Depressionen.
Volksleiden.
Tabuthema.
Ich habe Depressionen.
Seit meiner Kindheit.
Der Übergriff eines Perversen.
Er hat meine Seele so verletzt.
Dass ich noch heute leide.
Und einen Schutzpanzer trage.
Mit meinem Gewicht.
Mein Körper.
Der nie model-like sein wird.
Entspricht keinen Normen.
Nicht einfach in einer Zeit.
In der Männer Magersüchtigen nachlaufen.
Verkehrte Welt.
Müsste man fast sagen.
Aber der Standard.
Er wurde gelegt.
Für die nächsten Jahre.
Und ich.
Ich werde ihn nie erreichen…
Ich habe Depressionen.
Und wurde gemobbt deswegen.
Weil ich offen dazu stand.
Ausgerechnet bei einem Kurzzeit-Job.
Auf dem Arbeitsamt.
Vor vielen Jahren.
Seither schwieg ich.
Bemäntelte das Ganze.
Denn eines hatte ich gelernt.
Depressionen zu haben.
Heißt nichts anders als.
Du bist so gut wie gestört!
Ich habe Depressionen.
Und so alle paar Jahre.
Da kommen Schübe.
Verbunden mit der Lebenssituation.
Nicht einfach.
So ein Schub.
Ist eben wieder vorbeigegangen.
Er dauerte über zwei Jahre.
Mit Unterbrechungen.
Ich war keinen Tag im Krankenstand.
Deswegen.
Ich funktionierte.
Ich versuchte zu funktionieren.
Wie immer.
Ich war noch nie im Spital.
Deswegen.
Vielleicht bin ich doch stärker.
Als ich immer glaube…
Ich habe Depressionen.
Und schlimm ist.
Wie andere Leute das betrachten.
Wie sie mir helfen wollen.
Ohne eine Ahnung zu haben.
Ohne den Hauch einer Ahnung.
Als wollte mich ein Blinder.
Über die Straße führen.
Bei starkem Verkehr…
Ich nehme es zur Kenntnis.
Und gehe meinen Weg.
Wie bisher.
Denn die.
Die ich wirklich brauche.
Die mir wirklich helfen.
Die weiß ich an meiner Seite…
Ich habe Depressionen.
Und die sind unheilbar.
Sie werden immer wieder da sein.
Manchmal mehr.
Manchmal weniger.
Und ich werde weiter kämpfen.
So sehr ich kann.
Weil es sich lohnt zu leben.
Trotz allem.
Auch ohne Gardemaße.
Unangepasst.
Polarisierend.
Schwach.
Und doch unbezwingbar…
Vivienne/Lilly
Hallo Lilly,
mein Computer spinnt ein wenig. Jetzt muß ich meinen Text ein 2. Mal schreiben. Sei’s drum.
Deine Gedanken zu Depressionen haben mich nachdenklich gemacht. Die letzten 3 Jahre waren für mich sehr anstrengend und haben mich nervlich fertig gemacht. Ich war jetzt 6 Wochen in einer Tagesklinik, um seelisch wieder zu Kräften zu kommen. Die Zeit hat mir sehr gut getan. Neben Ergotherapie, Sport und Entspannung gab es regelmäßig psychotherapeutische Gespräche. Ich gehe gestärkt in den Alltag zurück und nehme viele Dinge aus der Klinik mit, unter anderem die Entspannung (Autogenes Training) und das Malen, das mir sehr viel Spaß gemacht hat.
Liebe Lilly, Du brauchst nicht alleine fertig werden mit Deiner Depression. Es gibt Experten, die Dir helfen können. Eine Depression ist eine schwere Last. Sei Dir selber wichtig und gib auf Dich acht.
Liebe Grüße
Annegret