Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Juni 2004



Das G’spusi am Arbeitsplatz

Die Liebe blüht am Arbeitsplatz – auch heute kann man wieder in den Tageszeitungen einen komplexeren Fall nachlesen. In der Linzer Polizeiakademie entspann sich eine heiße Affaire zwischen einer 20jährigen Schülerin und einem doppelt so alten und auch noch verheirateten Ausbildner. Sein Vorgesetzter hatte diese Beziehung auch noch gedeckt. Bis jemand die Liebelei aufdeckte, ob nur ein Wichtigmacher oder gar ein verschmähter Liebhaber, ist dabei offen, doch nur am Rande wichtig. Der Ausbildner und sein Vorgesetzter ließen sich daraufhin versetzen… Strafrechtlich ist dem Pärchen im Übrigen nichts vorzuwerfen, ließ das Innenministerium, das in der Causa bemüht wurde, wissen.

Mehr oder weniger ernsthafte Beziehungen werden am Arbeitsplatz, der größten Liebesbörse der Welt, pausenlos geschlossen. Die AK meint in dem Zusammenhang dazu nur, dass zwar ein  „offizielles“ Paar in der Firma nicht in der gleichen Abteilung arbeiten soll, damit das Arbeitsklima dort nicht leidet – man kann schließlich auf Dauer Berufliches und Privates nicht immer trennen, ansonsten hat ein Vorgesetzter aber keine Möglichkeit (zumindest rein rechtlich) sich in eine private Beziehung in der Firma einzumischen. Und wird es normalerweise auch nicht, vor allem, wenn sich keine negativen Auswirkungen auf die Leistung ergeben.

Woran liegt es nun, dass der Arbeitsplatz so oft zum Tummelplatz für heimliche Liebe, für Seitensprünge oder gar eine ernsthafte Beziehung mutiert? Die Gründe dafür sind vielfältig. Man verbringt halt sehr viel Zeit miteinander in der Firma und diese Zeit unterliegt nicht unbedingt dem privaten Alltag, der einem in der Ehe oder in der längeren Beziehung schon mal oder immer wieder zu schaffen macht. Natürlich versteht der sympathische Kollege oder die liebenswürdige  Kollegin die eigenen Probleme viel besser, weil man sich in der Arbeit nicht so gehen lässt oder gehen lassen kann. Oder sich ganz bewusst von der Zuckerlseite zeigt. „…also ich versteh das nicht, dass die Frau vom x dauernd an ihm rumnörgelt… so ein netter Mann!“

Arbeit und Privatsphäre sind ja doch zwei verschiedene Paar Schuh. Und so scheint es mehr als nur logisch, dass es öfter vorkommt, dass der Funke überspringt, obwohl beide nicht immer ungebunden sein müssen. Man verbringt letztlich ja schon viel mehr Zeit in der Firma als in den eigenen vier Wänden, mit dem Partner oder der Partnerin. Auch das Klischee vom Chef und der Sekretärin, die durch mehr als nur geschäftliche Interessen zusammengeschweißt sind, dürfte gar nicht so weit hergeholt sein. Eine Sekretärin ist oftmals die rechte Hand des Vorgesetzten, seine erste Ansprechperson, und die Interessen der Firma sind oftmals dann die eigenen bzw. die gemeinsamen. Die Sekretärin oder Assistentin macht sich unentbehrlich in jeder erdenklichen  Art und Weise: Schuhabstreifer und Hure in einer Person…

In einer bekanten Firma, in der ich vor vielen Jahren arbeitete, lebte der Geschäftsführer seit etwa zwanzig Jahren mit seiner wichtigsten Projektleiterin zusammen. Zwar war der Unternehmensleiter noch verheiratet – seine Frau musste nach einem Schlaganfall in einem Pflegeheim untergebracht werden – aber die beiden gingen miteinander um wie ein langjähriges Ehepaar, deren gemeinsames Kind – die Firma – dem inoffiziellen Paar am Herzen lag. Wenn ich so zurückdenke, ich könnte unzählige weitere Beispiele aus meiner beruflichen Vergangenheit aufzählen, in denen Kollegen oder auch Vorgesetzte ähnlich zueinander standen. In kurzfristigen oder längeren Beziehungen.

Auf Dauer lässt sich so eine Beziehung in einem Unternehmen nicht verheimlichen, damit muss jeder rechnen, der sich auf so was einlässt. Was vor allem unangenehm ist, wenn es kriselt oder die Liebe wieder zerbricht. Das Getuschel und Getratsche rund um einen, bzw. herzlose Bemerkungen können sehr unangenehm werden, und tun mit Sicherheit auch weh, solange die Nachwirkungen nicht überwunden wurden. All das hält aber kaum jemanden ab davon, die Gelegenheit, wenn sie sich bietet, beim Schopf zu packen. So ein Pantscherl hat einfach seinen Reiz. Wenn man diversen Statistiken trauen darf – und ich lese immer wieder unterschiedliche Zahlen – entwickeln sich an die 70 % aller Beziehungen, Seitensprünge und Verhältnisse am und um den Arbeitsplatz. 

Ganz kann man diese Annahmen und die unterschiedlich erstellten Vergleichswerte sicher nicht von der Hand weisen. Zwei meiner Schwestern haben nämlich den Mann für’s Leben am Arbeitsplatz kennen und lieben gelernt, eine hat immer wieder mal kurzfristig und geringfügig mit ihrem Mann in derselben Firma gearbeitet und ich selber war vor ein paar Jahren auch schon mal Hals über Kopf in einen Kollegen verliebt… Ironie am Rande: zu dem jungen Mann habe ich heute gar keinen Kontakt mehr, so schnell kann es gehen. Liebe am Arbeitsplatz kann einem eben manchmal tiefe Gefühle nur vorgaukeln. Man macht sich was vor…! Aber je nach dem,  der nächste Mann, die nächste Frau kommt bestimmt – muss ja nicht gleich aus derselben Firma sein!

Vivienne

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