Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Juli 2004



Schneckenpost?

Nicht immer und überall läuft bei der Post bzw. bei den Postämtern alles wie  am Schnürchen. Lästig ist das besonders, wenn man dringend auf ein Paket wartet oder eine wichtige Postsendung verloren gegangen ist. Im Grunde genommen hat wohl jeder von uns schon einmal eine derartige Erfahrung gemacht: dass er eine wichtige Verständigung zu spät erhielt oder dass er am Schalter der Post ewig lange in einer Schlange warten musste, während die anderen beiden Schalter gerade geschlossen waren. Nur wenn unsereins sich ärgert, verläuft das meistens im Sande und ändert sich nichts. Aber dieser Tage hat sich nun der Bürgermeister von Steyregg bei Linz, Buchner mit Namen, zu Wort gemeldet und in beredten Worten beklagt, dass die Post unglaublich schlecht arbeitet, speziell in Steyregg selber, und der Vergleich mit der Geschwindigkeit einer Schnecke das arme Tier noch beleidige…

Hört, hört. Worte die Gewicht haben, denn Buchner ist nicht irgendwer sondern Chef einer Bürgerliste, gehört also keiner etablierten Partei mehr an und hat trotzdem aufgrund seines Engagements die Bürger von Steyregg hinter sich. Nicht alles bei der Post hat Hand und Fuß, wobei man ja genau unterscheiden muss: zwischen den eigentlichen Postämtern, der PSK, der Telekom,… Selber fehlt einem oft der Durchblick, was ist was, und was darf man noch miteinander in Zusammenhang bringen und was nicht. Trotzdem, muss ich gestehen, führte ich mit unserem Amtsleiter am Postamt auch schon das eine oder andere Streitgespräch, weil ich mit dem allgemeinen Service oder anderen Modalitäten der eigentlichen Post nicht immer zufrieden war. Dazu ein paar Beispiele…

Im Sommer, wenn die eigentlichen Briefträger auf Urlaub sind, bessern oft Schüler oder Studenten als Praktikanten bei der Post ihr Einkommen auf: vor zwei Jahren war bei uns ein besonders sorgloser Vertreter dieser Gruppe bei uns eingesetzt, besser gesagt, eine junge Frau. Sie legte unsere Post praktisch immer neben die Straße, weil sie zu bequem war, die paar Schritte zur Haustür zu machen, wo sich der Briefkasten befindet. Und bei dieser schlampigen Handhabung passierte es, dass ein dringendes Rezept, dass ich mir von einem Facharzt hatte zusenden lassen, verloren ging. Ich hatte aus eklatantem Zeitmangel bei dem Internisten angerufen und um das Rezept gebeten, nun musste ich erst recht persönlich vorstellig werden, und hatte dabei noch Glück, dass der Arzt mir glaubte, dass ich mir nicht ungerechtfertigt ein zweites Rezept erschwindeln wollte.

Leider verhallte mein Appell an den Amtsleiter ziemlich ungehört, die Kritik wuchs sich zu  einem Streitgespräch aus, dass nicht gerade kundenfreundlich verlief, wie ich auch heute noch meine. Die Praktikantin war nicht mehr greifbar, und das Bedauern des Amtsleiters war vielleicht rudimentär erkennbar – mir war es jedenfalls zu wenig. Nicht das erste Mal also, dass ich mit dem Amtsleiter die Klinge wetzte. Vor Jahren konnte mir ein kleines Packerl von einem Versandhaus nicht zugestellt werden, weil ich nicht daheim war. Auf der Benachrichtigung des Zustellers konnte ich in einem Vermerk nachlesen, dass sich das Packerl in einem beschädigten, ja, halb geöffneten Zustand befand. Nur zur Erläuterung: das zuständige Postamt liegt etwa eine halbe Stunde Fußmarsch von uns entfernt und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht oder besser gesagt nur sehr unzulänglich erreichbar.

Ich rief also auf der Post an und erkundigte mich, ob denn überhaupt noch etwas in dem Packerl drinnen war und nicht schon beim Versand verloren gegangen wäre. Immerhin war ich nicht bereit, die umständliche Prozedur auf mich zu nehmen um dann festzustellen, dass womöglich jemand den bestellten Artikel an sich genommen hätte.  Es kostete unglaubliche Zeit und Nerven um den Amtsleiter am Telefon davon zu überzeugen, dass ein Blick ins Paket, nur zur Info für den Kunden, ein Service ist, das gerade in ländlichen Gegenden und bei größeren Entfernungen wie bei uns selbstverständlich sein sollte…

Nachlässigkeit ist wohl etwas, das mir immer wieder auch zur Arbeit der Post, oder genau genommen, mancher Postler, einfällt. Ein Beispiel sei noch besonders hervorgehoben: als meine Schwester vor ein paar Jahren von daheim auszog, beantragte sie einen Nachsendeauftrag. Ständig hatte sie in der Folge bei ihrer Post auch die Briefe einer jungen Frau dabei, die in derselben Straße wie wir gewohnt hatte und ebenfalls die Möglichkeit eines Nachsendeauftrags in Anspruch genommen hatte. Die Briefe wurden anscheinend immer wieder wie Kraut und Rüben durcheinander geworfen. Obwohl meine Schwester mehrfach anrief um das Postamt darauf aufmerksam zu machen, dass man mehr Sorgfalt walten lassen möge… Mit  dem Erfolg, dass sie schließlich ganz auf den Nachsendeauftrag verzichtete, weil ihrer Bitte einfach nicht entsprochen wurde. Ob aus purem Desinteresse oder reiner Schlampigkeit, spielte dabei keine Rolle.

Eines möchte ich bei meinen Negativbeispielen aber ganz klar festhalten: auch bei der Post sind nur Menschen beschäftigt, die fehleranfällig sind wie jeder andere auch. Wenn in einer normalen Firma mal etwas schief läuft, bekommen das üblicherweise nicht so viele Leute mit. Alles ist kleiner und überschaubarer, trotz allem, und lässt sich leichter kontrollieren und managen. Und meine persönlichen Erfahrungen mit privaten Zustelldiensten – sei es privat oder beruflich – sind so miserabel gewesenen, dass es mir nicht im Traum einfiele, mich selber an ein derartiges Unternehmen zu wenden. (Lesen Sie vielleicht dazu meinen Beitrag aus dem Vorjahr: „…kommt selten was Besseres nach“) Mein Vertrauen in die Post ist trotz allem um einiges höher.

Dennoch gibt es Strukturen bei der Post, die einem als Außenstehenden mehr als nur befremdlich erscheinen. Was durchaus keine gewachsenen Fehlentwicklungen sein müssen. Buchner, der Steyregger Bürgermeister, hat ja in seiner eingangs Kritik unmissverständlich darauf hingewiesen, dass sich die nachteiligen Veränderungen bei der Postzustellung in Steyregg durch die Teilprivatisierung und die daraus resultierenden Einsparungen ergeben haben. Mein Fazit: Einsparungen allein müssen nicht immer eine probate Lösung sein, vor allem, wenn es um Dienstleistungen geht. Der Mensch, der Kunde darf so oder so nicht auf der Strecke bleiben – ob privatisiert oder nicht! Diese Devise sollte jedes Dienstleistungsunternehmen beherzigen…

Vivienne

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