faseln, wenn man jemanden kritisiert, der nicht in unserem Land geboren wurde. Man darf in Gegenwart dieser Leute etwa nicht von ausländischem Kriminaltourismus, der unser Land überschwemmt hat, sprechen, obwohl unsere Polizei unzählige Beweise für dieses Faktum vorzuweisen hat. Genauso wenig wie man Österreicher potentiell als Ausländerfeinde verunglimpfen kann, sollte man auch nicht alle Flüchtlinge, Asylanten und Ähnliches als arme Verfolgte darstellen, die im scheinbar gelobten Land Österreich auch noch eines auf die Mütze bekommen. Ich lege Wert darauf, dass man Menschen hier wie dort nicht pauschaliert sondern als Individuen ansieht – es gibt überall solche und solche… 

In diesem Zusammenhang möchte ich aber auch gerne darauf hinweisen, wie leicht es sich manche Menschen machen, eigene Fehltritte damit zu rechtfertigen, indem sie postulieren: „Die Ausländer machen es doch auch so!“ Eine Pauschalierung, die man nicht so feststehen lassen kann. Manche Leute bei uns ärgern sich nämlich über Gebühr über die angeblichen sensationellen Möglichkeiten, die Zuwanderer, etc. bei uns in Anspruch nehmen. Der Neid war schon immer eine nicht zu verachtende Triebfeder der Menschheit, jeder scheinbar ungerechtfertigte Vorteil einer anderen Gruppe, besonders einer Minderheit, muss unbedingt auch erreicht oder zumindest anders abgegolten werden. Gezielte Fehlinformationen erhöhen zusätzlich das Bedürfnis, sich auch ein „Stück vom Kuchen abzuschneiden“, denn „denen überlassen wir doch nicht alles kampflos“!

So hat es sich mittlerweile eingebürgert, eigenes Schmarotzen (nennen wir es doch ganz offen einmal so) damit zu rechtfertigen, dass die so genannten Ausländer doch mit bestem Beispiel vorangehen würden. Ganz abgesehen davon, dass dieses unterstellte Verhalten wieder unter das alt bekannte Kapitel „Verallgemeinerung“ fällt: So eine Ausrede ist mehr als nur billig, denn wenn sich der Nachbar als Einbrecher entpuppt fange ich ja normalerweise auch nicht zu stehlen an, oder? Ob er nun In- oder Ausländer ist. Aber Zuwanderer, speziell wenn sie aus dem ehemaligen Osten stammen oder dunkelhäutig sind, lösen halt unnötig schnell Vorurteile im eigenen Land aus. Und unsereins kann es im Vergleich dazu gar nicht so gut gehen, dass nicht besondere Maßnahmen oder Anordnungen für Zuwanderer oder Asylwerber gleich mit gierigen Augen verfolgt werden… Und das Rädchen der Ausländerfeindlichkeit beginnt sich unvermittelt wieder zu drehen.

Um kein Missverständnis entstehen zu lassen: fraglos gibt es unter den oben angeführten Gruppen auch immer wieder welche, die tatsächlich wenig Anderes im Sinn haben als sich finanziell bei uns schadlos zu halten. Leider, aber nicht zu ändern, seit Anbeginn der Menschheit legen es immer wieder Leute gleich welcher Couleur oder Sprache darauf an, andere auszunutzen oder für sich arbeiten zu lassen. Das ist aber grundsätzlich kein Fehlverhalten der „so genannten Ausländer“ an sich sondern das findet man auch bei uns und das nicht zu knapp. Und darum ärgert mich das ehrlich, wenn bei den Zuwanderern eine größere Sache daraus gemacht wird: man sieht es einem Menschen nun mal nicht an, ob er anständig ist oder nicht, auch wenn er Österreicher ist.

Vor einigen Jahren kannte ich eine Frau, die mir freimütig erzählte, wie sie mit ihrer kleinen Tochter in Salzburg eine sehr teure Wohnung auf Kosten der Sozialhilfe bewohnen konnte. Mit „Markerl“ einzukaufen hätte ihr nicht das Geringste ausgemacht, und sie habe es sogar so geschickt angestellt, dass ihr auch sehr viele Möbel bezahlt wurden. Ja, sie gab mir sogar den Tipp, es selber auch auszuprobieren, weil es sehr einfach ginge, wenn man nur keinen Genierer kenne und außerdem: „Dem Ausländergesindel wird ohnedies alles in den Rachen geschoben!“ Tolles Argument, toller Charakter – wollen Sie, liebe Leser, es auch gleich ausprobieren, wie einfach das geht? Ich für mich selbst verzichte gerne, da ich ein anständiger Mensch bin und mir eine Wohnung auch selber bezahle. Aber diese Geschichte ist wohl ein Musterbeispiel dafür,  wie einmal mehr Minderheiten wie die Ausländer herhalten müssen um die eigene Charakterlosigkeit zu bemänteln.

Dass meine „linkslinken Freunde“ mit ihrer Pauschalierung der Ausländer als potentielle Opfer solche Tendenzen auch noch fördern, ist denen wohl nicht bewusst. Aber lassen wir diese einmal in ihrem Traumland der surrealen Schwarz-Weiß-Malerei verhaftet (oder sollte man nicht besser sagen Rot-Weiß-Malerei?), nehmen wir uns einfach selber bei der Nase: Verallgemeinerung ist ein weit verbreitetes Übel, und was die Zuwanderer betrifft bisweilen durchaus auch salonfähig. Halten wir uns doch einmal vor Augen, was diese Leute normalerweise oft wirklich vom Leben haben und welche vergleichsweise verschwindend kleinen Vorteile sie im Gegenzug dafür einstecken dürfen!

Vivienne

 

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