Neue Bohnen Zeitung


von Vivienne  –  Mai 2004



Verrückte Welt

Wenn Sie, liebe Leser, speziell meine Geschichten aus der „Bunten Welt“, in den philosophischen Beiträgen oder aus dem „Hinterhof der Seele“ regelmäßig lesen, wird sich der eine oder andere unter Ihnen schon gedacht haben: Gibt’s das? Ist ihr das alles echt und selber passiert? Kaum zu glauben! Richtig, kaum zu glauben. Denn bei weitem nicht alles, von dem ich da in der Ich-Form in der Bohne berichte, habe ich selbst erlebt. Ehrlich gesagt – manches davon ist niemandem passiert. Da habe ich einfach meine Fantasie spielen lassen. Mag sein, dass das eine oder andere, das ich in einer Zeitung oder sonst wo gelesen oder gehört habe, mich unbewusst inspiriert hat – aber in jenem Teil meiner Geschichten haben meine Gedanken eine ganz eigene Welt geschaffen. Eine Welt, die nicht irreal scheint – alles ist möglich! – trotzdem aber kreiert in meiner Fantasie. 

Mein Talent besteht einfach darin, dass ich die Gabe habe, diese Ideen zu einem realistisch wirkenden Handlung zu verweben, die Sie, liebe Leser, fesselt und interessiert gleichermaßen. Ich hoffe, das gelingt mir immer wieder. So manche Geschichte, die ich veröffentlicht habe, ist aber schon passiert, aber nicht mir, sondern anderen Leuten. Ich kann sehr gut zuhören und merke mir viel und mit der einen oder anderen Erzählung gehe ich lange „schwanger“, bis ich an einem Abend oder an einem Wochenende „meine Version“ der Dinge in die Tastatur des Computers hämmere.

Wohl gemerkt, meine Version, ich würde normalerweise nie eine sehr persönliche Geschichte eins zu eins in der Bohne veröffentlichen. Dass es dennoch schon passiert ist, lag daran, dass eine Bekannte, die mir die bitteren Erfahrungen ihrer Freundin anvertraute, darum bat. Also konstruierte ich nur eine Rahmenhandlung, aber sonst hat sich wirklich alles so zugetragen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass sie sich von den restlichen Geschichten – in welcher Form ich sie nun auch zu Papier gebracht habe – nicht unterscheidet. Sie fügt sich nahtlos ein, und die eine oder andere Geschichte, die derart entsteht, wird wohl demnächst noch kommen.

Was aber nicht heißen soll, dass auf der Welt nicht genug Kurioses passiert, das man nicht glauben möchte. Und dennoch schlägt die Realität die Fantasie des  Menschen – ob es nun die der (vergleichsweise) unbedeutenden Vivienne oder gar die eines Drehbuchautors aus Hollywood ist – immer wieder. So erinnere ich mich immer wieder an die Geschichte einer früheren Kollegin, die mir von ihrer geplanten Auswanderung erzählte – fast schon Stoff für einen Film. Die Frau, eine Alleinerzieherin, hatte sich das Ziel gesetzt, mit den beiden Kindern nach Australien auszuwandern. Ihre Beziehung war gescheitert, rundherum nur triste Erinnerungen – sie wollte aus diesem Grund alle Zelte in Österreich abbrechen.

Eine Freundin versprach ihr, sich um die notwendigen Papiere für die Einwanderungsbehörden – darunter auch eine Aufenthaltsgenehmigung – zu kümmern. Eine Hilfe, die meine damalige Kollegin sehr gerne annahm. Sie kündigte, meldete die Kinder von der Schule ab und löste ihre Konten auf. Nach der Landung in Australien fielen die Träume der kleinen Familie wie ein Kartenhaus zusammen: Noch am Flughafen stellte sich heraus, dass die vermeintliche Freundin alle Unterlagen gefälscht hatte, und das sogar sehr realistisch. Können Sie erahnen, was in diesen Momenten im Kopf dieser Frau vorging?

Schließlich entschloss sie sich, mit dem nächsten Flieger zurückzukehren. Man hatte ihr zwar bei der Einwanderungsbehörde versichert, sie würde alle Unterlagen auch hier bekommen, wenn auch mit einigen Wochen Wartezeit, aber die Lust auf’s Auswandern war dieser Kollegin vergangen. Vielleicht hatte sie auch vor, ihrer Freundin ein paar „nette“ Dinge zu sagen, aber darauf ging sie in ihrem Bericht dann nicht näher ein. Als Teil einer Fernsehserie etwa würde man als aufgeklärter Zuseher solche Sequenzen mit Kopfschütteln kommentieren, aber sie ist wirklich passiert. Mit solchen Erlebnissen geht man als Betrogene nicht unbedingt „Hausieren“…

Jene Menschen nämlich, die sich solche Betrügereien und Ärgeres gegenüber anderen leisten, rechnen auch fest damit, dass den Betroffenen nicht geglaubt wird – einfach wegen der Ungeheuerlichkeit des Ganzen. Es liegt in der Natur der Menschen, dass sie ganz schlimme Dinge einfach nicht wahrhaben wollen. Mobber vertrauen ja auch immer fest darauf, dass ihre Opfer nicht ernst genommen werden – aufgrund des Zusammenhaltes der Mobber untereinander und der angeknacksten seelischen Verfassung des Kollegen oder Kollegin, den oder die man auf diese Weise loswerden möchte. Womit wir bei einem Thema sind, dass oft in meinen Beiträgen vorkommt. Ich selbst bin auch schon gemobbt worden, aber ich habe auch sehr viele Berichte und Erfahrungen von anderen verarbeitet.

Mobbing ist eine der abscheulichsten Formen, wie Menschen miteinander umgehen können, und lebt davon – siehe oben – dass eine Gruppe einen einzelnen, einen Außenseiter fertig macht. Schlimm, wenn sich derartige Geschichten, wie ich sie gar nicht erfinden könnte, schon in Schulen abspielen. Vor einigen Tagen berichtete unser ORF-Lokal-Fernsehen von einem 9jährigen Buben, der nun mehr seit kurzer Zeit eine Langensteiner Schule besucht. Dieser wurde nämlich in der vorherigen Schule von den Schulkollegen und deren Eltern gemobbt, bis er und seine Mutter in den Bezirk Perg übersiedelten. Der Bub ist hyperaktiv und Scheidungswaise, und tat sich deswegen schwer, das alles zu verarbeiten und sich in die Schulgemeinschaft einzufügen. 

Man hat es ihm nicht leicht gemacht, im Grunde sogar unmöglich. Unsere Gesellschaft, in ihrer Präpotenz, geht sehr hart mit Leuten um, die „anders sind“, wie immer man das nun definieren möchte. Denn anders ist jeder Mensch in einer gewissen Art und Weise – nur  wer bestimmt die Regeln, nach denen der eine ausgegrenzt und der andere akzeptiert wird? Aber wie ich schon sagte, liebe Leser, so fantasievoll kann Ihre Vivienne gar nicht sein, dass Sie nicht von der Wirklichkeit übertrumpft wird. Der Stoff für meine Geschichten, Ideen und Anregungen für neue Beiträge werden mir sicher nicht ausgehen…

Vivienne

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