von Vivienne – Dezember 2004
Bitte, wo krieg ich die Telefonnummer her?
Vor vielen Jahren, als die kostenlose Auskunft der Post und Telekom noch existierte, kam es schon immer wieder vor, dass eine gewünschte und dann auch bekannt gegebene Nummer nicht korrekt war oder der Eintrag einfach nicht gefunden wurde. Man fand sich als Kunde damit ab, denn zumindest hat diese Information seinerzeit nichts gekostet. Dem Vernehmen nach wurde in der Steinzeit der Auskunft auch noch in Telefonbüchern nachgeschlagen. Man kann es sich heute kaum noch vorstellen. Auch in diesem Bereich hat sich sehr viel getan, und zu einer Zeit, als ich selber noch in einem großen Callcenter im Zentrum von Linz telefonierte, wurde ich zu Spitzenzeiten auch immer wieder zur Auskunft eingeteilt.
Kein leicht verdientes Brot, das können Sie mir glauben. Oftmals unverschämte bis freche Leute forderten eins: ganz schnell die gewünschte Telefonnummer, denn eine Minute kostete (zu meiner Zeit) auch schon 1,35 Euro, ein horrender Betrag, wenn wir ehrlich sind. Und stellen Sie sich vor: Sie warten fünf Minuten geduldig am Hörer und kriegen dann gar keine oder keine korrekte Information? Und weil ich diese Zustände eben genau kenne bzw. kannte, würde es mir persönlich nie einfallen, einen der mittlerweile nicht wenigen Auskunftsanbieter anzurufen. Wozu habe ich Internet? Wozu kann ich mit einem Telefonbuch umgehen? Eben.
Normalerweise reichen diese Möglichkeiten auch wirklich aus, um sich gewünschte Telefonnummern kostenlos zu verschaffen, und ich verblüffe meine Eltern immer wieder, wenn ich ihnen bei einer Lehrstunde am PC zeige, wie lange (oder eigentlich wie kurz) ich auf der Seite www.herold.at suche, um fündig zu werden. Es gibt aber Einzelfälle, in denen das Programm im Web versagt. Etwa, wenn der Eintrag einer Firma oder Privatperson relativ neu ist. Ich sage bewusst: relativ neu, denn oft dauert es ein ganzes Jahr, bis die Daten im Telefonbuch aktualisiert werden. Über die Herold-CD oder auch im Web geht es etwas schneller, trotzdem bleibt eine graue Zeit-Zone, in der man ohne reelle Chance im Internet nach einer neuen Telefonnummer sucht.
So geschehen kürzlich, als familiärer Besuch bei uns daheim angesagt war. Nach dem Kaffee kam der große Appetit und das Zauberwörtchen Pizza fiel. Nun hat sich in der Nachbargemeinde vor kurzem eine neue wie exzellente Pizzeria angesiedelt. Ich war dort auch schon essen, aber mir fiel in der Hektik nicht ein, wie das Lokal heißt. Unter der Branche Pizzerias fand ich sie aber weder in den neuesten Telefonbüchern noch in den Branchenverzeichnissen. Mit ziemlicher Sicherheit war bei der Erstellung dieser Telefonbücher schon lange vor der Eröffnung der Pizzeria Redaktionsschluss gewesen.
Schließlich rief ich einen Bekannten an, der mir zumindest verraten konnte, wie das Lokal hieß, aber den Eintrag suchte ich trotzdem vergeblich, auch im Internet. Eine unglückliche Situation, in der ich mich vor etwa eineinhalb Jahren schon einmal befunden hatte. Ein Friseursalon am Marktplatz hatte geschlossen, die Friseurmeisterin, die dieses Geschäftslokal übernahm, hatte allerdings die alte Rufnummer nicht übernommen sondern eine neue bekommen. Und dass ich weder meine alte Auskunft noch eine andere bemühen würde, stand aber in beiden Fällen fest. Zu unsicher war mir der Erfolg der Mission und zu teuer scheint mir selbst im Falle des Erfolgs die Nummer erkauft zu sein.
In beiden Fällen sicherte uns nur der persönliche Besuch beim Friseur wie bei der Pizzeria die gewünschte Information. Was die Pizzeria betrifft, hatte sich dieser Vorstoß auf jeden Fall gelohnt, denn die Thunfischpizza ist ein Gedicht gewesen, das sei nur nebenbei erwähnt. Und wenn ich mir den Preis dafür in Erinnerung rufe 5,60 Euro legt man nicht ungern für eine Riesenpizza hin. Nur zum Vergleich, liebe Leser: 4 Minuten bei meiner alten Auskunft hätten auch 5,40 Euro zum damaligen Tarif gekostet. Da fängt man zum Nachdenken an. Ich bin sicher kein Geizhals par exzellence und ich will hier auch nicht unbedingt Antiwerbung für die Rufnummernauskunft schlechthin machen.
Jeder muss selber wissen, was er wofür ausgibt und wie viel er bereit ist für eine gesuchte Telefonnummer auszugeben. Mir selber ist der geforderte Tarif in jedem Fall zu teuer, möglichen Ärger und Zwangswerbung (die früher zumindest teilweise an der Tagesordnung stand) inkludiert. Die Trefferquote ist mir außerdem zu gering, weil neben technischen Gebrechen beim Anbieter oder bei Pech mit einem etwas patscherten Call Center Agent eben auch Probleme wie das obig beschriebene die Wahrscheinlichkeit, für sein gutes Geld auch die gewünschte Nummer zu erhalten, eher niedrig halten. Halten Sie es, wie Sie wollen, liebe Leser, ich pfeif auf die Auskunft!
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