Der Urlaub, Teil 2

Das schöne Wetter ließ uns den ganzen Urlaub nicht im Stich, wenngleich es in der Früh schon sehr kalt war. Ein kleines Ärgernis: Das eingebaute Radio im Doppelbett funktionierte nicht – was auf unsere Anfrage hin seine Richtigkeit hatte – und leider war auch mit dem mitgebrachten Radio kein Empfang zu bekommen. Das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen war eine Wucht. Angefangen von etlichen Sorten Cerealien, Marmeladen, auch Diätsorten, Margarine, Butter, Milch, frischer Kuhmilch, Kakao, frisch gepresstem Saft, verschiedenen Obstsorten, Nutella, Unmengen an Teesorten und Gebäcksorten, Wurst, Käse, Schinken, Tomaten und Gurken – wenn ich jetzt mal nichts vergessen habe – war alles da, was das Herz nur irgendwie begehren konnte. Doch auch hier ein Haken: Am Morgen gab es ausschließlich Malzkaffee, und ich neige dazu, noch eher Abwaschwasser vorzuziehen. Aber schließlich trinke ich zu Hause in der Früh auch öfter Tee als Kaffee. Jedenfalls fand ich 1 x eine faulige Nektarine im Obstkorb, und 1 x Schimmel am Speck. Und es war natürlich schade, dass man sich keine Getränke mit aufs Zimmer nehmen konnte.

Danach wagten wir gleich eine Fahrt in den Nachbarort, von wo aus ein Sessellift auf einen Berg führte, den wir dann lediglich hinunterwandern wollten, um den Kindern nicht zu viel zuzumuten und zum Mittagessen wieder zurück zu sein. Die Fahrt mit dem Lift war toll, der Ausblick super. Oben gab es noch einen Blumenlehrpfad und einen schönen Spielplatz. Der Abstieg war ganz schön heftig, wenn man bedenkt, dass wir alle das Wandern nicht gewohnt waren und das steil Bergabgehen auf Dauer auch nicht angenehm war. Hernach hatten wir alle einen Muskelkater und teilweise Blasen, dazu nörgelnde Kinder, und einen Mordshunger. Das umfangreiche Mittagessen stand dem Abendessen um nichts nach. Am Nachmittag wollten die Kinder nun endgültig zur Kinderbetreuung gehen, die dort gratis angeboten wurde, damit wir sie nicht noch einmal in eine Wanderung verwickeln konnten.

Doch es war niemand da, nur 2 Kinder OHNE Betreuung. Nach einer Zeit kam doch eine junge Ausländerin, die der deutschen Sprache nicht ganz mächtig war. Sie war aber recht nett, und die Kinder fühlten sich wohl bei ihr, verbrachten dort den Großteil der restlichen Tage. Am Nachmittag rasteten wir nach dem Einkauf von ein paar Kleinigkeiten – im Grunde genommen gab es nur einen Sparmarkt und einen Bastel- und Souvenierladen – ein wenig auf dem Zimmer. Ab 16 Uhr gab es Kaffee und Kuchen – diesmal ein richtiger Kaffee – und mehrere Sorten Mehlspeisen. Erst mussten wir feststellen, dass wir diese Mahlzeit aufgrund einiger Gäste, die ohnehin unterwegs waren, doch im großen Speisesaal einnehmen durften, und nicht im Weinkeller, wie angekündigt, aber das sollte ja kein Schaden sein. Es gab Tee, Kaffee und Kakao, sowie einige Sorten Mehlspeisen. Diese waren leider teilweise gefroren, oder gerade aus, wenn man sich ein Stück holen wollte. Und das Staunen über die verschiedenen Kuchen und Torten, die nicht selbst gemacht schienen und auch zum Großteil nicht besonders schmeckten, wich langen Gesichtern, als es jeden Tag die gleichen Sorten waren. Aber wenigstens der Kaffee war gut, und es war in jedem Fall eine angenehme Entspannungspause. Zur Außenanlage gehörte, außer den vielen Parkplätzen, ein Spielplatz. Ansonsten war sie aber nicht besonders gut gepflegt.

Am Dienstag gab es ein großes Ärgernis für mich: Wir hatten von zu Hause extra eine Packung feuchtes Toilettenpapier mitgebracht, weil man das in Hotels üblicherweise nicht vorfindet und wir es gewohnt sind. Mangels irgend einer Ablage im WC (selbst der Spülkasten war eingebaut, lag es am Boden. Am Vormittag – um diese Zeit wurden wie üblich die Zimmer gereinigt – fuhren wir ohne die Kinder mit dem Bus in einen Nachbarort und bummelten etwas. Beim Bipa wollte ich die vergessene Zahnpaste besorgen. Wir nahmen 2 der um einiges günstigeren Zahnpasten der Marke blend a med, da in Aktion. Doch, große Überraschung, der Preis galt nur für Besitzer der Bipa-card, die Zahnpasten kosteten das Doppelte! Und nach dem Mittagessen bemerkten wir das Fehlen unserer Feuchttücher auf dem Zimmer-WC! Sollte so mancher Urlauber mit einem Lächeln von den mitgebrachten ‚Souvenirs’ aus dem Hotel erzählen, so war es bei uns umgekehrt, nur ohne Lächeln. Die Putzfrau hatte offenbar aus unerklärlichen Gründen unser Eigentum mitgenommen, auch wenn kein großer Wert dahinter steckte. Es kann doch niemand eine fast volle Packung feuchtes WC-Papier für Müll halten und wegwerfen. Sollte sie es für Hoteleigentum gehalten haben, wenn ganz groß AS für die Schleckereigenmarke draufsteht und sich im ganzen Ort kein Schleckermarkt befand? Das Desinteresse meines Mannes daran trug das Übrige zu meinem Ärger bei. Schlussendlich ging ich zur Rezeption, um den doch etwas peinlichen Vorfall zu melden. Offenbar ohne Erfolg.

Erst als ich am nächsten Morgen zufällig die Reinigungsdame traf und sie darauf ansprach – eine Kollegin hatte angeblich am Vortag unser Zimmer gemacht – waren am Nachmittag plötzlich die Reinigungstücher wieder da, als ob sie nie gefehlt hätten. Ich bekam weder eine Entschuldigung noch eine Erklärung, aber immerhin war ich wieder einigermaßen beruhigt, konnte aber unsere gemeinsame Wanderung um den See noch nicht so richtig genießen. Daran war aber sicher auch Schuld, dass die Kinder ständig meckerten, dass es so langweilig und anstrengend wäre.

Der Mittwoch brachte erst den Gipfel an Urlaubsblues, schlimmer hätte es kaum kommen können: Wir planten ohne Kinder einen Fußmarsch in den Nachbarort, der etwa eine gute Stunde entfernt sein sollte. Dort wollten wir etwas bummeln und anschließend mit dem Bus zurück fahren. Ich trug nur meine Sandalen, weil ich annahm, wir würden den Fußweg neben der Hauptstraße benutzen. Das war aber eher langweilig und laut, sodass wir bei Gelegenheit seitlich in einen Waldweg abbogen, der uns auch dort hin bringen sollte. Der Weg war zwar steil und führte immer weiter von der Hauptstraße weg, es war aber letztlich doch ganz schön, im Wald zu sein und die vielen schönen Blumen zu sehen, auch wenn wir schon über 1 ½ Stunden unterwegs waren und das Ziel noch immer nicht auszumachen war. Der Weg wurde immer beschwerlicher, und die Sandalen erwiesen sich als immer ungeeigneter, als wir durch von Kühen, die oft den Weg versperrten, aufgetretenen Schlamm gehen mussten. Gerade als wir dachten, der Waldweg wäre wieder besser, stand ein Traktor vor uns, der die gesamte Wegbreite einnahm. Ein Förster hatte etliche riesige Nadelbäume gefällt und blockierte über mindestens 50 Meter den Weg völlig. Links vom Weg ging es steil abwärts, rechts steil aufwärts.

Der Mann meinte noch, wir könnten vorbei, es würde schon gehen und dann immer besser werden. Mein Mann versuchte es mit Balancieren auf einem Stamm, ich kämpfte mich durch die Äste, die mir schon fast bis zur Brust reichten, als mein Mann entschied, dass wir zurück müssten, da es so nicht weiterging, und wir uns über den steilen Hang rechts vom Weg durchschlagen müssten. Durch die Nadelbäume quälte ich mich erst zurück, und dann Schritt für Schritt über rutschiges Laub auf dem steilen Gelände in meinen Sandalen, während Brombeeren und Nadelbäume mich streiften und der Ärger und die Anstrengung mich völlig aus der Bahn warfen. Schlussendlich stürzte ich noch 2 Meter ab auf den Weg, als dieser wieder frei war, und war mit den Nerven am Ende. Mit etlichen blauen Flecken und völlig am Ende meiner Kräfte ließ ich meinen ganzen Ärger an meinem Mann aus, der, mir schien, das ganze irgendwie hätte verhindern müssen. Der Weg wurde aber noch steiler, noch beschwerlicher, noch schmäler, der steile Abgrund unmittelbar neben uns. Wir entfernten uns immer weiter von der Hauptstraße und damit von unserem Ziel. Ein Stück Weg mussten wir uns gar mit einer Quelle teilen. Mein Mann, hinter dem ich mit meiner kläglichen Puste immer mehr hinterher hinkte, war plötzlich verschwunden, und ich hatte schon Angst, er wäre abgestürzt. Schlussendlich kamen wir nach insgesamt fast 3 Stunden an unserem Ziel an, ich ein völliges Wrack, wie ein geschundenes Tier. Und wir hatten, anstatt dem Stadtbummel, nur mehr wenige Minuten Zeit, um den Bus, den wir für die rechtzeitige Rückfahrt gewählt hatten, zu erwischen!

Ich weiß nicht, wie mein Mann es schaffte, mich dazu zu überreden, aber am Nachmittag waren wir schon wieder unterwegs auf einem Wanderweg in entgegengesetzter Richtung, ohne Kinder. Wir wollten gut 1 ½ Stunden wandern und anschließend mit dem Bus (3 Minuten!) zurückfahren. Die Wanderung war angenehm und schön, trotz der Erlebnisse vom Vormittag, doch nach gut der Hälfte der Strecke begann mein Mann zu hetzen und zu drängeln, damit wir den einzig möglichen Bus zurück überhaupt erwischen würden, weil wir sonst die selbe Strecke zurückgehen hätten müssen. Das war dann nicht mehr so lustig, das letzte Stück liefen wir, und knapp erwischten wir den chronisch ein paar Minuten verspäteten Bus. Warum tut man sich so etwas an, fragte ich mich manchmal. Aber letztlich war es wohl der Grund, warum ich trotz des üppigen Essens nicht zugenommen habe.

Gerade lange genug empfand ich den Urlaub, wenngleich wir sicher nicht alle Wanderwege und Ausflugsmöglichkeiten genutzt hatten, und ich konnte nicht umhin, schon am letzten Abend mit dem Packen anzufangen. Es war schon gemütlich gewesen, alles in allem, nie ans Kochen denken zu müssen (nur ans Essen), nie ans Staubsaugen, keine Schmutzwäsche machen, kein Staubwischen, keine Betten machen, kein Garten, der wartet, kein Haustier, das man keinesfalls zu füttern vergessen durfte. Letztere Verpflichtungen waren schließlich ausschlaggebend dafür, dass wir uns sofort nach dem Frühstück am nächsten Morgen auf den Heimweg machten, obwohl wir unser Mittagessen noch auf dem Weg in einem Möbelhaus einnahmen. Schließlich versorgte meine über 70-jährige Nachbarin den großen Garten, die kleine Katze, den Hasen, das Meerschweinchen und die Goldfische im Biotop.

Es gab noch viel Arbeit an diesem Tag (allein die Katze hatte dafür gesorgt), und auch in den nächsten Tagen, viel Schmutzwäsche aufzuarbeiten, aber trotzdem war es eine willkommene Abwechslung gewesen, und wir waren auch froh, wieder zu Hause zu sein.

© Sarkastika

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