Michael Jackson – Biografie aus dem Jahre 1988

Nach dem tragischen und geheimnisvollen Tod Michael Jacksons im Sommer diesen Jahres kam ich als großer Fan, dem seine Musik immer und ganz besonders in der Zeit vor seinem Tod viel gegeben hatte, auf die Idee, nach seiner Biografie aus dem Jahre 1988 neugierig Ausschau zu halten.

Ich war aber nicht die einzige. Meine Schwester hatte die ihre schon anno dazumal dem Mülleimer anvertraut. Also wollte ich sehen, ob ich nicht in ebay fündig würde. An Angeboten mangelte es in der Tat nicht! Ich konnte es kaum fassen, in den ersten Tagen erreichte dieses Buch, das damals wohl 100 Schilling (also umgerechnet 7 Euro) gekostet haben mag, wohl gemerkt gebraucht, einen sagenhaften Preis von über 75 Euro (plus Versandkosten)! Das dämpfte mein Interesse deutlich, ich wollte aber weiterhin ein Auge offen halten und konnte warten.

Schließlich durfte ich es vor kurzem mit Glück um 5 Euro plus Versand ersteigern. Dass einige Seiten bzw. Bilder durch die schlechte Qualität des Einbandes lose und manche Bilder etwas bekritzelt waren, freute mich nicht gerade. Der Verkäufer in ebay hatte dies lediglich so beschrieben, dass jemand ein ‚V‘ auf den Einband geschrieben hatte – in Wirklichkeit war es ein Vampirzahn, den man dem brillanten Künstler verpasst hatte! Das sei nur am Rande erwähnt.

Wer auch immer damals bei Erscheinen des Buches kein Fan war und nun vielleicht doch oder zumindest aufgrund seines plötzlichen Todes und der Umstände neugierig geworden war und in dem Buch brisante Details aus Jacksons Privatleben erwartet hatte, wurde – wie ich – enttäuscht. Das Buch beschreibt fast ausschließlich den Verlauf seiner Karriere vom Vorschulalter an.

Einerseits wurde das Buch – wenn ich von der deutschen Ausgabe ausgehe – in extrem einfachen Sätzen verfasst, so als ob es für Kinder geschrieben worden wäre. Andererseits kommen viele branchenzugehörige Namen und Wörter ohne Erklärung vor, sodass es einem, wenn man in der Musikbranche nicht unbedingt bewandert ist, trotzdem schwer fällt, dem Inhalt zu folgen.

Was man seiner Karriere allgemein entnehmen kann, ist, dass er von Anfang an über Gebühr hart arbeitete und arbeiten musste und das bis zuletzt beibehielt, diesen anerzogenen Perfektionismus, der ihn einerseits mit zu dem machte, was er war, andererseits einem Schulkind absolut nicht zuzumuten war, wie etwa tägliches Training bis in die späte Nacht hinein, parallel zur Schule, und an den Wochenenden Auftritte in Nachtclubs.

Nach eigenen Angaben hatte er sein Gesangstalent, wenn überhaupt, dann von seiner Mutter, die durch Kinderlähmung körperlich behindert geblieben war, geerbt, und nicht von seinem ehrgeizigen Vater, der selbst eine Band mit sehr bescheidenem Erfolg hatte. Das meiste sei nach seiner Ansicht Übung, sein Tanztalent Gott gegeben. Die wichtigsten Menschen in seinem Leben waren nach Gott (in der Lehre der Zeugen Jehovas) seine anständige Mutter, seine übrige Familie, verschiedenen weibliche mütterliche Bezugspersonen und einige prominente Künstler.

Die Informationen aus seinem Privatleben sind wie eingangs erwähnt mehr als spärlich, er schrieb zwar kurz, dass er von seinem Vater oft mit Stock oder Gürtel geschlagen wurde, jedoch völlig emotionslos, wohl um möglichst nichts von seinem Inneren preiszugeben – oder aber in dem Glauben, das sei normal. Man merkt, er liebte seine Familie und vermied es, über ein Mitglied schlecht zu reden oder eines dem anderen vorzuziehen. Man kann jedoch herauslesen, dass ihm von seinen 8 Geschwistern (!) seine Schwester Janet und sein Bruder Jermaine ganz besonders nah gestanden haben.

Hingegen über LaToya schreibt er, ganz ohne sie dabei schlecht machen zu wollen, sie war sich schon als Kind zu fein, um die Haustiere zu füttern, und in ihrer Wohnung durfte er nicht einmal ihren Teppich betreten oder sich auf das Sofa setzen, um an ihrem perfekten Heim nichts zu entstellen. Man erinnere sich, jene LaToya, die im Zuge der Vorwürfe gegen Michael wegen Kindesmissbrauch nach dessen außergerichtlicher Zahlung an die Kläger, um Ruhe zu haben, vor laufenden Kameras behauptete, für sie wäre das ein Beweis, ein Eingeständnis seiner Schuld. Wogegen sie nach seinem Tod wieder rührende Interviews gab und in den besten Worten von ihm sprach – die Fragen waren aber sicher abgesprochen. Ich hätte nämlich zu gerne von ihr gewusst, wie sie ihrem eigenen Bruder im Fernsehen derartiges anlasten hatte können.

In Anbetracht der Tatsache, dass Michael praktisch kein Privatleben hatte, worunter er sehr litt, nachdem der immense Leistungsdruck, um endlich prominent zu werden, etwas nachgelassen hatte, ist das bisschen, das in dem Buch über sein Liebesleben steht, vielleicht genau das bisschen, das er überhaupt hatte: Er schreibt, er liebt die Frauen und die körperliche Liebe (überrascht denkt man, er hätte keine Zeit oder Kraft dazu gehabt), jedoch hätte er nie die Frau kennengelernt, die ihn aus seiner Einsamkeit geholt hätte. Die Frauen hätten eher versucht, seine Einsamkeit zu teilen.

Über Fans – und das berührte mich doch sehr – schrieb er, sie wären einerseits sein Lebenselixier, und andererseits machten sie ihm das Leben zur Hölle. Nichts machte ihn glücklicher, als mit seiner Musik und seinem Tanz die Menschen zu begeistern, doch gleichzeitig stahlen ihm die Fans jegliches Privatleben auf alle erdenkliche Weise. Und was ist ein Mensch ohne Privatleben???

Ich kann das wirklich nicht verstehen, wie die Menschen in Massen hysterisch werden und ihr Idol rücksichtslos berühren, an den Haaren reißen und dergleichen wollen, sodass Jackson viele Narben durch daraus resultierende Stürze und dergleichen davon getragen hat. Das ist krank, und diese Fans wissen nicht, was sie damit anrichten. Und dann quälten ihn noch die andere Sorte Fans, die ihn belagerten, ihm auflauerten, Telefonterror ausübten oder hartnäckig an seiner Türe klingelten. Was ist nur mit solchen Menschen los? Gut, Stalker gibt es auch unter Normalbürgern, aber Promis sind in dieser Hinsicht ganz besonders gefährdet und verwundbar. Ja, sie tun mir leid! Sicher, sie leben von den Fans und wären nichts ohne sie. Das Problem ist eher, das Fans nicht automatisch gute Menschen sind und sich, vor allem in der Gruppe und von anderen aufgestachelt, oft von der schlechtesten Seite zeigen.

Ein weiterer Aspekt, den der Künstler immer wieder anschnitt, war sein Leiden unter den Medien, die Dinge über ihn aufbauschten, verdrehten oder erfanden und ihn in ein schlechtes Licht rückten. Dagegen schockierte mich der einzige kurze Absatz über seine Gesichtsoperationen doch ein wenig: Er verstand den Aufruhr der Medien darüber nicht, das wäre doch ganz normal, und fast alle anderen Promis täten das und darüber würde nicht so negativ berichtet. Und er hätte lediglich 2 Nasenkorrekturen machen lassen sowie ein Grübchen in sein Kinn.

Er scheint in dieser Hinsicht doch ’normaler‘ gewesen zu sein als ich ihm zugetraut hätte durch sein ungewöhnliches Leben, seine schwere Kindheit, die eigentlich keine war, auch wenn ihm das, was er machte, zum großen Teil gefiel. Es ist paradox, und es kann nicht spurlos an ihm vorüber gegangen sein.

Das meiste aus seinem Privatleben nahm Michael Jackson wohl mit in sein Grab, wie auch die näheren Umstände seines tragischen und viel zu frühen Todes. Immer wieder schrieb er in dem Buch absolut negativ über Drogen, die in seinem Business völlig normal waren, und welche Größen daran gestorben waren. Er dürfte aber leider irgend wann vergessen haben, dass Medikamente nichts anderes sind…

© Sarkastika

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