von Vivienne – Jänner 2004
Starmania – ein Abschlussresümee
Alia iacta est die Würfel sind gefallen. Zu fast 66% votete das durchwegs jugendliche Publikum für Verena aus Tirol und versöhnte damit den gestrengen Herrn Eder und Marion Lichter nach so mancher umstrittenen Wahl in den letzten Wochen. Auch wenn ich nach wie vor kein Fan von ihr bin: Verena hat die ausdrucksstärkste Stimme, unverwechselbar haucht sie jeder Coverversion eigenes Leben ein, macht jeden Song zu ihrem ureigensten.
Das Ergebnis war auch im Grunde schon fast festgestanden, weil nicht nur für mich völlig überraschend der blinde und hoch musikalische Michael letzte Woche den Einzug ins Finale der besten Drei verpasste. Woran es nun wirklich lag, könnte ich rückblickend nicht sagen. Michael gehörte zu jenen, die immer die höchsten Saalvotings aufzuweisen hatten und kam auch bei Herrn Eder, der selten mit Handschuhen kritisierte, stets ziemlich ungerupft davon. Wahrscheinlich entschied die Tagesverfassung des Publikums gegen ihn und damit auch schon für Verena, denn ich hatte danach keinen Zweifel mehr am Endergebnis.
Auch wenn Armin ein netter Bursch ist (und ich trotzdem lieber Daniel im Finale gesehen hätte) und sich stimmlich zweifellos weiterentwickelt hatte. Die Idee, mit einem selbst komponierten Lied, mit Gitarre zweisprachig vorgetragen, war clever übernommen von Michi Tschuggnal im Vorjahr, aber gegen die Präsenz und Ausdrucksstärke von Verena bei ihrer Seal-Interpretation kam er nicht an, weder im Saal noch bei den Fans an den Handys. Elch Marcel mit seinen blitzblauen Augen hatte ich ehrlich gesagt zuletzt schon sehr ins Herz geschlossen. Und als er nach der Interpretation seines Finalsongs, den er außer Konkurrenz nach dem Ausscheiden vortragen durfte, so voller Emotionen in Tränen ausbrach, hatte ich auch ein bissl Wasser in den Augen. Von dem würde ich gern mehr hören gesanglich natürlich!
Der Sieg von Verena geht also voll in Ordnung und sie kann sich darüber rückblickend vor allem auch deshalb freuen, weil ihr Jasmin und Magdalena zur Erlangung des Friendship-Tickets verhalfen. Daniel musste wie berichtet damals gehen, aber ich wage trotzdem zu bezweifeln, dass er gewonnen hätte, wäre er ein weiteres Mal in Genuss des Friendship-Tickets gekommen. Zu sehr schieden sich an ihm die Geister, und ich glaube nicht, dass sich das geändert hätte. Ironischerweise scheiterten bald darauf auch die Wasserträgerinnen von Verena, weil sich zu wenig Fürsprecher fanden.
Die drei Erstplazierten werden also nach London fliegen für Plattenaufnahmen, Verenas Single soll bereits am 18. Februar erscheinen. Meister Eder zeigte sich hoch erfreut über den Sieg seiner Favoritin und outete sich auch als Fan der rassigen Tirolerin mit der markanten Stimme. Wann und ob es überhaupt eine Neuauflage von Starmania geben wird, steht noch in den Sternen. Vielfach wurde kritisiert, dass das Niveau der Möchte-gern-Stars diesmal deutlich unter dem der Erstauflage liegen würde. Was Verena oder Marcel betrifft, würde ich das sicher nicht sagen, aber dass die Zuseherzahlen sich teilweise deutlich unter denen von Staffel 1 befanden, lässt sich sicher nicht leugnen.
Mir persönlich fällt halt trotzdem auf, dass es die New Generation heuer billiger geben muss. Letztes Jahr ging es nach dem Finale noch ab nach Los Angeles zu Peter Wolf, Produzent von Gruppen wie Starship oder Wang Chang (Stars der 80er Jahre), diesmal bleibt man in Europa in der Inselmetropole. Soll nichts heißen an sich, die USA haben sicher nicht das Patent für die besten Songs der Welt. Aber interessant ist der Vergleich trotzdem.
Abschließend noch ein Wort zur Verunglimpfung der Leider-nicht-Kandidaten, die bei der New Generation fröhliche Urständ feierte: so was ist keine faire Sache, finde ich. Besonders nachdem ich einen jungen Ex-Kollegen bei ungünstigster gesanglicher Darbietung im TV begutachten durfte. Nach dem ersten Lacher ist es mir vergangen und mir wurde bewusst, dass die Leute, die zu denn Castings kamen, ihr ganzes Herzblut gebracht haben, trotz mancher Selbstüberschätzung oder aus einer bloßen Hetz heraus. Keiner von denen, die den Mut aufbrachten, sich der Vorausscheidung zu stellen, hat es verdient, dass sich im Fernsehen Hunderttausende über sie lustig machen. So nicht, ORF, das ist Menschenverachtung auf dem Niveau von Dieter Bohlen!
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