Die Bank Austria ging 1991 aus der Fusion der einstigen Wiener Gemeindesparkasse „Zentralsparkasse“ (auch „Z“) und der staatsnahen „Länderbank“ hervor. Sie wurde dadurch zur größten Bank Österreichs und verdrängte damit die 1855 gegründete einstmalige Rothschild-Bank Creditanstalt auf Platz 2. Generaldirektor der neuen Großbank wurde Rene Alfons Haiden, vormaliger Chef der Zentralsparkasse, sein Stellvertreter wurde Gerhard Randa, vormaliger Chef der Länderbank. 1995 übernahm Gerhard Randa das Ruder in der Bank Austria.
Bereits Ende 1996 bemühte sich die Bank Austria darum, die zweitgrößte Bank des Landes, die „Creditanstalt“ (auch „CA“) zu übernehmen. Die Privatisierung des Bundesanteils an der Creditanstalt war zwischen den Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP zwar paktiert, doch galt es letztlich als Tabubruch, als Anfang 1997 die „rote“ Bank Austria den Zuschlag für die „schwarze“ Creditanstalt erhielt. Auch ein der „schwarzen Reichshälfte“ nahe stehendes Konsortium um Erste Bank und Generali hatte sich für die Creditanstalt interessiert, doch hatte die Bank Austria das deutlich höhere Angebot gelegt und so den Zuschlag erhalten. Wolfgang Schüssel soll dem damaligen Finanzminister Viktor Klima diese Entscheidung nie verziehen haben. Wenn man sich die einige Zeit später enden wollende Koalition der beiden Parteien ansieht, kann man geneigt sein, dies auch zu glauben.
Im Sommer 2000 sorgte die Bank Austria im Zuge der Bildung einer deutsch-österreichischen Bankenehe für das nächste Erdbeben. Die Hypovereinsbank beschloss die Übernahme der Bank Austria über Aktientausch. Die Bank Austria Aktionäre erhielten für jede Bank Austria Aktie eine Aktie der Hypovereinsbank. Am letzten Handelstag 2001 notierte die Aktie der Bank Austria etwa gleichauf mit jener der Hypovereinsbank bei knapp über 60 Euro. Die bisherige im Einflussbereich der Gemeinde Wien stehende BA-Hauptaktionärin AVZ („Anteilsverwaltung Zentralsparkasse“) wurde durch diesen Aktientausch zum drittgrößten Aktionär der Hypovereinsbank.
In den folgenden Jahren sollte die Aktie der Hypovereinsbank durch zahlreiche Wertberichtigungen, vorrangig im deutschen Immobilienmarkt eine Tiefsstand von 7 Euro erreichen, der sich bis zum heutigen Tag aber wieder auf etwa 20 Euro erholt hat. Der Kursverfall von zeitweise über 80% wurde von zahlreichen vormaligen Aktionären der Bank Austria beklagt. Der Deal gilt noch heute als höchst umstritten, auch wenn der damalige Chefverhandler Gerhard Randa nie einen Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung aufkommen ließ. Auch der Wiener Bürgermeister Michael Häupl verteidigte erst kürzlich die Entscheidung damit, dass die Bank Austria nach der Übernahme einen starken Partner gebräucht hätte.
Im Sommer 2002 kam es zur schon länger erwarteten Fusion der Bank Austria mit ihrer Tochter Creditanstalt zur „Bank Austria Creditanstalt“. Die Back Office Einheiten war bis zu diesem Zeitpunkt schon großteils zusammengelegt, nun wurde auch der Marktauftritt zusammengeführt. An Filial-Standorten, wo vormalige Bank Austria und Creditanstalt vertreten waren, wurde eine Niederlassung aufgelassen.
2003 gab der seit kurz nach der Transaktion mit der HVB in deren Vorstand sitzende Gerhard Randa den Vorstandvorsitz an der Bank Austria an Karl Samstag ab. Dieser wurde Anfang 2004 vom heutigen Generaldirektor der Bank Austria Creditanstalt, Erich Hampel, abgelöst. Anfang 2005 trat Gerhard Randa als Vorstand der HVB und Aufsichtsratschef der BA-CA zurück.
Seit Juni 2005 laufen Gespräche zwischen Hypovereinsbank und der italienischen Großbank UniCredit. Die UniCredit wird die Hypovereinsbank im Herbst durch Aktientausch übernehmen. Die Bank Austria wird durch diese Transaktion zur Tochter einer italienischen Großbank, die vormalige Mutter HVB wird von der Mutter zu Schwester.
Interessiert sollen die Italiener vor allem auch am bestehenden Ostgeschäft der HVB-Tochter Bank Austria sein, welches sie mit ihrem eigenen Ostgeschäft fusionieren wollen. Auch sonst werden – wie es aus den Verhandlungen heißt – große Synergieeffekte erwartet. Was sich hinter diesem wunderbaren neudeutschen Begriff verbirgt bedeutet letztlich Personalabbau, veranschlagt sind vorerst durchschnittlich 7% über den mehr als 100.000 Mitarbeiter zählenden neuen Konzern gesehen. Wieweit die UniCredit dem „Bank der Regionen“ Gedanken der HVB etwas abgewinnen kann oder eher auf einen zentralistisch organisierten Konzern baut wird sich weisen. In Wien haben jedenfalls die Ankündigung einer Ost-Holding für verständliche Vorfreude gesorgt. Wieweit diese Ost-Holding unter den Einflussbereich der Bank Austria fällt oder diese ihre derzeitigen Osttöchter an die Italiener abgeben muss wird sich im Laufe der nächsten Jahre zeigen.
Pedro