von Vivienne – August 2004
Von den Sorgen mancher Leute…
Die meisten Bohnleser wissen es: Ihre Vivienne lebt auf dem Land, fast inmitten von Feldern, umsäumt von kleineren Wäldern, den so genannten Hölzln und sehr schön an der Donau gelegen, relativ weit weg vom großen Verkehr aber doch nah genug an gewissen Verkehrsknoten, die mich schnell und unkompliziert in die Landesmetropole Linz bringen. Ich bin sehr naturverbunden und liebe das Landleben sehr, wenn ich ehrlich bin, ich schätze die Beschaulichkeit dort und auch jene Unabhängigkeit, trotzdem nicht auf ein Auto angewiesen zu sein. Man ist gewöhnt an gute, frische Luft und vor allem Dingen ist man nicht in der Anonymität gefangen, eine Gefahr, die vor allem das Großstadtleben birgt. Man kennt sich am Land, es ist immer wieder mal im Geschäft oder auf der Straße Zeit für ein kleines Gespräch.
Blühende Bäume im Frühling, ein Blumenmeer im Sommer oder Weihnachtstimmung im Pulverschnee nirgends lässt sich das so intensiv spüren wie auf dem Land. Trotzdem gibt es Leute, die zwar das Landleben schätzen so wie ich auch, die sich aber trotzdem mit gewissen Gegebenheiten nicht abfinden können oder wollen, die im Grunde aber dazu gehören. So konnte man in den vergangenen Jahren immer wieder von Streithansln und Querulanten in den Medien lesen, die allen Ernstes gegen krähende Hähne oder Kirchenglocken prozessierten! Über solche Menschen kann man wohl nur den Kopf schütteln und vermuten, dass ihr Leben sehr ereignisarm und eintönig ablaufen muss, wenn man sich wegen einer Geräuschkulisse, die für mich einfach zum Landambiente dazugehört, derart echauffieren kann.
Noch unverständlicher ist für mich allerdings, wenn so mancher Prozesshansel mit derart nichtigen Problemen vor Gericht auch noch Recht bekommt! Der Hahn muss in den Kochtopf, zum Ärger und zur Trauer seiner Hennen, und die Kirchenglocken dürfen nicht mehr läuten, fast wie in der Karwoche! Nicht nachvollziehbar, denke ich! Wer mit gackernden Hühnern oder einer muhenden Kuh oder einem tuckernden Traktor nicht zurechtkommt, hat meiner Meinung nach auf dem Land nichts verloren. Und sollte besser in die Stadt ziehen, vielleicht wird ihm in einem Häuschen an einer eher befahrenen Straße bewusst, wie banal seine Aufregung im Grunde ist. Das Leben in der Stadt ist mit einer ungleich stärkeren Geräuschkulisse verbunden. Einer Geräuschkulisse, die zumindest auf mich sehr viel nerviger wirkt als ein Hahn oder eine bimmelnde Glocke.
Natürlich bin ich als Landmensch sowie so auf Lärm sensibilisiert, der mir nicht vertraut ist. Das geht jedem Menschen so. Und fahrende Autos vor einem geöffneten Fenster gehen auf Dauer einfach auf den Geist. Mir käme es aber trotzdem nie in den Sinn, hätte ich eine Wohnung in Linz, gegen alle Anrainer zu prozessieren, die mir nächtens beim Durchfahren mit ihrem Auto den Schlaf rauben. Es wäre überdies auch völlig sinnlos, wie auch Prozesse von Leuten letztlich sinnlos sind, die in der Nähe von Schnellstraßen, Bahnstationen, U-Bahnen und ähnlichem leben, und die, was Lärmbelästigungen betrifft, wirklich zu bedauern sind. Und das obwohl deren Einwände mehr als nur nachvollziehbar sind, aber darauf wird normalerweise keine Rücksicht genommen. Denn da sind höhere Interessen im Spiel, die weit über denen des gemeinen Fußvolks, sprich Steuerzahlers, liegen.
Zurück zu jenen, die gegen krähende Hähne und Kirchenglocken prozessieren. Schlimm genug, dass diesen schrägen Vögeln anscheinend jedes Feingefühl fehlt dafür, was klug ist oder nicht. Noch viel trauriger, dass sich mancher Rechtssprecher speziell in deutschen Landen nicht entblödet, solch einem Querulanten auch noch Recht zu geben! Verkehrte Welt! Dem Hahn zu diktieren, wann er seine Stimme erhebt ist so sinnentleert, wie der Sonne anzuordnen, wann sie im Sommer mit 32° und Badewetter aufwarten soll. Was geht wohl im Kopfe eines Richters vor, der derart groteske Entscheidungen trifft? Vermutlich nichts Gutes, würde ich sagen, und das Vertrauen in die Rechtssprechung ist einmal mehr erschüttert. Auch wenn in diesem Fall nur der Hahn ins Gras beißt oder die Kirchenglocke schweigen muss.
Trotzdem: auch wenn solche Geschichten sehr komisch anmuten und der eine oder andere von Ihnen, liebe Leser, vielleicht auch nur darüber grinst unserer Welt wird immer verrückter und die Anzahl jener, die jegliche Relation im korrekten und fairen Umgang mit ihren Mitmenschen missen lassen, wird immer größer. Lauter Egoisten rund um uns, Egoisten, die aufbegehren, wenn zum Beispiel ein im Grunde harmloses Geräusch sie stört und die dann einen juristischen Durchmarsch starten, der leider von dem einen oder anderen Richter auch noch begünstigt wird. Mit einer Energie, die einer gerechteren Sache besser anstünde. Der nächste regt sich schließlich auf über spielende Kleinkinder oder ein schreiendes weil zahnendes Kleinkind, und eine junge Familie muss womöglich ausziehen. Ist ja nicht zumutbar, dass man ein wenig tolerant und verständnisvoll agiert und im gemeinsamen Gespräch den Konsens sucht und findet!
Wie sagte weiland Johann Nestroy? Die Welt steht auf kan Fall mehr lang !
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