von Vivienne – August 2004
Wenn das Leben so einfach wäre!
Sommerzeit ist Zeit der Liebe, der Romantik und der Flirts! Ob ernsthafte Beziehung, Seitensprung oder einfach ein oberflächliches Techtelmechtel alles ist erlaubt, wird probiert und macht Spaß! Aber halt, ist das wirklich immer so? Betreffen meine Aufzählungen nicht vielmehr fast schon die Inhaltsangaben aus diversen (bundesdeutschen) Liebeskömodien, wie sie uns das ganze Jahr über mehr oder weniger den Alltag verschönern? Geballt lässt jeder Privatsender solche Werke produzieren, die beim Publikum mit Lieblingen wie Heio von Stetten, Sophie Schütt oder Christine Neugebauer punkten. Herz, was begehrst du mehr? Ein paar hübsche Larven, liebenswerte wenn auch nicht immer ganz glatte und sehr menschliche Charakter und ein leicht durchschaubarer Plot, der zwar über etliche Verwicklungen aber nichts desto Trotz sicher den Hafen ins Happy End ansteuert
Es lebe, das Leben, es lebe die Liebe! Ja, wenn es halt im wirklichen Leben auch so wäre, denn die Realität sieht oft anders aus. Immer mehr Singlehaushalte, Heiratsinstitute und Singletreffs boomen. Kein Mensch will auf Dauer allein sein, eine Beziehung zu leben ist er aber trotzdem oft nicht imstande zu leben, zumindest nicht für längere Zeit und die Schwierigkeiten, die zwischen zwei Liebenden auftauchen, sind halt oft nicht so banal und eindimensional leicht lösbar wie im Film. Ganz abgesehen davon, dass man mit seinem Traumpaar höchstens 90 Minuten bangen muss bis Amors Pfeil endlich die richtige Wirkung zeigt. Selber leidet man bei Beziehungsknatsch viel länger und die Gewissheit der erwiderten Liebe oder gar die Bereinigung so mancher Troubles sind alles andere als gewiss Schmetterlinge im Bauch stellen sich schnell mal ein, wenn man auf eine gleich gesinnte Seele getroffen zu sein scheint, aber dieses momentane Glücksgefühl ist meistens nur der Beginn einer schier endlosen Seelenkonfusion, himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt, in der man alle seine Abgründe durchlebt und doch immer wieder hofft.
Ich möchte jetzt keine großartige negative Kritik an diesen luftigen Streifen anbringen. Ganz im Gegenteil. Auch Ihre Vivienne, liebe Leser, gönnt sich hin und wieder, wenn es passt, so eine nette Komödie, lacht und träumt mit den Protagonisten und schreibt bisweilen auch einen neuen Beitrag nebenbei über ganz etwas anderes. Belanglose Unterhaltung, um den Alltag ein wenig aufzuhellen, um sich vom Stress zu erholen und seine Probleme etwas zu vergessen ohne sich wirklich aufregen zu müssen. Eigentlich eine tolle Funktion, wenn ich ehrlich bin, und um der Wahrheit genüge zu tun: Heio von Stetten könnte mir sogar gefallen wenn ich mir öfter Filme mit ihm anschauen würde. Da ich ehrlich gesagt mit dem PC verwachen bin, halte ich es aber nicht lange ohne diesen aus und vor die Wahl gestellt, mich zwischen TV-Gerät und PC gestellt würde ich mich ohne mit der Wimper zu zucken gegen das Patschenkino entscheiden. Irgendwie hab ich mir mit der Arbeit bei der Bohne meine eigene Realität geschaffen und kreiere lieber selber als mich von TV-gerechten Märchen verwöhnen zu lassen.
Trotzdem erfüllen diese Geschichten sicher eine sehr wichtige Funktion den Menschen zu unterhalten und zu fesseln und ihm den Alltag zu versüßen ist unglaublich wichtig, und das meine ich gar nicht zynisch. Ganz im Gegenteil nur Dokumentationen und Hintergrundberichte von den Kriegsherden der Welt wären noch viel anödender und deprimierender. Es ist völlig legitim, kurz aus dem Alltag zu fliehen, wenn man es nicht verabsäumt, zu begreifen, dass das ganze Leben nicht nur ein Traum ist. Allerdings erinnert mich diese Flut von romantischen Komödien im TV auch daran, dass die Idee, auf diese Weise die Menschen zu berieseln und glücklich zu machen, ja nicht ganz neu ist. Speziell in den 50er Jahren schwappte diese Welle besonders hoch, Peter Alexander und Vivi Bach oder Rudolf Prack und Winnie Markus etwa hießen die Traumpaare von einst, von denen es zahllose gab, die allerorts ihre Fans und Bewunderer hatten.
Zum Unterschied zu damals lockt man heute die Massen weniger ins Kino als vielmehr vor die Fernsehgeräte, erste Reihe fußfrei. Bei Chips, Schokolade und vielleicht einem Glas Wein lässt es sich gut kuscheln, vor allem wenn frau ein gleich gesinntes männliches Pendent zum Schulter anlehnen bei der Seite hat. Man muss halt nur ganz ehrlich doch auch anmerken: sehr realistisch sind diese Filme wirklich nicht, die Handlung wird oft so verwicklungsreich wie haarsträubend konstruiert und manchmal muss man für sich selber zur Kenntnis nehmen, dass das große Glück eben doch nicht so sicher wie das Amen im Gebet kommt und man oftmals durch die Finger schaut, wenn man um die Zuneigung eines geliebten Menschen kämpft. Andererseits ist das eigene Leben dann auch nicht so intrigenreich und komplex wie im Fernsehen. Und man findet bei einer Enttäuschung auch sehr rasch Trost in der Tatsache, dass der Single Blues keine Melodie für alle Zeiten sein muss Auf zu einem neuen Anlauf!
Die nächste romantische Fernsehkomödie kommt jedenfalls sicher auch
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