Home Kolumnen Die bunte Welt von Vivienne
05.09.2005, © Vivienne
Unerwartret aufgedeckt
Ali lachte laut auf.
das muss ich dir erzählen! Schweigend war er von der Arbeit heimgekommen einer der wenigen Samstage, an denen es notwendig gewesen war, dass er die geheiligte Wochenendruhe brach. Nun war es Nachmittag geworden, fast 16:00 Uhr und ich räkelte mich in der Badewanne, umgeben von Schaumwolken und eingehüllt in sanfte Musik
Alis Worte schreckten mich aus der blauen Stunde. Ja? Was meinst du? Ali kam ins Bad. Er setzte sich auf den Hocker und verschränkte grinsend die Arme.
was der Techniker mir jetzt erzählt hat, das schlägt alles! Ich warf mit einer Schaumbombe nach ihm. Spann mich nicht auf die Folter! Ali zerschlug sie und tausende Schaumflöckchen verteilten sich im Bad.
Stell dir vor, während der Techniker von der Softwarefirma mit mir am Server arbeitet, hat er ein bissl vom Unternehmen erzählt, ein wenig aus der Schule geplaudert. Ein netter Mensch übrigens, versteht was von der Arbeit, und das kommt nicht immer vor. Also der Mann arbeitet in dieser Softwarefirma Ali hielt inne, seine Augen glänzten. und sein Boss, der die Firma vor fünfzehn Jahren mit einem Freund aus dem Boden gestanzt hat und mittlerweile alleiniger Inhaber ist, hatte neulich seinen Vierziger. Aus dem Grund wurde er von einem befreundeten Reisebüro, mit dem man schon länger kooperiert, eingeladen, einen Urlaub auf Kreta zu verbringen. Man rief ihn deswegen daheim an und erreichte seine Frau.
Mein Mann hielt inne, er grinste von einem Ohrläppchen zum anderen. Ich wurde ungeduldig. Und? Red doch schon! Ali stellte die Musik leiser. Na ja, der Angestellte des Reisebüros stellte sich vor, kam mit der freudigen Überraschung und fragte, ob man nicht, wie im letzten Jahr, in der und der Suite im Hotel Kolossos wohnen wolle. Ich richtete mich auf in der Badewanne. Daran ist doch nichts Ungewöhnliches, oder? Sehr fürsorglich, würde ich sagen! Ali schüttelte den Kopf. In dem Fall schon. Die Frau wusste nämlich nichts davon, dass man im Vorjahr auf Kreta gewesen war. Ich blickte Albert erstaunt an. Ein Irrtum? Eine Verwechslung? Mein Mann schüttelte wieder den Kopf. Nein, das hatte alles schon seine Richtigkeit gehabt, aber der Chef war mit seiner Geliebten dort gewesen. Seiner Frau hatte er ein Märchen erzählt, eine Geschäftsreise nach Düsseldorf vorgeschoben
Ich begann zu kichern. Gott ist das peinlich. Und was ist dann dabei herausgekommen? Ein Mordskrach daheim, die Fetzen müssen geflogen sein. Angeblich steht die Ehe vor der Scheidung, auf jeden Fall hängt aber der Haussegen schief. Und die Reise? Ich konnte meine Neugierde kaum zurückhalten. Als der Reisebüroangestellte das nächste Mal anrief, der arme Kerl wusste ja nichts von seinem Faux pas, hielt ihm der Unternehmer eine Predigt: was er sich eigentlich denkt anzurufen und über die Reise aus dem Vorjahr zu erzählen. Dann verlangte er den Geschäftsführer und verwehrte sich gegen solche Mitarbeiter. Mit dem Ergebnis, dass der Angestellte von seinem Boss auch noch eine auf den Deckel bekam.
Das ist aber nicht fair! Missbilligend formte ich wieder eine Schaumbombe. Wie kam der dazu? Der konnte ja gar nicht wissen, dass dieser Mann mit der Geliebten dort war! Ali zuckte die Achseln. Schicksal Das war sicher einer dieser eilfertigen, schleimigen Typen, der es besonders gut gemeint hat. Der muss dir nicht Leid tun. Leid tun sollte dir die Frau, die völlig unerwartet von der Geliebten ihres Mannes erfahren hat. Die steht vor den Trümmern ihres Lebens, ihrer Ehe. Hast du nicht Mitgefühl mit ihr? Ich versuchte mir die Frau vorzustellen. Ein verhärmtes Gesicht und Tränen es funktionierte nicht. Muss ich das? widersprach ich. Vielleicht ist sie nur eine verwöhnte Zicke, die den Mann regelrecht in die Arme einer anderen Frau getrieben hat.
Musst du mir dauernd widersprechen? Ali kam grinsend näher und drückte mich kurz unter Wasser. Das alte Lied, Albert konnte einfach nicht anders. Blubbernd stieg ich wieder auf, eine Schaumkrone auf den Haaren. Schlagende Argumente, denen ich im ersten Moment wenig entgegenzusetzen hatte ich schnappte nach Luft und rieb mir die Augen. Alles okay bei dir? Ali lächelte mich halb fürsorglich, halb verschmitzt an. Und jetzt mach Platz, ich komme auch. Das auch noch! ging mir durch den Kopf während ich Ali mit großen Augen fixierte. Jetzt gibt es eine Überschwemmung!
Vivienne
Redakteure stellen sich vor: Vivienne
Alle Beiträge von Vivienne