von Vivienne – Mai 2004
Zukunft ohne Männer?
Richtig Interessant, was man neulich in den Zeitungen lesen konnte: Erstmals gelang es im Labor eine Maus am Leben zu halten, die – man traut sich gar nicht, das nieder zu schreiben zwei Mütter aber keinen Vater hat. Schock lass nach wie ist so was möglich? werden sich viel fragen. Nicht einmal so unkompliziert, wie man meinen möchte. Der Eizelle eines Mäusemädchens wurde das Erbmaterial einer anderen Mäusin injiziert, es fand eine Verschmelzung der Chromosome statt, durch die in weiterer Folge man versuchte dieses makabre Projekt ja nicht nur einmal einige Mäusebabys geboren wurden.
Eines der Tiere überlebte eben jene Maus, die dieser Tage den Medien präsentiert wurde. Frankenstein lässt grüßen, bei den Möglichkeiten, die sich damit auftun. Als erstes kam mir dabei in den Sinn, wie sehr lesbische Paare von diesen Möglichkeiten profitieren. Bisher mussten zwei Frauen, die sich Nachwuchs wünschten, ja den Umweg über einen Mann gehen. Es kam nicht selten vor, das sich zwei gleichgeschlechtliche Paare, eines mit Frauen, eines mit Männern zusammentaten und den gemeinsamen Nachwuchs (in der Klinik über künstliche Befruchtung) produzierten, austrugen und dann aufteilten. Beinhartes Geschäft.
Aber jetzt nicht mehr nötig, speziell dann, wenn diese oben angeführte Methode verfeinert wurde und ähnlich wie Invitrofertilation fast schon aus dem FF durchgeführt werden kann. Zweifelsohne zeigt dieser Versuch, dass wir Frauen in Zukunft auch ohne Männer Nachwuchs haben können, zwar nur weiblichen, aber immerhin. Anders bei den Männern, da zwei Spermatozoen nicht verschmelzen können. Eine Eizelle ist in jedem Fall notwendig, auch wenn man dieser all ihr Erbmaterial entnimmt, und es durch das Erbgut zweier Männer ersetzt. So weit vorstellbar für mich als Laien. Heißt das, dass die Zukunft weiblich ist?
Im ersten Moment ist das etwas starker Tobak, aber wie der Zufall so spielt, konnte ich erst vor zwei Tagen im Fernsehen, auf VOX, um genau zu sein, eine interessante Tiersendung verfolgen, bei der sich mir schlichtem Gemüt die Haar aufstellten. Vorgestellt wurde zunächst eine Echsenart, bei der es die Weibchen im Laufe der Generationen geschafft haben, ohne Männchen zu überleben und Nachwuchs zu produzieren. Sie haben richtig gelesen. Die Weibchen legen Eier, aus denen weibliche Babys mit identem Erbgut der Mutter schlüpfen, sozusagen natürliche Klone.
Es kommt noch besser. Das einzige Problem, dass die Weibchen dabei haben, besteht darin, dass sie zwar kein Männchen aber doch eine gewisse Stimulation benötigen, damit es zum Eisprung kommt. Für diese Stimulation sorgt ein anderes Weibchen, dass die werdende Mutter besteigt und mit den Bewegungen und Berührungen, eben wie ein Männchen, dafür sorgt, dass der Körper der Echse mit dem Heranreifen von Eiern reagiert. Man mag es kaum fassen, was in unserer Natur möglich ist. Männchen gibt es in dieser Population praktisch nicht mehr, sie sind ausgestorben, während die Weibchen überlebt haben, flexibel auf ungünstige natürliche Gegebenheiten reagieren konnten.
Wenn Sie aber jetzt glauben, das wäre das einzige derartige Beispiel in der Natur, dann haben Sie sich geirrt. Auch bei einigen Fischarten demonstrieren die Weibchen, dass es auch ohne Männchen oder ohne komplizierte, künstliche Eingriffe in die Natur geht. Hoch interessant, sich mit diesen Gegebenheiten auseinander zu setzen, denke ich. Eine Welt ohne Männer? In gewisser Weise denkbar, wenn man Forschung und Tierwelt gleichermaßen betrachtet, aber – auch erstrebenswert? Das glaube ich eigentlich nicht.
Im Grunde ist es ja das Gegensätzliche, das andere, das wir in dem Menschen suchen, den wir lieben, mit dem wir eine Beziehung führen. Wollte ich rein hypothetisch – mit einer Frau ein Kind haben? Eine schwierige Frage, schon deshalb, weil ich nicht lesbisch bin, ich andererseits aber auch noch keinen Mann gefunden habe, mit dem ich ein Kind haben wollte. Trotzdem ehrlich, ich würde die natürliche Methode bevorzugen. Es wäre schwer vorstellbar für mich einen Klon von mir (um Gottes Willen!) oder ein Baby mit dem Erbgut einer anderen Frau auszutragen. Braucht nicht ein Kind, egal ob Bub oder Mädchen, einen Vater, einen Vaterfigur, bei dem es Schutz sucht, zu dem es aufblicken kann? Ich denke doch
Wie weiter oben angeführt: für lesbische Paare sicher ein Schritt in Richtung gemeinsames Kind. Möglicherweise auch interessant, wenn es um Träger von Erbkrankheiten geht, die ein Paar auf diese Weise vermeiden möchte. Andererseits aber vielleicht auch nur ein wissenschaftlicher Versuch, irgendwann die perfekte Frau zu schaffen: die Lippen von Angelina Joli, das knackige Hinterteil von Jennifer Lopez, die Augen von Cameron Diaz, warum auch sonst, sollten männliche Forscher den Nachwuchs von zwei Weibchen schaffen, mit Beispielwirkung? Vielleicht geht es nämlich um ganz etwas anderes
Link: Alle Beiträge von Vivienne