Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  November 2004



Arni for President

Die Schlacht aller Schlachten ist also geschlagen. Und fassungslos musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die Amerikaner viel lieber einen Präsidenten wählen, der Peinlichkeiten von sich gibt, kaum ein Fettnäpfchen auslässt, wie sein Vater gerne Kriege anzettelt und am liebsten Papas Freunde als Berater um sich schart. Denn George W. Bush steht auch für die hehren Werte der konservativen Amerikaner, die da heißen: Todesstrafe, Verbot der Abtreibung,.. etc.  Und so dürfen wir Europäer gespannt sein, im wahrten Sinn des Wortes, was George Bush junior in den nächsten vier Jahren noch einfallen wird.

Auf jeden Fall wird er sich mit Sicherheit stark machen dafür, dass unsere steirische Eiche, Arnold Schwarzenegger, seines Zeichens eingebürgerter US-Amerikaner, Filmstar und Gouverneur von Kalifornien (Lest dazu meinen Beitrag aus dem Vorjahr „Ein schmutziges Geschäft“) in vier Jahren aus aussichtsreicher Position als US-Präsident kandidieren darf. Zur Zeit ist ihm das noch verwehrt, da laut Statuten bisher nur ein gebürtiger Amerikaner das höchste Amt im Lande (und damit der Welt) anstreben durfte. Arnold ist mittlerweile über zwanzig Jahre im Besitz der begehrten Staatsbürgerschaft, noch viel länger lebt und arbeitet er im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Nach einem schmutzigen Wahlkampf um die Krone von Kalifornien ist es um Arnold eher ruhig geworden. Ruhig im positiven Sinne. Man lobt seine Politik in Kalifornien als beispielhaft, und im letzten Präsidentschaftswahlkampf durfte er seinem Parteikollegen Bush als prominente Schützenhilfe unter die Arme greifen. Arnie ließ in seinen Reden pro Bush zwar seine Fantasie etwas spielen (in Bezug auf die russischen Besatzungszone in Österreich etwa), was aber den Amis naturgemäß nicht wirklich auffiel. Man kann sagen was man will: Schwarzenegger ist populärer denn je, wie Ronald Reagan etwa hat er nach dem Erfolg im Filmgeschäft auch den Sprung in die Politik erfolgreich geschafft. Und Hand auf’s Herz: Ungeschickter als George W. Bush könnte er sich als US-Präsident im Grunde auch nicht wirklich anstellen.

Jetzt ganz abgesehen davon, dass ich nun mal nicht sehr begeistert von den Republikanern   bin und diese Partei als US-Amerikanerin nie wählen würde. So wie bei uns niemals die ÖVP oder die FPÖ meine Stimme bekommen würden. Für Arnold Schwarzenegger wäre eine Kandidatur als US-Präsident das Tüpfelchen auf dem i seiner Karriere. Gar nicht zu reden davon, wie Österreich einen möglichen US-Präsidenten Schwarzenegger bejubeln würde. Also für das Erreichen eines Amtes, das er in Österreich nie und nimmer besetzen hätte dürfen. Dazu sind beide Länder viel zu verschieden und das Amt des Präsidenten außerdem ganz anders definiert. Wer Heinz Fischer und Schwarzenegger vergleicht, weiß wovon ich spreche.

Schwarzenegger ist wohl – ob man nun Fan ist oder nicht – eine Persönlichkeit, die wohl in Österreich auch nie das erreichen hätte können, was ihm von seinem Leben und seiner Karriere vorschwebte. Nicht nur, weil der Prophet, wie man so sagt, im eigenen Land selten was gilt. Die USA sind genau jenes Land gewesen, in dem er Stück für Stück seinen Lebenstraum umsetzen konnte. Sicher musste auch er das eine oder andere anvisierte Ziel umstecken, aber im Grunde hat er seine Big Targets nie aus den Augen verloren. Vielleicht auch kein Zufall, dass ausgerechnet ein Mitglied des berühmten Kennedyclans, Maria Shriver, seine Lebensgefährtin und Frau wurde. Womit ich nicht sagen will, dass er Maria Shriver gezielt kennen gelernt und umworben hat: aber auf seinem konsequenten Weg musste er eine Frau wie sie einfach treffen. Eine Frau, die seine politischen Ambitionen auch voll unterstützte, weil sie über den nötigen Background verfügt.

Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wo sonst in der zivilisierten Welt kann ein Schauspieler Präsident werden? Und vielleicht sogar dann, wenn er aus der Österreich stammt. Freuen wir uns also schon auf den Beginn des nächsten Präsidentschaftswahlkampf in gut drei Jahren. Nicht nur, weil George W. Bush Gott sei Dank selber nicht mehr gewählt werden kann. Sondern auch wegen des möglichen demokratischen Gegners von Arnold Schwarzenegger bei der Präsidentschaftswahl. Ein Gegner, der vielleicht eine Gegnerin ist und schon zwei Amtszeiten im Weißen Haus gewohnt hat – nämlich als First Lady. Hilary Clinton ist enorm ehrgeizig und lange genug im Schatten ihres Gatten Bill gestanden, dem sie mehr als nur ebenbürtig ist. Schon der Vergleich der Eheleute Clinton in der Regierungsführung sollte mehr als reizvoll zu beobachten sein, und ob sich Bill in der Rolle als First Man vielleicht weiter mit den Praktikantinnen beschäftigt, könnte interessante Aspekte liefern.

Sehen wir also die verlängerte Regentschaft von George W. Bush als eine Übergangsphase und freuen wir uns auf den nächsten Wahlkampf, der möglicherweise alles in den Schatten stellt, was es bisher in den USA vergleichsweise gegeben hat: Muskelmann gegen die Waffen einer Frau!

Wir werden sehen…

Vivienne

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