Eineinhalb Wochen nach der verheerenden Flutkatastrophe in Südasien gehen die Vereinten Nationen bereits von über 200.000 Toten aus. Die Zahl der registrierten Todesopfer in allen elf betroffenen Ländern liegt derzeit bei etwa 140.000 Menschen. Die nachfolgenden Zeilen möchte ich aber nicht vorrangig einer Betrachtung der Tragödie selbst widmen sondern vielmehr einige Gedanken über das Verhalten des offiziellen Österreich zu dieser beispiellosen Naturkatastrophe niederschreiben.
Beginnen wir mal mit dem über Weihnachten auf den Malediven urlaubenden Finanzminister Karl Heinz Grasser. Wie sich hier Oppositionspolitiker darin versuchten, in dieser Situation politisches Kleingeld zu lukrieren war einfach plump. Man war sich auch nicht ganz einig, ob man ihm ankreiden soll, dass er nach der Katastrophe nicht gleich heimgeflogen wäre oder man ihm doch kritisieren sollte, dass er nun heimgekommen wäre und Hilfsbedürftigen wertvolle Flugplätze weggenommen hätte. Grasser hatte das Glück auf einem Ort zu urlauben, der von den Verwüstungen nicht so dramatisch betroffen war. An einem PR-Genie wie Grasser prallen solche Angriffe aber ohnehin ab und er versuchte umgekehrt aus seiner Heldenreise politisches Kapital zu schlagen. Erzählte er nach seiner Rückkehr doch von den von ihm geführten „wichtigen Gesprächen“ zum Wiederaufbau der Malediven. Auf die wiederholten Fragen des ORF-Reporters was er eigentlich konkret gemacht habe, konnte er aber wenig antworten. Auch der maledivische Vize-Finanzminister Mani dementierte nun Grassers Aussage, man habe ihm gebeten auf den Malediven zu bleiben.
Wenn wir schon bei unserem Finanzminister sind, fällt mir doch gleich die anlaufende Katastrophenhilfe der Staatengemeinschaft ein. Die Bundesrepublik Deutschland erklärte sich etwa bereit, trotz nicht erfreulicher Budgetdaten, 500 Millionen Euro bereitzustellen, auch Spanien will 50 Millionen Euro als Sofortunterstützung zur Verfügung stellen, Frankreich sagte 41,9 Millionen Euro zu. Vergleichsweise äußerst bescheidene 8 Millionen Euro will die österreichische Bundesregierung bereitstellen. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel war bemüht, dies zu relativieren. Zu den 8 Millionen Euro addierte der Kanzler einfach nicht nur unsere Nettozahlungen an die EU, sondern auch gleich die privaten Spenden aller Österreicher hinzu. Eine gleichermaßen peinliche wie unverfrorene Vorgangsweise.
Auch das Krisenmanagement der österreichischen Bundespolitik für die von der Flutkatastrophe betroffenen Österreicher war bemerkenswert. Da wurden anfangs 20 Präsenzdiener zu einer Telefon Hotline abkommandiert, die – mangels ausreichender Erfahrung – den besorgten Angehörigen keine allzu große Hilfe sein konnten. Währendessen ging die erst kurz im Amt befindliche Außenministerien Ursula Plassnik vorübergehend auf Tauchstation. Ich verstehe schon, dass das Ausmaß der Katastrophe – Hunderte Österreicher galten als vermisst – anfangs nicht absehbar war, dennoch stelle ich mir unter Krisenmanagement etwas anderes vor. Das Chaos gipfelte in einer von der Regierung zeitgleich geschaltenen Inseratenkampagne für die Steuerreform in der als Hotline – versehentlich – die Rufnummer der Katastrophen-Hotline angegeben wurde, sodass sich die ohnehin überforderten Mitarbeiter der Hotline plötzlich auch mit Steuerfragen konfrontiert sahen.
Den Vogel schoss nun aber erwartungsgemäß die FPÖ in Person ihres Generalsekretärs Uwe Scheuch ab. Die Republik Österreich solle ihre ohnehin vergleichsweise bescheidene Katastrophenhilfe an die betroffenen Länder mit Bedingungen verknüpfen, forderte der Vertreter der Regierungspartei heute ernsthaft im Ö1-Morgenjournal. Nur wenn die Staaten einen Katalog zur Bekämpfung des Sextourismus vorlegen, solle auch Geld fließen. Die Katastrophengebiete werden sicher momentan keine anderen Sorgen haben, abgesehen davon dass mir diese Aussage einfach widerlich erscheint…
Pedro