Liebeskrank – Teil 29

Frank und ich sitzen im Auto.
Ich blicke versonnen aus dem Fenster.
Beobachte die spielenden Kinder weiter vorn.
Wir warten auf dem Parkplatz.
In zehn Minuten werde ich Gabriel treffen.
Frank sieht mich nicht an.
Er räumt in der Konsole um.
Frank.
Er dreht sich zu mir.
Ja, Liebes?
Sein Blick wirkt oberflächlich.
Fast etwas zurückgenommen.
Das Strahlen in den Augen fehlt.
Ich seufze.
Frank.
In zwanzig Minuten Kontrollanruf am Handy, ja?
Wenn ich fertig mit ihm bin, melde ich mich bei dir.
Ich denke aber, in gut eineinhalb Stunden ist alles gesagt.
Frank nickt abwesend.
Ich verstehe sein Verhalten nicht.
Frank?
Er dreht sich wieder zu mir.
Frank, ich liebe dich.
Frank schließt die Augen und nimmt mich in den Arm.
Ich frage mich, wovor er Angst hat…

Gabriel und ich treffen uns in einem Lokal in Urfahr.
Ein neutraler Ort.
Wo wir beide noch nie waren…
…zu zweit.
Gabriel hat Blumen mit.
Orangefarbene Rosen.
Wie aufmerksam…
Wir bestellen.
Gabriel zieht die Augenbrauen hoch.
Kein Kaffee?
Ich zucke die Achseln.
Tee ist eine liebe Gewohnheit geworden.
Seit ich Frank kenne.
Die Unterhaltung beginnt schleppend.
Wir sind lange nicht beisammen gesessen.
Bald ein halbes Jahr.
Ich hab ein komisches Gefühl.
Irgendwie als müsste ich davon laufen.
Dazwischen Franks Anruf.
Alles ok.
Gabriel spielt mit dem Zuckerpapier.
Dreht es.
Faltet es.
Daneben erzählt er, wie er Susanne kennen lernte.
Wie er sie geliebt hat.
Und wie ich ihm daneben Stabilität gab.
Natürlich habe ich gemerkt, dass du verliebt warst.
Verliebt in mich.
Aber du warst irgendwie mein Ruhepol.
Ich hatte nicht die Kraft dir die Wahrheit zu sagen…

Er hatte nicht die Kraft.
Aber ich hatte die Kraft, den Schlussstrich zu ziehen.
Seit wann kannte sie den Typen, mit dem sie nach Graz ging?
Gabriel zuckt die Achseln.
Ich weiß es nicht.
Sie kam und ging, wann immer sie wollte.
Aber immer unerwartet.
Schließlich ließ sie länger nichts von sich hören.
Fast zur selben Zeit wie du.
Und ich rief euch beide an.
Wie ein Wahnsinniger.
Ich verstand nicht.
Glaub mir, ich kam mir vor wie abgeschnitten.
Isoliert.
Die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben.
Von einem Tag auf den anderen weg.
Und von Susanne hörte ich irgendwann auf Umwegen, dass sie nach Graz gegangen war.
Mit ihrem neuen Freund…
Der Tee schmeckt grauenhaft.
Ich sehne mich nach Franks Tees.
Warum hast du eigentlich erzählt, ich hätte dich wegen Frank links liegenlassen?

Gabriel betrachtet verlegen seine Finger.
Ich glaube, ich wollte dich provozieren.
Ich weiß es im Grunde nicht genau.
Irgendwie wollte ich nicht akzeptieren, dass du weg bist…
Das Wichtige ist gesagt.
Wir tauschen Banalitäten aus.
Ich erzähle aus dem Leben mit Frank.
Und spüre selber, dass ich lebhafter werde.
Ein neuer Lebensabschnitt.
Und ich bin glücklich mit Frank.
Bisweilen mustere ich Gabriel interessiert.
Ja, er ist noch der Mann, der mir einmal gefiel.
Mit seinen markanten Augenbrauen.
Der sensiblen Mundpartie.
Den schönen Händen.
Trotzdem wirkt er anders auf mich.
Ich liebe ihn nicht mehr…
Bisweilen setzt er auch jenes spitzbübische Lächeln auf, das mir früher so gefiel.
Es wirkt noch immer liebeswürdig.
Aber ich habe mich geändert…

Ich sehe auf die Uhr.
Es wird Zeit.
Ich winke der Serviererin.
Du musst schon gehen?
Gabriel runzelt die Stirn.
Soll ich dich heimbringen?
Ich wehre ab.
Nein.
Ich rufe Frank gleich an.
Außerdem ist er ohnedies verdammt eifersüchtig auf dich.
Versteh mich nicht falsch…
Ich drücke Gabriel die Hand.
Es war gut, dass wir geredet haben.
Ich danke dir auch dafür.
Wir sehen uns an.
Ich nicke.
Bis dann!
Einfach so dahergesagt.
Ich nehme meine Handtasche.
Als ich mich umdrehen will, spüre ich Gabriels Blick.
Bis dann!
Ich spüre seine Entschlossenheit.
Er meint, was er sagt…

© Vivienne

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