ROCK- UND POP-LEXIKON
von Vivienne – August 2004
Falco, Teil 1
Falco, bürgerlich Johann Hölzl, war ein österreichischer Sänger und Musiker, und dies Attribute allein drücken nur sehr unzulänglich aus, was er wirklich war und ist: nämlich der erste und einzige wie größte Popstar, den Österreich jemals hervorgebracht hat. Falco war verrückt, arrogant und daneben unsagbar verletzlich, er lebte exzessiv in allen Höhen und Tiefen des Lebens und war gerade deshalb so genial wie keiner zuvor oder nachher. Was kaum jemand weiß: Falco war eines von drei Babys, zu denen seine Mutter schwanger war, aber sie verlor zwei davon als Fehlgeburt. Wie durch ein Wunder überlebte das dritte und am 19. Jänner 1957 kam Falco zur Welt und bleib das einzige Kind seiner Eltern, die sich später trennten. Ein Mann, mit dem das Schicksal offensichtlich mehr vorhatte, hing doch sein Leben schon so früh an einem seidenen Faden.
Hans, wie er damals noch hieß, hatte schon früh künstlerische Ambitionen. Bereits während seiner Schulzeit spielte er in einer Band. Nach seinem Wehrdienst studierte er einige Zeit am Wiener Jazz-Konservatorium, brach dann jedoch ohne Abschluss ab. Im 1977, als er in Berlin lebte, traf er den Entschluss, sich von nun an Falco zu nennen, nach dem DDR-Schisprungstar Falco Weissflog, der ihn so beeindruckt hatte In den Jahren 1977 – 1979 spielte er als Bassist bei der Gruppe Halluncination Company, 1979 stieß er dann zur wohlbekannten Truppe Drahdiwaberl (Kennt noch jemand Plöschberger?). Parallel dazu spielte er mit einigen anderen Drahdiwaberl-Mitgliedern bei einer Band namens „Spinning Wheel“, dort spielte er nicht nur Bass sondern sang auch. Mit der Zeit wurde diese Gruppe in Österreich recht erfolgreich und bekannt.
1980 wurde der Wiener Produzent Robert Ponger auf ihn aufmerksam, mit diesem produzierte er die Single „Der Kommissar“, später einer der bekanntesten Songs der Neuen Deutschen Welle, in deren Sog der Falke fulminant durchstartete. Mit dieser Single landete er 1981 einen Welthit, sie erreichte in fast allen europäischen Ländern Platz 1 der Charts und in Kanada errang er dafür sogar Goldstatus. Insgesamt verkaufte sich Der Kommissar weltweit 7 Millionen Mal. Eine Coverversion davon eroberte den amerikanischen Markt und erreichte den respektablen Platz 5 in den Billboard Charts. 1982 erschien dann das dazugehörige Album „Einzelhaft“, auf dem sich weitere Hits wie „Helden von Heute“, „Auf der Flucht“ und „Hinter uns die Sintflut“ befanden. Der Star Falco war geboren.
Das zweite Album „Junge Römer“, das ebenfalls von Robert Ponger produziert wurde, erschien 1984. Schon im Voraus erhielt es große Vorschusslorbeeren, wollte doch Hölzl damit richtig auch in Amerika durchstarten. Das Album war dann aber – verglichen mit dem Debütalbum und im Zuge der großen Erwartungen – kein großer kommerzieller Erfolg: Lediglich in Österreich verkaufte es sich einigermaßen. Nur die Single Kann es auch mal Liebe sein, die Falco notgedrungen mit Desiree Nosbusch neu aufnahm, punktete auch bei den deutschen Nachbarn, zumindest ein wenig. Erst Jahre später wurde diesem Album die Anerkennung zuteil, die es dank seiner musikalischen Leistungen, wie dem gleichnamigen Titelsong oder „Brillantin‘ Brutal“, „No Answer (Hallo Deutschland)“ oder „Hoch Wie Nie“ verdient.
Bedingt durch den Flop wechselte Falco 1985 zu dem niederländischen Produzenten-Brüderpaar Rob und Ferdi Bolland, bekannt durch Youre iin the Army Now. Der Rest ist Geschichte. Mit diesen beiden Musikern produzierte er das Album „Falco 3“, das ihn dank Hits wie „Rock me Amadeus“, „Vienna Calling“, „Tango the Night“ oder dem skandalösen Jeanny, Part I (Der Song erhielt wegen angeblicher Verherrlichung eines Sexualmordes unter anderem in Deutschland Sendeverbot!) endgültig zum Weltstar machte. Im März 1986 gelang Falco schließlich, wovon jeder Popstar träumt, er belegte mit „Rock me Amadeus“ (genauer gesagt mit dem Canadian Mix) für 3 Wochen Platz 1 der amerikanischen Billboard Charts. Selbst das Album Falco 3 hält sich in den dortigen Albumcharts unerwartet lange Zeit auf den vorderen Plätzen. Doch dieser Erfolg wurde für Falco letztlich eine schwere Belastung, weil ihm zunehmend bewusst wurde, dass er diesen Erfolg nicht mehr toppen würde können. Er selbst hatte sich die größte Hürde in seine weitere Karriere gelegt.