Das Wesen der Menschen

Es tut gut, dass man nicht alles weiß,
was so mancher hinter’m Rücken spricht,
ich glaub, man liefe förmlich heiß
und wäre dann auf Rache nur erpicht.

Ja, es hat Sinn, dass man nicht ahnt,
was mancher Freund sich heimlich denkt,
was einem nie im Leben schwant’,
hätt’ dann die Freundschaft schnell beend’t.

So manches Wort, das rasch gesprochen,
könnt’ einen Streit herauf beschwör’n,
der sich zieht – gar über viele Wochen!
Darauf möchte’ ich ganz sicher schwör’n!

So mancher hört’ sich oft sehr gerne reden,
und gewicht’ge Worte tönen aus ihm raus.
Nur sollte man nicht viel auf diese Worte geben,
bräucht’s den Beweis, so ließ er ganz schnell aus!

Es ist ein fester Teil des Menschen’s Wesen,
dass er in böser Tratscherei sich übt,
nur hinterrücks möcht’ er die Worte legen,
auf jeden Fall, weil Falschheit ihm halt liegt.

Man muss sich selber bei der Nase nehmen,
ich selber kenne sicher auch ein paar,
mit denen würd’ ich nie mehr reden!
Aber hinten schimpf ich, traurig aber wahr!

Es ist mir bewusst, dass das nicht immer richtig,
dafür weiß ich ganz sicher aber auch genau,
dass die Betroff’nen, gar nicht lieblich,
mich auch mit Worten in die Pfanne hau’n!

Es bleibt sich gleich und so lästere ich bisweilen,
und meine Zunge, glaubt’ mir, die sticht immer!
Besser so, als würden wir uns alle heftig keilen!
Besser so! Ich brauche keinen Schimmer,

von dem was „Lieblingsfeinde“ über mich so schimpfen,
ich bin ja selbst beredt in Wort und Text,
und werde weiter über sie die Nase rümpfen,
die wären sicherlich erschreckt und auch perplex,

über das, was ich mir nicht verbeiße,
über das, was ich mich heimlich trau’!
Fast, als ob ich Vivienne, die Böse, heiße –
Doch die anderen sind genau so schlau!

Und so dreht das Rädchen weiter sich im Kreise,
nicht nur bei mir, sondern bei allen Leut’!
Keiner schweigt in stiller und in kluger Weise –
fast schien es mir für alle ew’ge Zeit!

(C) Vivienne

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