Nach langen – eigentlich nicht notwendigen – Taktieren hat die Sozialdemokratische Partei nun ihren stellvertretenden Parteivorsitzenden und zweiten Nationalratspräsidenten Heinz Fischer als Kandidaten für die kommende Bundespräsidentenwahl nominiert.
Es könnte sich bei dieser Wahl um ein Match handeln, dass zwischen zwei Kandidaten möglicherweise schon beim ersten Urnengang entschieden wird. Mit der Präsentation der ÖVP-Kandidatin ist wohl in den nächsten Tagen zu rechnen, FPÖ und Grüne werden möglicherweise auf die Nominierung eines eigenen Kandidaten verzichten.
Der somit erste nominierte Präsidentschafts-Kandidat Fischer stellte sich in der heutigen ORF-Pressestunde den Fragen der Journalisten. Nebst allgemeinen Themen zum Amtsverständnis wollte man in der zweiten Hälfte der Sendung auch das religiöse Verständnis des Politikers Fischer erfragen. Fischer bekundete dazu sein Selbstverständnis zur Religionsfreiheit, bekannte sich aber auch dazu keiner Religionsgemeinschaft anzugehören. Mit seiner Frau sei er seit über 36 Jahren standesamtlich verheiratet.
Ich selbst habe sicher nicht im entferntesten ein Problem mit der nicht kirchlich gesegneten Ehe des möglichen zukünftigen Staatsoberhauptes und ich denke auch, dass ein Großteil der Bürger dies genauso sieht. Das schreibe ich, obwohl ich übrigens selbst (noch) Mitglied der römisch-katholischen Kirche bin, dies möchte ich nur anmerken. Auch sehe ich das Privatleben von Politikern beiweiten nicht so wesentlich, wie es von manchen Medien dargestellt wird.
Eine etwas andere Sichtweise dürfte die (wahrscheinliche) Gegenkandidatin von Fischer, die derzeitige Außenministerin der schwarz-blauen Koalition, Benita Ferrero-Waldner an den Tag legen. Die ÖVP-Politikerin trat erst kürzlich vor den Traualtar, um die standesamtlich schon seit geraumer Zeit bestehenden Ehe mit ihrem Gatten, dem Direktor des spanischen Kulturinstitutes in Wien, Francisco Ferrero-Campos, vor Gott zu legitimieren.
Zuvor musste die erste Ehe von Ferrero-Waldner anuliert werden. Ein Akt, der zumindest in früheren Zeiten in etwa so leicht zu bewerkstelligen war wie eine Heiligsprechung. „Es war ein schwieriges Unterfangen. Aber es hat Gott sei Dank zu einem guten Ergebnis geführt.“, wird Salzburgs Erzbischof Kothgasser zitiert. Ursprüngliche Berichte auch die Ehe von Ferrero-Waldners jetzigen Gatten, Ferrero-Campos musste ebenfalls anuliert werden, erwiesen sich später als „Zeitungsenten“, da dieser in erster Ehe nur standesamtlich verheiratet war.
Die Annulierung einer Ehe nach römisch-katholischen Ritus ist eine relativ normale Sache, kann man nun aus Kirchenkreisen vernehmen. Man muss nicht Angehöriger der Hocharistokratie oder ein prominenter Politiker sein. Obwohl es wahrscheinlich durchaus hilfreich sein kann. Annuliert wird etwa, wenn die Brautleute aufgrund psychischer Störungen zur Führung einer Lebens- und Liebesgemeinschaft unfähig seien (lt. Diözese Linz). So kann man annullieren, wenn man sich scheiden lässt, aber die Sakramente empfangen und sich eventuell kirchlich wiederverheiraten will.
Ich möchte abschließend klarstellen, dass ich etwa das Zölibat für längst überholt halte und mich die Verurteilung der Kirche gegenüber geschiedener Wiederverheirateten in der Vergangenheit oft maßlos gestört hat. Ich habe es aber zumeist doch als Angelegenheit der Kirche betrachtet.
Pedro