von Vivienne – Juli 2004
Über den Zwang beim Helfen
So schnell kann es passieren. Mitten am Tag läutet es bei Ihnen an der Haustür. Ein netter Mann mit einem Ausweis vom Roten Kreuz steht vor Ihnen, als Sie öffnen. Beredt erzählt er Ihnen von der Situation beim RK, dass es an allen Ecken und Ende fehlt und das Bild, das er zeichnet, rührt an Ihr Herz. Schon denken Sie daran, Ihre Geldbörse zu zücken und dem guten Mann ein paar Euro für den guten Zweck in die Hand zu drücken. Aber weit gefehlt! Denn dem Herrn vom RK geht es nicht um ein paar Euro, nein, Sie sollen sich gleich knebeln lassen: sprich fix einen Betrag monatlich vom Konto abbuchen lassen, bis auf weiteres
Wenn Sie das für einen schlechten Scherz halten, dann irren Sie gewaltig. Mit Peanuts gibt sich das Rote Kreuz nämlich schon lange nicht mehr zufrieden so berichtete mir erst kürzlich eine Freundin über das unmoralische Angebot eines Mitarbeiters beim RK. Wer immer dem RK jetzt helfen will, der muss erstens tiefer in die Tasche greifen und sich zweitens längerfristig binden da fährt kein Zug dran vorbei. Ob sich das Rote Kreuz auf diese Weise nicht um viel mehr Geld bringt, als es durch abbuchungswillige Spender wieder einnimmt, kann ich nicht beurteilen. Eine gewisse Arroganz spricht auf jeden Fall für mich daraus, eine Arroganz, die mir ein uralt scheinendes Sprichwort in Erinnerung ruft: wer den Groschen nicht ehrt,
Möglicherweise hat man beim Roten Kreuz aber einfach umdisponiert, weil wir ja nun den Euro eingeführt haben. Aber wie auch immer: diese gemeinnützige Organisation ist nicht die einzige, die mittlerweile auf steten Geldfluss setzt. Ein Ehepaar bei uns in der Nachbarschaft, schon eine Weile in der verdienten Pension, hat sich nach einem Anruf für eine Dauerspende bei CARE überreden lassen. Zehn hart ersparte Euro im Monat werden den nicht gerade wohlhabenden Rentnern abgezweigt, aber damit nicht genug flattern den beiden auch in regelmäßigen Abständen neue Bettelbriefe von CARE ins Haus. Mit erneuten, dringlichen Bitten um Geld. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass das Ehepaar einfach zu gut ist, um sich jedes Mal zu verweigern. Obwohl die beiden manchmal schon genervt scheinen durch den ewigen Druck auf die Tränendrüse
Kein Zweifel, gerade um die Weihnachtszeit bemerkt man es immer besonders gut: der Konkurrenzkampf um die Gelder der spendenfreudigen Österreicher ist groß. Vor allem auch, weil die wirtschaftliche Situation im Land so angespannt ist. Bei der Spendenbereitschaft ist immer am deutlichsten zu erkennen, wie gut oder wie schlecht es den Leuten geht. Aber ist es okay, dass man den Leuten bei den durchaus nachvollziehbaren Bemühungen um finanzielle Unterstützung sogar auf die Zehen tritt? Wobei ich dem Mann an der Tür oder der Dame am Telefon selber keinen Vorwurf machen will die machen nur ihren Job, sie werden bezahlt dafür, dass sie beredte Worte finden, die die Spendenfreudigkeit der Leute erhöhen.
Solche Avancen darf man im Grunde nicht persönlich nehmen, da man austauschbar ist, im positivsten Sinn des Wortes. Dafür kommen bei mir die Organisationen selber nicht gut weg, denn Konkurrenzkampf hin oder her solche Methoden passen nicht für ein seriöses Unternehmen. Und ich selber kann von mir nur sagen, sie erinnern mich an das Getue eines Zeitschriftenwerbers an der Tür, der nicht und nicht verschwinden will, bis man ein Abo unterschrieben hat. Dabei legt er einem im Gespräch schon mal ein Exemplar in die Hand, das einem kostenlos gehört sobald man sich nur verpflichtet hat. Beim RK läuft es fast schon genau so, nur dass sich das eine oder andere Muatterl eben den Himmel damit zu erkaufen glaubt.
Saubere Methoden, und man darf nur hoffen, dass das Rote Kreuz und ähnliche Organisationen mit derartigen Methoden auf Dauer kein Glück haben. Ich persönlich bin sicher nicht willens, mir sozusagen auf Cent genau vorschreiben zu lassen, wie viel ich für wie lange mindestens spende. Vielmehr gehe ich sogar so weit, dass ich sage: ich bestimme, ob und wie viel ich gebe, und wer mir da Vorschriften machen möchte, geht gleich leer aus. Leider gehör ich mit dieser Bestimmtheit eher zu einer Minderheit (auch wenn das bisher nicht so viele Leute glauben wollten ), die sich nichts dreinreden lässt. Der Rest wird sich aber breitklopfen lassen oder mangels finanzieller Mittel ein schlechtes Gewissen haben für nichts und wieder nichts! Angesichts dessen frage mich nur mehr: geht es dem RK (bzw. ähnlichen Organisationen) eigentlich noch um die Menschen selber?
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