von Vivienne – September 2004
Achtung, Radfahrer!
Im Straßenverkehr ist man als Fußgänger immer wieder Gefahren ausgesetzt. Rücksichtslose Autofahrer, fehlende Schutzwege oder unübersichtliche Verkehrssituationen aufpassen muss man ständig, aber die größte Gefahr droht meiner Meinung nach nicht von den Autofahrern sondern von den Freunden auf den Zweirädern, den Radlern. Unglaublich, wie rücksichtslos und präpotent das Verhalten manches Radfahrers ist, das habe ich schon am eigenen Leib erlebt. Jenen Radfahrer, der mich vor über zehn Jahren auf einer offenen Landstraße beim Einbiegen in eine Seitenstraße beinahe über den Haufen gefahren hätte, werde ich mit Sicherheit nie vergessen.
Dieser King of the bicycle hatte nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet, sein Tempo auf der leicht abschüssigen Straße zu reduzieren sondern war vielmehr davon ausgegangen, ich würde ohnedies schneller gehen, da ich ihn gesehen hatte. Nachdem das Malheur gerade noch verhindert worden war, dachte der gute Mann nicht einmal daran sich zu entschuldigen sondern spielte den Vorfall, in dem ich schwer verletzt werden hätte können, herunter. Daran musste ich denken als dieser Tage eine Kollegin, selber auf dem Rad unterwegs, von einem jugendlichen Radfahrer, der sie übersehen hatte, niedergestoßen worden war. Der Bursch beging tatsächlich zuerst Fahrerflucht, kehrte dann aber doch zurück, weil ihn offenbar sein schlechtes Gewissen getrieben hatte.
Das Knie meiner Kollegin war ein paar Tage übel beisammen, aber mittlerweile kommt sie wieder zurecht. Manchmal hat man tatsächlich das Gefühl, so mancher Radfahrer fühlt sich der Straßenverkehrsordnung nicht verpflichtet oder unterworfen und Rücksichtnahme oder vorausschauendes Fahren dürfe man von dieser Spezies nicht unbedingt erwarten. Wobei man selber schon mal ein blaues Wunder erleben kann, wenn man als Fußgänger die Wege eines Radlers kreuzt, der oder die sich für das Maß aller Dinge hält. Vor vielen Jahren war ich in Linz im Bereich der Gruberstraße unterwegs, ich hatte ein Vorstellungsgespräch und suchte eine Hausnummer ich war damals noch sehr jung und kannte mich in diesem Teil von Linz nicht aus. Auf der Suche nach der korrekten Hausnummer muss ich beim Gehen irrtümlich auf einen Fahrradstreifen geraten sein.
Jedenfalls schreckte ich auf, als eine junge Frau auf dem Fahrrad mich anpöbelte. Ob ich denn träumen würde oder keine Augen im Kopf hätte, war noch das Freundlichste, was ich zu hören bekam. Im ersten Moment war ich vollkommen verdattert und außerdem verfügte ich zu der Zeit weder über das Mundwerk noch über den Mut, mich richtig gegen diese Furie auf zwei Rädern zur Wehr zu setzen. Als ich endlich etwas herausbrachte, war diese Person mit dem Ausdruck unglaublicher Verachtung schon halb an mir vorbei und tat meine Entgegnung als Unsinn ab. Merke: Radfahrer sind die wahren Herren der Landstraße, ein Autolenker hat da gar kein Leiberl, denn wer je beobachtet hat, was sich mancher Pedalritter im Kreuzungsverkehr einer Stadt mit dem Drahtesel leistet, kommt aus dem Staunen nicht heraus.
Da schummelt sich einer an allen Autos mit rauchenden Auspuffen vorbei ganz nach vor, um bei grün sofort durchstarten zu können denn nichts ist größer als die Schande hinter einem Auto warten zu müssen. Um im Straßenverkehr immer die Nummer 1 zu sein werden auch Gehwege oder Gehsteige befahren, was ja an sich verboten ist, aber was kümmert das den Ritter der Landstraße! Freie Fahrt für zwei Räder! Und während Autorowdies und Alko-Lenker doch davon ausgehen dürfen, irgendwann ihren Meister in einem aufmerksamen Gendarmen oder Polizisten zu finden, genießen diese Radfahrer zumindest Narrenfreiheit. Ohne Kennzeichen am Bike ist es unmöglich einen Radfahrer zu stellen und ihn darauf aufmerksam zu machen, dass es Straßenverkehrsgesetze gibt, die auch für Zweiradfahrer Gültigkeit besitzen.
Und solange in der Hinsicht nichts unternommen wird, dürfen auch die schwarzen Schafe unter den Radfahrer weiter rücksichtslos andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen. Und ganz offen gesagt: ich persönlich fürchte Radfahrer weit mehr als Autofahrer, denn erstere kann man relativ leicht übersehen und die möglichen Verletzungen sind teilweise nicht weniger schlimm als bei einem Autounfall. Eine Bekannte erzählte mir einmal, dass sie in einer Unterführung von einem Buben auf dem Rad übersehen und niedergefahren worden war. Die Frau blutete am Kopf und am Ellbogen als sie wieder aufstehen konnte. Der Bub selber war halb vom Rad abgestiegen und schimpfte wie ein Rohrspatz, weil ihm die Bekannte im Weg gestanden war. Der Vater, der auch auf dem Rad nachgekommen war, wartete daneben nur stumm und verlor kein Wort über das völlige Fehlverhalten seines Sprösslings.
Der eine oder andere Radfahrer hätte eine Führerscheinprüfung dringender nötig als das Gros der Autofahrer .
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