von Vivienne – Juli 2004
Der (Alb-)Traum einen Jackpot zu knacken…
Vielleicht haben Sie es heute schon in der Zeitung gelesen oder im Radio gehört: Eine 67jährige Putzfrau aus den USA knackte als einzige einen Jackpot im Lotto und wurde mit einem Schlag um 237 Millionen reicher! Kaum vorstellbar – soviel Geld auf einen Haufen und anscheinend ein echter Segen für die Mindestrentnerin, die ihre Pension damit sicher aufbessern kann. Reisen möchte sie in Hinkunft, wohltätige Organisationen unterstützen und – man höre und staune Golf spielen lernen will die neureiche Millionärin nun auch.
Schöne Sache, könnte man also im ersten Augenblick meinen, und während sich der eine vielleicht ärgert, dass sie es so weit gebracht hat und er nicht, steigen in mir beim Gedanken daran schon gewisse Ängste hoch. So viel Geld? Und jeder kennt dann mein Gesicht (Anders als bei uns werden die amerikanischen Gewinner im Fernsehen vorgestellt!)? leichten Herzens würde ich auf so viel Geld verzichten. Denn, und das kann man drehen und wenden wie man es will ab einer gewissen Summe bekommt man durch Geld nur jede Menge Probleme und gewisse Unsicherheiten, Geld schafft außerdem Unfrieden, Streit und Neid. Finanziell abgesichert sein und möglichst unbemerkt einen gewissen Wohlstand genießen ist eine Sache. Mit einer unüberschaubaren Menge Geld kämpfen und hantieren eine ganz andere.
Die ersten Schwierigkeiten betreffen dabei den Fiskus. Ich kenne die amerikanischen Verhältnisse nicht, weiß aber, dass bei uns nach einem Jahr dann Steuer bezahlt werden muss von einem Lottogewinn. Und das nicht zu knapp. Der erste Weg nach einem großen Gewinn sollte also nicht zum Reisebüro oder in eine Shoppingmeile führen sondern zu einem seriösen Steuerberater der natürlich auch wieder zu bezahlen ist, gestaffelt nach der Höhe des Gewinnes. Dort sollte man als erstes klären, was man mit dem Geld anfangen möchte und Immobilien sind dabei sicher ein heißer Tipp. Nur meine Privatmeinung: zu Aktien würde ich niemandem mit gutem Gewissen raten!
Während das über die Bühne geht, muss man auch darauf achten, dass der Gewinn möglichst geheim bleibt. In den USA ist das wie oben angeführt – gar nicht möglich. Und auch bei uns wird es einem nicht leicht gemacht, denn wie gerne würde man zumindest zu ein paar Leuten über diese Dinge reden, weil man glaubt, platzen zu müssen. Trotzdem sollte man sich genau überlegen, wenn man in so einer Sache ins Vertrauen zieht. Bei Geld hört sich die Freundschaft auf!, heißt es nicht umsonst. Ganz abgesehen davon, dass, wenn man zu unkontrolliert solche Neuigkeiten weiter gibt, schnell eine Unmenge Leute auftaucht um sich möglichst zinsenlose Kredite zu holen (..der hat eh so viel!) auch lichtscheues Gesindel fühlt sich von solcherart gesegneten Zeitgenossen heftigst angezogen und plant womöglich einen Einbruch oder Ärgeres.
Neben der Schweigsamkeit sollte man aber auch nicht plötzlich durch zu exzessiven Lebenswandel auffallen. Wer einen halb verrosteten und uralten Zweitürer gefahren ist, macht auch die unbedarftesten Nachbarn stutzig, wenn plötzlich ein Mercedes in der Garage steht. Sie sehen, liebe Leser, auf einmal ist das Leben kompliziert. Man darf nicht mehr ungeniert plaudern, muss aufpassen, dass einem kein unbedachtes Wort entschlüpft und sollte sich für gewisse Eventualitäten passende Geschichten ausdenken, die den einen oder anderen Neukauf erklären. Eine Erbschaft vielleicht, ein abgelaufener Bausparer oder Ähnliches. Wer viel Geld gewinnt, kommt dabei auch taxfrei zu einem komplizierten Leben
Wem kann man noch trauen? Eine gute Frage, jeder harmlose Fremde wird womöglich schon zum Einbrecher hochstilisiert obwohl er sich vielleicht nur verfahren hat und eine ganz andere Straße sucht. Es scheint sich auf jeden Fall zu bewähren, nach einem derartigen Gewinn zuerst einmal genau so weiter zu leben wie vorher. Und vor allem nicht gleich den Job hinzuschmeißen. Zuerst sollte man einmal beim Steuerberater klären, was einem bei der ausgewählten Anlage bleibt monatlich. Und da man sich dann auch selber versichern müsste, wäre es höchst unüberlegt, gleich dem Chef zu kündigen und ihm bei der Gelegenheit die Meinung zu sagen. Ganz abgesehen davon, dass ein Tag so ganz ohne Beschäftigung sehr lang werden kann, wenn man daheim ist, weil man nicht jede Woche verreisen wird oder jeden Tag im Restaurant speisen möchte. Luxusleben kann fad sein
Ich selber könnte mir nie vorstellen, bei einem großen Gewinn nur mehr den Herrgott einen guten Mann sein zu lassen. Möglicherweise würde ich meine Wochenarbeitszeit verringern, aber meine Arbeit würde ich nicht leicht aufgeben und wenn, dann höchst ungern. Wie ich überhaupt mein Leben nicht wesentlich ändern würde. Ein Auto wäre dann sicher ein Thema, eine helle, freundliche Eigentumswohnung in Linz ebenso, und ich würde vielleicht nicht mehr immer nur bei C & A meine Kleidung einkaufen (*g*) und des Öfteren zu Markenkleidung greifen. Aber sicher nicht im Luxus schwelgen, das liegt mir einfach nicht. So mancher Lottomillionär der ersten Generation versoff seinen Gewinn mit so genannten Freunden in diversen Lokalen. Bis er kein Geld und keine Freunde mehr hatte
Letzteres würde mir sicher nicht passieren, weil ich nie ein Freund von Sauftouren war. Und meine Freunde und mögliche Freunde in Zukunft dann noch genauer anschauen würde Ich glaube, dass mir gerade meine früheren Erfahrungen sehr hilfreich wären bei der Prüfung so mancher Person, der vielleicht nur mein Gewinn am Herzen läge Aber wie gesagt: alles rein hypothetisch, was ich hier schreibe, Ihre Vivienne hat nichts gewonnen außer an ein wenig Weisheit und Selbsterkenntnis vielleicht, und ich glaube, dass man auf andere Weise sehr viel erstrebenswerter das große Los ziehen kann
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