Neue Bohnen Zeitung


KRITISCH BETRACHTET
von Vivienne  –  Juli 2003



Fragen muss man nicht…(?)

Mit einem Email-Account allein ist es schon lange nicht mehr getan, das beweist die Praxis. Ich selber habe fünf Emailadressen, die ich in irgendeiner Form regelmäßig brauche. Als aller erstes muss ich da natürlich meine Outlook-Adresse nennen, über die sich meine gesamten privaten Kontakte und meine geschäftliche Korrespondenz abspielen. Außerdem habe ich noch den Account, den Sie, liebe Leser, von der Bohne her kennen und auf diese Adresse erhalte ich z.Bsp. alle Leserbriefe. Dann habe ich noch drei Adressen, die über Hotmail bzw. everyday.com laufen: dorthin erhalte ich vor allem alle Newsletters, die ich im Laufe meines Internet-Daseins abonniert habe. Diese drei Adressen sind unumgänglich, denn ich möchte einfach mit gewissen Schreiben bzw. der Werbeflut (Ich sage mal nur Hotmail, da werden sich die meisten auskennen) nicht im Outlook konfrontiert werden. Außerdem leisten diese Accounts gute Dienste, wenn ich mal bei einem Preisausschreiben oder sonst wo eine Emailadresse angeben soll. Auch dafür sind mir meine „besseren“ Posteingänge zu gut.

Alles schön, recht und gut, werden Sie sich vielleicht jetzt fragen, aber wozu diese ganzen Informationen? Nun ich wollte Ihnen einfach noch kurz erklären, wie ich meine Emailadressen nutze, bevor ich Sie mit einer Geschichte vertraut machen möchte, die mir vor ein paar Monaten passiert ist. Anfang des Jahres fiel mir in den Oberösterreichischen Nachrichten ein Inserat auf, das mein Interesse weckte, um es einmal im „Bewerbungs-Deutsch“ auszudrücken: ein bekannteres Reisebüro aus Linz inserierte wegen eines Stellenangebotes und ich fühlte mich also angesprochen. Wenn möglich verschicke ich meine Bewerbungen gern über Email, weil ich mir so den Weg zur Post oder zum Briefkasten spare. Eventuell noch erwünschte Unterlagen kann ich ja bei Interesse später nachreichen.

Nach etwa zehn Tagen ohne Reaktion auf diese Bewerbung war mir klar, dass ich nicht zur engeren Auswahl zählen dürfte. Was aber an sich keine Depressionen bei mir hervorrief: am Arbeitsmarkt gelten seit einiger Zeit harte Kriterien, und ich hatte halt diesmal nicht entsprochen. Mehr als einen Monat später registrierte ich dann in meiner Post ein Schreiben des Reisebüros, in dem man mir meine „gemailten“ Unterlagen mit Bedauern – man habe sich für einen anderen Bewerber entschieden – wieder retournierte. Die üblichen Floskeln sind Ihnen sicher bekannt. In den folgenden Monaten dachte ich gar nicht mehr weiter daran, die Sache war für mich abgehakt und das Leben ging auch ohne diesen Job, der mich fraglos interessiert hätte, weiter.

Umso erstaunter war ich allerdings, als ich etwa Ende Mai plötzlich eine Werbe-Email jenes Reisebüros im Posteingang meines Hauptaccunts fand. Nie und nimmer hatte ich diesen Newsletter abonniert, das wusste ich, denn ansonsten hätte ich ihn auf einen meiner anderen Accounts geleitet. Zweifelsfrei, das wurde mir dann schnell klar, besaß das Reisebüro diese Emailadresse noch von meiner Bewerbung und hatte diese – ohne sich zu erkundigen, ob das überhaupt erwünscht war – in die Mailinglist eingetragen. Eine bodenlose Frechheit, wie ich mir nicht zu Unrecht – der Meinung bin ich auch jetzt noch – dachte.

Ihnen, geschätzte Leser, ist mein Schreibstil, den ich in der Bohne manchmal mit sehr spitzer und pointierter Feder führe, längst nicht mehr unbekannt. Die Herrschaften vom Reisebüro wurden an diesem Abend das erste Mal damit konfrontiert. Ich wies die Zusendung des Newsletters, die ohne meine Einwilligung erfolgt war, brüsk zurück und wies mit meiner gewohnten Ironie auf die „Seriosität“ die Unternehmens hin, dass auf diese Weise zwangsweise Leute für die Mailingliste rekrutierte. Nebenbei drohte ich, dass, sollte ich den Newsletter noch einmal erhalten, den Konsumentenschutz einschalten würde. Ich empfinde und empfand meine Worte nicht als zu hart. Seien Sie doch ehrlich: Muss man denn jetzt schon bei jeder Bewerbung als Nachsatz „Bitte Email nicht für gewerbliche Zwecke nutzen!“ anführen? Ich denke nicht.

Zwei Tage später rührte sich ein Mitarbeiter des Reisbüros, jemand aus gehobener Position, bei mir. Ich gebe ihm hier einfach den Namen Herr Huber. Herr Huber ließ „Gottes gerechten Zorn“ auf mich niedergehen, schon wegen der Verunglimpfung des Reisebüros als „mangelnd seriöses“ Unternehmen. Außerdem ließ er mich wissen, dass es legitim sei, zu folgern, wenn ich Interesse an einem Job bei besagtem Reisebüro habe, dann mit Sicherheit auch an deren Reiseveranstaltungen – ich dürfe mich ruhig deswegen an den Konsumentenschutz wenden. Ich staunte Bauklötze ob dieser Penetranz. Doch es sollte noch dicker kommen. Ich wäre doch nur verärgert, rieb er mir triumphierend unter die Nase, weil ich den ausgeschriebenen Job nicht erhalten habe. Außerdem wäre es ein leichtes für mich, führte er zuletzt noch an, den Newsletter einfach wieder abzubestellen.

Mich juckte es schon gewaltig, dem Herrn Huber noch einmal ordentlich die Meinung zu sagen. Schon wegen des angeblichen Ärgers wegen der nicht berücksichtigten Bewerbung. Aber ich hielt mich dann doch zurück – auf dieses Niveau begebe ich mich nicht und er war mir den Aufwand nicht wert. Ich stellte nur für mich selbst fest, dass ich mit Sicherheit bei diesem Reisebüro nie buchen würde, selbst wenn man dort die Preise halbieren würde. Als besonders überheblich erschien mir persönlich noch der „Rat“ des Herrn Huber, den Newsletter bei mangelndem Interesse einfach abzubestellen. Ich weiß nicht, wie Sie darüber denken, aber meiner Meinung nach ist es eine Zumutung, jemanden ohne dessen Einwilligung einzuholen, etwas zu schicken und lapidar zu erklären: Du kannst es ja stornieren… Stellen Sie sich nur vor, das Versandhaus Quelle würde mit dieser Methode an alle Österreicher zwangsweise die dicken Kataloge senden, ob die Leute nun Kunden sind oder nicht. Na, die würden sich Troubels machen, fragen Sie nicht.

Die Sache ist für mich mittlerweile abgeschlossen, ich habe auch von dem Reisebüro in der Folge nichts mehr gehört. Trotzdem konnte ich es mir nicht verbeißen, einmal informativ bei der AK, beim Konsumentenschutz nachzufragen, ob ein Unternehmen tatsächlich ohne weiteres und – „ohne zu fragen“ – jemanden mit Newslettern dieser Art belästigen darf. Die Antwort ist eindeutig und natürlich nein – nur für den Fall, Sie befinden sich einmal in einer ähnlichen Situation, damit Sie argumentieren können. Theoretisch kann man so eine Firma deswegen sogar klagen, beim Fernmeldedienst, und das sollte sich so manches voreilige Unternehmen hinter die Ohren schreiben. Vor allem besagtes Linzer Reisebüro, meint

Vivienne 

 

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